0351 - Jäger der Nacht
Zudem war sie sicher, daß er es ihr nicht vergessen hatte, daß sie im Burghof von Château Montagne zusamen mit Gryf und Wang Lee gegen ihn angetreten war. Es war besser, Zamorra weiträumig aus dem Weg zu gehen…
Was sich aber nicht machen ließ, falls er tatsächlich hergekommen war, um dem Wolf zu helfen.
Also mußte Teri sich Verbündete suchen. Und sie wußte auch schon, wen sie für sich gewinnen konnte.
Die Mordbestie, die in diesem Dorf ihr Unwesen trieb. Sie würde ein guter Partner sein. Wenn Zamorra sich mit dieser Bestie befaßte, konnte Teri sich weiterhin ungestört um Fenrir kümmern.
Mit ihren Druiden-Fähigkeiten begann sie gezielt nach der Bestie zu suchen und wurde auch fündig…
Sofort machte sie sich auf den Weg, um jene zur Zusammenarbeit zu überreden
***
Der Mann war sonnengebräunt, groß und sah sportlich durchtrainiert aus. Helles Haar, ein markantes Gesicht, und unter dem geöffneten roten Hemd war eine silbrige Scheibe zu sehen, handtellergroß, an einem Silberkettchen hängend. Hinter dem Mann im weißen Anzhug betrat eine junge Frau den Raum, mit langem schwarzen, leicht gewellten Haar und in einem weißen Jeansanzug und Cowboystiefel gekleidet.
Der Mann musterte die Anwesenden, nickte seiner Begleiterin dann zu und hob grüßend die Hand. Er bahnte sich seinen Weg zwischen den Tischen und Stühlen hindurch bis zur-Theke.
»Einen Orangensaft, eine Cola bitte, Sir«, sagte er. »Wir wünschen allerseits einen guten Abend.«
»Gut kann man den wohl kaum nennen, Fremder«, sagte Branwen. Er wunderte sich, daß der Fremde, der gar nicht wie ein Waliser aussah, ihn auf wälisch angesprochen hatte. »Welche Geschäfte führen Sie denn zu später Stunde in unser Dorf?«
»Ich suche jemanden«, sagte der Mann. »Darf ich meine Begleiterin vorstellen? Nicole Duval. Mein Name ist Zamorra.«
»Wen suchen Sie?«
Der Fremde musterte Branwen eingehend. Irgendwie wirkte er trotz seines seltsamen Aussehens und Auftretens vertrauenerweckend.
»Ist hier in der letzten Zeit ein Wolf aufgetaucht?« fragte Zamorra.
Schlagartig wurde es ringum still.
»Suchen Sie etwa den? Diese Killer-Bestie? Dann sind Sie bei uns genau richtig. Sagen Sie bloß, Sie seien der Zirkusdirektor, dem das Mistvieh ausgerückt ist.«
Zamorra lächelte immer noch. »Killer-Bestie? Kaum… ich suche einen Wolf, der ziemlich friedlich ist. Er muß sich irgendwo in der Umgebung befinden, wenn ich richtig informiert bin.« Wieder wechselte er einen schnellen Blick mit seiner Begleiterin. Der Wirt bemerkte, daß Zamorras wälisch mit einem leichten Akzent behaftet war, und manche Endungen schliff er etwas zu sehr ab. »Sie sind Franzose, Fremder?«
»Meistens«, schmunzelte Zamorra, nahm seine Coke entgegen und reichte den Orangensaft an Nicole weiter.
»Ihr Glück. Wären Sie Engläder und wagten es, wälisch mit uns zu reden, flögen Sie jetzt achtkantig ’raus zu Ihrem wölfischen Freund…«
Zamorra zuckte mit den Schultern. »Sie mögen die Engländer nicht?«
»Monsieur Zamorra, denen haben wir bis heute nicht vergessen können, daß die Lord Marshers des Königs Henry VII in diesen Landstrich ein halbes Tausend wälischer Krieger nicht nur heimtückisch ermordeten, sondern ihnen nicht einmal ein anständiges Druiden-Begräbnis gewährten, sie dafür aber einfach in die schwarzen Seen und in die Caernarvon Bay werfen ließen wie Unrat!« zeigte sich Branwen von der nachtragenden Seite.
»Das ist nun aber doch schon ein paar hundert Jahre her«, bemerkte Zamorra trocken! »Reden wir lieber von dem Wolf…«
»… der seit der letzten Nacht hier auftaucht und mordet, wie es ihm gefällt, und wir können ihn einfach nicht erwischen.«
»Das kann dann aber nicht Fenrir sein«, sagte Nicole leise. »Fenrir ist doch kein Killer. Der hat doch noch nie einen Menschen angegriffen, nicht mal in seiner wilden Zeit in Sibirien…«
»Ach, Fenrir heißt das liebe Tierchen?« sagte Timothy Fairwydd bissig. »Wie süß… Monsieur, ich weiß nicht, ob Sie sich vorstellen können, was hier los ist.«
»Erzählen Sie«, bat Zamorra.
Branwen, Dermoth und Fairwydd wechselten sich dabei ab. Inspektor Morehead hörte nur zu, obgleich er die Story inzwischen kannte. Aber er versuchte Widersprüche zu finden. Dabei beobachtete er diesen Zamorra genau, der einfach so aufgetaucht war. Wer war dieser Fremde, der so gut wälisch sprach, daß man seinen Akzent kaum noch hörte? Und je länger der Franzose redete, desto
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