0350 - Die Rache der Großen Alten
erkennen konnte und sich darüber im klaren war, daß es sich tatsächlich um den Eisernen handelte.
Sein Aussehen war unverkennbar. Die gewaltigen, auf seinem Rücken wachsenden Flügel, das Gesicht mit den edlen Zügen und auch das Schwert, das er in einer Scheide bei sich trug. Er war nur ein wenig anders gekleidet als sonst, denn eine Tunika hatte Suko bei seinem Freund noch nie zuvor gesehen.
Das Gesicht blieb ausdruckslos, als der Eiserne Engel vor dem Inspektor schwebte und ihn anblickte. Etwas ging von dieser Gestalt aus, das auch Suko empfing, und er verzog die Lippen zu einem Lächeln, weil er den Eisernen somit animieren wollte, ihm ebenfalls freundlicher zu begegnen.
Das gelang ihm nicht. Die Züge des Eisernen blieben unbewegt.
Nur seine Augen zeugten davon, daß er lebte, denn sie hatten die anfängliche Starrheit verloren.
»Sag doch was!« forderte Suko. »Bitte, du mußt…«
Der ungewöhnliche Besucher innerhalb dieser Dimension schwieg sich aus. Dafür übernahm ein anderer das Wort. Es war Claude Renard, der sich plötzlich beschwerte. »He, was soll das denn? Haben wir Besuch von einem Vampir bekommen?«
»Sei ruhig!«
»Verdammt, Suko, der sieht aus wie ein Vampir.« Renard ächzte nach diesen Worten. »Von hier aus wenigstens.«
»Halt den Mund!« fuhr Suko den Mann an. »Dieser Besucher, der beileibe kein Vampir ist, wird uns helfen. Hast du verstanden? Er wird uns aus der Patsche befreien.«
»Wirklich?«
»Das hoffe ich.« Mehr konnte und wollte Suko auch nicht sagen.
Bisher hatte der Eiserne Engel noch nichts in dieser von dem Chinesen gewünschten Richtung unternommen.
Zudem überlegte der Chinese, woher der Eiserne so plötzlich gekommen war. Wie hatte es ihm möglich sein können, die Grenzen zwischen den Dimensionen ohne Schwierigkeiten zu überwinden?
Okay, der Eiserne war etwas Besonderes, ein Kämpfer noch aus der Blütezeit des Kontinents Atlantis, er spielte auch mit Raum und Zeit, überwand diese Grenzen, aber die Dimension, in der Suko und Claude steckten, war nicht irgendeine.
Das hier war die Hölle!
Und der Eiserne Engel war in sie eingedrungen, als wäre sie ein Nichts und hätte keine Grenzen.
Ein Phänomen, wenigstens für Suko. Und es hatte keinen gegeben, der sich dem Eisernen Engel in den Weg gestellt hätte. Weder Asmodis noch Luzifer oder die Große Mutter.
Suko schüttelte den Kopf. »Rede, Eiserner!« forderte er den Engel auf.
»Ich bitte dich darum, einige Worte zu sagen. Was hast du erlebt? Wie bist du in diese Welt gekommen? Woher wußtest du, daß ich mich hier…?«
Wieder bekam Suko keine Antwort. Dafür öffnete der Eiserne Engel seine Augen und schaute den liegenden Inspektor an.
Suko wich dem Blick nicht aus. Beide bohrten sich ineinander, und Suko hatte für einen Moment das Gefühl, in Augen zu schauen, die wie tiefe Seen wirkten und dem Eisernen überhaupt nicht gehörten, sondern einer anderen Person.
Der Blick war unergründlich. In den Pupillen lag die Tiefe des Alls und auch eine gewisse Portion Weisheit, die der Eiserne Engel besaß.
Suko wunderte sich nur darüber, daß der Eiserne noch immer kein Wort mit ihm gewechselt hatte und dies auch jetzt nicht tat, als er sich voranbewegte und noch näher an den Chinesen herankam.
Er hatte seine Flügel nur für einen winzigen Moment bewegt. Er stand jetzt so nah vor Suko, daß seine Gestalt den liegenden Inspektor fast völlig verdeckte.
Kräftige Arme besaß der Eiserne. Die streckte er aus. Er tat dies sehr langsam, fast genußvoll, und Suko spürte die Finger des Engels auf seinem Körper. Sie waren leicht, schnell, und sie waren zielsicher. Suko konnte sich nicht wehren, als die Finger der rechten Hand sich seinem Gürtel näherten und das hervorzogen, was der Inspektor dort hineingesteckt hatte. Er hörte noch das ihm so bekannte schleifende Geräusch, das immer dann entstand, wenn er auch selbst die Dämonenpeitsche gezogen hatte.
Diesmal besaß sie der Eiserne Engel! Er hielt sie hoch, und für einen Moment zuckte über seine Lippen ein Lächeln, bevor er die Peitsche verschwinden ließ.
Das war nicht alles. Suko mußte mit Schrecken mitansehen, daß der Eiserne bei ihm weitersuchte und auch die restlichen Waffen fand, die der Inspektor bei sich trug. Er nahm die Beretta ebenso an sich wie den Stab, durch dessen Kraft es möglich war, die Zeit für fünf Sekunden anzuhalten, wenn man ein bestimmtes Wort rief.
Bisher hatte Suko den Stab freiwillig nicht aus der Hand
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