0350 - Die Rache der Großen Alten
gleichen Weg nehmen«, sagte er. »Neben dem Haupteingang ist eine schmale Tür.«
»Okay.«
Hintereinander gingen wir her. Leila drückte mir schweigend die Waffe in die Hand. »Willst du mich noch immer zum Flughafen schleppen, Bulle?« fragte sie.
»Später.«
»Falls wir dann noch leben.«
»Bisher sieht es doch gut aus.«
Sie schwieg, denn ich half Ali, die klemmende Tür aufzuziehen, und so konnten wir die Garage verlassen. Zuerst ging Ali. Er hielt sich dicht an der linken der beiden Wände, die die schiefe Ebene begrenzten. Auf einem schmalen Gehsteig schritten wir höher, und endlich konnte ich erkennen, daß wir uns in einem großen Hinterhof befanden, der zur Rückseite hin durch einen Zaun abgegrenzt wurde.
Wenn es in dem Lokal ebenso stank wie im Hof, hätte ich da nichts essen wollen. Der Geruch von faulem Fisch wehte uns entgegen. Wir sahen das Zeug auf den Mülltonnen liegen. Einige Katzen hatten sich eingefunden und stritten sich um die Reste.
Menschen sahen wir nicht auf dem Hof. Dafür hörten wir den Lärm der morgendlichen Stadt.
Autohupen, Autoverkehr, Stimmenwirrwarr, all dies paßte in den Orient. Es war warm geworden. Sogar zu warm für diese Jahreszeit in Nordafrika. Ich fand heraus, daß der Wind aus südlicher Richtung wehte. Er brachte Saharaluft mit und sehr, sehr feinen Sand.
»Wo befindet sich denn der nächste Taxistand?« fragte Leila unseren jungen Führer.
»Da können wir nicht hin. Wir müssen einen sauberen Wagen nehmen.« Wie ein Großer rückte sich Ali seine Mütze zurecht. »Ich führe euch, ihr braucht keine Angst zu haben. Und wenn ich einen von den verdammten Banditen erkenne, gehen wir in Deckung.«
»Vielleicht haben sie auch aufgegeben«, vermutete Leila.
»Die nicht.« Ali lachte. »Die werden jetzt alle mobil gemacht haben.«
Wir hielten uns noch im Schatten der Mauer auf, und Ali schaute das Halbblut skeptisch an. »Mich würde wirklich mal interessieren, Süße, was du verbrochen hast.«
Leila schlug zu. Gedankenschnell wischte dabei ihre Hand durch die Luft, und Ali kam nicht mehr dazu, auszuweichen. Er mußte den Schlag nehmen. Ich hörte das Klatschen und sah, wie der Kopf des Jungen zur Seite flog. Allmählich rötete sich seine Wange.
Leila hatte schon wieder ausgeholt.
Diesmal reagierte ich rascher, hielt ihr Gelenk fest und drehte es herum. »Ich würde Ihnen raten, es zu lassen, sonst übergeben wir Sie wirklich den Banditen. Und das sind keine nachgemachten Lords, wie sie im Club International herumturnen. Haben wir uns verstanden, Leila?«
»Okay.«
»Dann weiter.«
Ali rieb seine Wange und bedachte Leila mit einem wütenden Blick.
Ich glaubte fest daran, daß er ihr diesen Treffer irgendwann einmal zurückzahlen würde.
Über den Zaun brauchten wir nicht zu klettern. Es gab genügend Lücken, durch die wir schlüpfen konnten.
Die Sonne brannte heiß hernieder. Bereits nach den ersten Minuten kam ich ins Schwitzen.
Wenig später wurde es schattiger. Da hatte uns Ali in eine sehr schmale Gasse zwischen zwei Häuser geführt. Wir sahen die dunklen Fensterlöcher in den Hauswänden, hörten auch Stimmen, und aus einigen Öffnungen strömte der Geruch von gebratenem Fleisch.
Unser Blick wurde nach dem Verlassen der Gasse wieder freier.
Ich sah den Turm einer Moschee. Die Spitze des Minaretts funkelte im Sonnenlicht wie Gold.
Wir befanden uns auf einer ziemlich breiten Straße, die eine Allee-Form aufwies. In der Mitte wuchsen Bäume, rechts und links war die lange Insel von zwei Fahrbahnen flankiert, auf denen der Verkehr einfach nicht abreißen wollte.
Autos aller Größen, Männer, die beladene Karren zogen oder von Eseln ziehen ließen, all das bekamen wir in einem nie abreißenden Strom zu sehen.
»Müssen wir rüber?« fragte ich.
Ali schüttelte den Kopf. »Nein, wir bleiben auf dieser Seite und kommen dann zu einem Markt. Dort stehen auch genügend Taxis, wo wir uns eines aussuchen können.«
»Ich bin dabei.«
Ein paarmal wurde ich wegen meines Gewehres schief angesehen.
Man sprach mich allerdings nicht dabei an, und wenn wir Polizisten entdeckten, gingen wir ihnen aus dem Weg.
Es war zu merken, daß wir allmählich in die Nähe des Marktes gerieten. Der Betrieb nahm zu, nicht der auf der Straße, der blieb gleich, sondern auf dem Gehsteig.
Schon bald waren wir eingekreist von Menschen, die alle das gleiche Ziel hatten.
Ich nahm eigenartige Gerüche wahr. Aus jedem Kaftan strömte ein anderer Gestank. Schweiß,
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