0351 - Jäger der Nacht
ich dich eben nur bitten.«
»Worum?«
»Es geht mir darum, einen Wolf zu finden und zu töten.«
Sie erklärte Yrene, aus welchem Grund sie hier war. Je länger sie sprach, um so mehr begann die Werwölfin Vertrauen zu fassen, gab sich schon ein wenig ungezwungener. Sie schien zu spüren, daß Teri über eine starke Magie verfügte, und daß diese Magie nicht gegen Yrene gerichtet war, zeigte sich allein daran, daß sie hier saßen und sich unterhielten. Teri hätte ein paar Dutzend Male Gelegenheit gehabt, Yrene zu überwältigen und zu töten, wenn sie ihre Feindin gewesen wäre.
»Du willst also, daß ich diesen Beschützer des Wolfes ablenke? Das dürfte kein Problem sein. Ich werde ihn zu einem meiner nächsten Opfer machen«, verkündete Yrene. »Das ist einfach… und vollkommen logisch. Ein Opfer mehr… du solltest ihn mir beschreiben, damit ich ihn bevorzugt reißen kann.«
»Stelle es dir nicht zu einfach vor«, warnte Teri. »Er ist ein gefürchteter Dämonenjäger! Weit über 300 Schwarzblütige sind ihm schon zum Opfer gefallen, und nicht einmal dem Fürsten der Finsternis selbst ist es bisher gelungen, ihn zu töten. Auch dir wird es nicht gelingen. Lenke ihn nur ab, so daß er mich nicht daran hindern kann, mir das Fell des Wolfes zu holen. Das reicht schon. Du wirst ihn leicht erkennen. Meist trägt er weiße Anzüge, und vor seiner Brust hängt eine silberne Scheibe, gefüllt mit Weißer Magie. Dieses Amulett ist das Gefährlichste an ihm, denn es schützt ihn…«
Sie ließ eine eingehendere Beschreibung Zamorras folgen. Yrene lauschte aufmerksam. Sie prägte sich die Beschreibung ein. Ihre Abneigung gegen dieses goldhaarige Mädchen war gewichen. Daß die Goldhaarige, selbst wohl bereits eine mächtige Magierin, zur Werwölfin werden wollte, machte sie Yrene sympathisch.
»Ich werde dir helfen. Ich kümmere mich um diesen Zamorra«, sagte Yrene. »Und ich wünsche dir, daß wir schon bald gemeinsam die Wälder und Dörfer durchstreifen können.« Sie beugte sich zu Teri und küßte sie auf die Wange.
»Nun werde ich dich zurückbringen«, sagte Teri. »Reiche mir deine Hand.«
Sie erhoben sich. Die Druidin ergriff die Hand Yrenes, und gemeinsam verließen sie die Waldlichtung im zeitlosen Sprung.
***
Inzwischen hatten Zamorra und Nicole Fairwydds Haus wieder erreicht. Sie betraten es und sahen sich um. Es war immer noch leer. Zamorra klopfte routinemäßig die Wände ab. Er glaubte zwar nicht daran, daß es irgendwo eine Geheimtür gab, aber man konnte nie wissen…
Aber es gab nichts.
Während er suchte, bereitete Nicole die Beschwörung vor. Sie räumte den Teppich im Korridor beiseite, zeichnete den Drudenfuß und die Vassago-Zeichen und Siegel mit magischer Kreide auf die Fußbodenbretter und stellte sich dann selbst ebenfalls in einen Schutzkreis. Man konnte nie wissen, welche Energien frei wurden und ob sie nicht zerstörerisch wirkten…
Da Timothy Fairwydd hier in der Tür zwischen Korridor und Schlafzimmer der Tochter gestorben war, das Zimmer sich aber nicht erleuchten ließ, war der Korridor der geeignete Ort.
Zamorra ließ sich im vom Zauberkreis umgebenen Drudenfuß nieder. Er brauchte sich nicht zu vergewissern, ob die von Nicole aufgezeichneten Symbole korrekt wiedergegeben waren - Fehler dieser Art gab es bei ihnen nicht. Zamorra begann, das aktivierte Amulett auf seine Aufgabe einzustimmen.
Im Zentrum begann es zu flimmern, wieder erschien die Bildwiedergabe, einem Fernsehschirmchen oder einem kleinen Spiegel gleich. Und diesmal waren die Bilder recht scharf. Die Magie wirkte.
Zamorra sah den Platz, an dem Timothy Fairwydd gestorben war. Dort mußte sich schließlich auch der Werwolf zeigen, das Mädchen, das den Vater ermordet hatte. Aber noch war dieser Platz leer. Das Amulett wanderte mit seiner Bildwiedergabe in der Zeit rückwärts, Minute um Minute. Es war ein bizarrer Anblick, wie der Tote scheinbar von rückwärts gehenden Männern ins Haus getragen und hier abgelegt wurde. Zamorra sah Nicole, sah den Inspektor und die anderen. Sie verschwanden wie in einem rückwärts laufenden Film. Dann war es ruhig. Und schließlich tauchte aus dem Zimmer der Werwolf auf, das Monster mit dem rötlichbraunen Fell. Zamorra sah es jetzt deutlich, besser als in dem telepathischen Rapport mit dem schwerverletzten Constabler. Der Werwolf machte Fairwydd den Garaus. Der Tote erhob sich scheinbar, folgte dem Werwolf ins Zimmer, schoß mit dem Gewehr auf die Bestie, die im
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