0351 - Jäger der Nacht
vernichten.
»Aber das hier ist etwas anderes«, hatte der Dämonenfürst gesagt. »Ihr müßt aus freiem Willen töten. Ihr müßt morden. Dadurch bindet ihr euch an die Hölle.«
»Kein Problem«, meinte Gryf in seiner üblichen, großsprecherischlässigen Art. »Zeige uns unsere Opfer, und wir werden tun, wie du befiehlst.«
»Zu gegebener Zeit«, sagte Leonardo. »Zunächst gilt es, jemanden aus dem Weg zu räumen, der mich lange Zeit an der Nase herumführte, als ich im Château Montagne residierte. Fenrir, den Wolf.«
»Das erledigen wir«, sagte Gryf.
Leonardo deMontagne lachte schallend auf. »Ihr zwei gegen einen einzelnen Wolf? Fürchtet ihr euch nicht vor seinen Zähnen und Krallen? Soll ich euch Hilfe schicken? Nein, das ist eine Aufgabe für nur einen von euch. Derjenige, der Fenrir am besten kennt, soll ihn töten.«
»Das bin ich«, sagte Teri schnell, ehe Gryf ihr zuvorkommen konnte. Sie brannte darauf, sich des Fürsten als würdig zu erweisen, seinen Ansprüchen zu genügen. Seit ihrer Wandlung brannte sie darauf, ihm zu dienen, und sie bedauerte es, daß sie Zamorra nicht hatte töten können.
Wolltest du ihn wirklich töten? Hättest du es gekonnt? raunte eine Stimme in ihr. Aber sie überhörte sie einfach und verschloß sie in den tiefsten Abgründen ihres Unterbewußtseins.
Und dann kam ihr noch eine Idee.
»Du sagtest, Fürst, wir müßten stärker werden. Würde es dir helfen, wenn ich die Kräfte eines Wolfes besäße?«
Der Dämon grinste. »Du willst, daß ich dich zur Werwölfin mache, ja? So nimm Fenrirs Fell und führe die Beschwörung durch. Dann werde ich dir diese Gunst gewähren.«
»Und ich?« maulte Gryf.
»Für dich finden wir noch eine Aufgabe, durch die du dich bewähren kannst«, sagte Leonardo deMontagne. »Gedulde dich.«
Und so hatte Teri Rheken begonnen, Fenrir zu jagen. Er war geflohen. Irgendwie mußte der Wolf, der nur noch weiträumig um die Hütte herumstrich, seit Gryf und Teri Diener der Hölle geworden waren, mitbekommen haben, was die Druidin beabsichtigte. Er floh und versteckte sich, und sie hatte Mühe, ihn aufzuspüren. Diesmal hatte sie ihn endlich erwischt, da kam dieser vermaledeite Bauerntölpel dazwischen und schoß, und um nicht selbst getroffen oder entdeckt zu werden, hatte Teri fliehen müssen. Das hatte Fenrir eine Chance gegeben. Jetzt schirmte er sich wieder ab, und sie mußte ihn erneut suchen.
Sie fragte sich, wie es möglich war, daß sie ihn nicht einmal mit einer Beschwörung bannen konnte. Es schien, als sei Fenrir für Magie unangreifbar geworden.
Aber sie wollte sein Fell. Sie wollte das Vollmond-Ritual vollziehen und, gehüllt in das Fell des Wolfes, selbst zur Wölfin werden. Zur Werwölfin.
»Ich kriege dich«, murmelte sie. »Auf Dauer kannst du mir nicht entkommen…«
***
Constabler Brick warf sich nach vorn gegen das Lenkrad und war in diesem Augenblick froh, daß er sich noch nicht angeschnallt hatte. Aber viel nützte es ihm nicht. Der Wolf erwischte ihn mit seinen Pranken an den Schultern und riß ihn gegen die Rückenlehne zurück. Ein Gebiß mit furchterregenden spitzen Zähnen schnappte nach Bricks ungeschützter Kehle. Der Constabler schrie und schlug um sich. Irgend etwas stimmte mit diesem Wolf nicht, registrierte er im Unterbewußtsein. Heißer Schmerz durchfuhr ihn. Er riß sich los, stieß die Autotür auf und warf sich nach draußen. Für ein paar Sekunden war er frei, kroch über die Straße. Aber da kam der Wolf, oder was auch immer es war, über die Lehne und hetzte nach draußen. Ein hechelnder Laut erklang, ein böses Knurren. Brick wollte schreien. Aber die Stimme versagte ihm. Mehr als ein entsetztes Japsen brachte er nicht mehr zustande. Er rollte sich herum, empfing den Wolf mit einem kraftvollen Fußtritt und gewann abermals ein paar Sekunden, als der Wolf zurückgeschleudert wurde und schrill aufjaulte. Brick raffte sich auf, taumelte ein paar Schritte vorwärts. Da prallte der schwere Körper des mordenden Ungeheuers schon wieder gegen ihn.
Da war grelles Licht und ein furchtbarer Schmerz. Etwas dröhnte laut in Bricks Ohren.
Dann stürzte er in einen endlos tiefen Abgrund. Die Schwärze nahm ihn auf.
***
Da war ein Jaulen, direkt nachdem der Motor des abfahrenden Wagens wieder verstummt war. Timothy Fairwydd runzelte die Stirn.
Sekundenlang zögerte er. Dann drehte er um und ging wieder zur Tür des Pub. Ein paar Männer sahen auf. »Was ist los, Timothy?«
»Da draußen stimmt etwas
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