0351 - Jäger der Nacht
Fähigkeiten?«
»Mit druidischen oder dämonischen.«
»Dann wird es fast unmöglich sein, ihn zu erwischen. Wenn wir ihn haben, verschwindet er einfach, und wir stehen da.«
»Es muß jemand aus dem Dorf sein«, warf Dermoth plötzlich ein.
Zamorra und Nicole sahen ihn überrascht an. »Wie kommen Sie darauf, Mister Dermoth?«
»Sagen Sie einfach Gawain zu mir«, sagte Dermoth. »Ich habe mir da so einiges überlegt. In der letzten Nacht wurde Timothys Hund umgebracht. Timothy ist Mister Fairwydd - war es«, verbesserte er sich rasch.
»Ich weiß«, sagte Zamorra. »Der Hund wurde getötet. Und?«
»Sie kannten Spitty nicht. Das war ein Mondkalb. Der konnte zubeißen, und er konnte auch einen Mordskrach veranstalten. Aber er hat keinen Laut gegeben, obgleich der Zwinger gewaltsam aufgebrochen wurde. Was folgern wir daraus?«
»Der Hund hat nur leise gewinselt…«
»Falsch«, sagte Dermoth. »Der Hund hat mit dem Schwanz gewedelt. Sein Killer stammt aus dem Dorf. Spitty und der Werwolf müssen in einem vertrauten Verhältnis zueinander gestanden haben. Sie kannten sich, deshalb hat Spitty nicht gebellt.«
»Da ist was dran«, sagte Zamorra.
»Sie müssen sich sehr gut gekannt haben«, fuhr Dermoth fort. »Fast schon familiär. In menschlicher Gestalt, meine ich.«
»Familiär«, murmelte Nicole. »Sie meinen doch nicht etwa…?«
»Fairwydds Tochter«, sagte Nicole. »Sie ist verschwunden. Niemand außer ihr war im Haus, als Fairwydd hinüber ging, um nach dem Rechten zu sehen. Sie muß der Werwolf sein. Sie hat ihren Vater umgebracht. Und dann ist sie verschwunden.«
»Das würde verschlossene Türen und Fenster erklären«, sagte Zamorra nachdenklich. »Sie ist durch die Haustür gegangen und hat den Schlüssel mitgenomen…«
»Dafür, glaube ich, war die Zeit zu kurz«, widersprach Nicole. »Wir hätten sie sehen müssen, wie sie davonlief… außerdem spürte ich ihre Aura im Haus, als wir draußen waren. Sie muß verschwunden sein in dem Augenblick, als wir eindrangen.«
»Rötlichbraunes Fell, sagten Sie, Monsieur?« fragte Dermoth. »Yrene Fairwydd hat rötliches Haar. Rötlichbraun.«
Er schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Das würde auch den Tod des Detective Sergeants im Wald erklären. Yrene war neben ihm. Sie muß ihn umgebracht haben. Ja, verdammt. Sie kam ja auch später… das war es! Sie hat uns selbst in die Falle gelockt, und Wylfaird war dann zufällig ihr Opfer…«
»Und als Mensch konnte sie natürlich auch Bricks Wagen öffnen und drinnen als Wolf auf ihn warten«, ergänzte Nicole. »Das erklärt natürlich eine Menge. Aber warum hat sie dann den Hundezwinger aufgebrochen? Sie hätte ihn in menschlicher Gestalt öffnen können…«
»Vielleicht wollte sie sich nicht zwischendurch zurückverwandeln«, sagte Dermoth.
»Gut. Gehen wir davon aus, daß Yrene Fairwydd der Werwolf ist«, sagte Zamorra. »Es bleiben trotzdem noch ein paar Fragen. Wie alt ist das Mädchen?«
»So um die neunzehn«, sagte Dermoth.
»Tja. Warum sind dann Werwolf-Phänomene nie früher aufgetreten?« fragte Zamorra. »Warum erst jetzt? Entweder ist sie von einem anderen Werwolf gebissen worden, oder…«
»Einspruch«, sagte Nicole. »Ich spürte eine dämonische Aura. Ganz schwach nur, aber immerhin. Also ist sie nicht gebissen worden, sondern von sich aus dämonisch.«
»Nun gut. Die nächste Frage: wie konnte sie durch die geschlossene Wand verschwinden? Wenn die dämonische Aura nur schwach war, sind auch ihre magischen Fähigkeiten nur schwach ausgeprägt. Das reicht dann aber nicht für eine Teleportation.«
»Du willst darauf hinaus, daß wir es mit noch einer weiteren Entität zu tun haben?«
»Das ist anzunehmen«, sagte Zamorra. »Gewißheit bekommen wir aber nur, wenn wir die Spur aufnehmen.« Er berührte sein Amulett. »Komm, wir sehen uns das Haus mal näher an. Oder hat der Inspektor schon ein Polizeisiegel an die Tür geklebt?«
»Nicht daß ich wüßte«, sagte Nicole.
»Was haben Sie vor?« fragte Dermoth. »Kann ich Ihnen behiflich sein?«
Zamorra spürte die Unruhe des Mannes. Er fürchtete sich, aber er war bereit, seine Furcht zu überwinden, um reinen Tisch zu machen. Er wollte künftig wieder ruhig leben können, und dafür war er bereit, etwas zu riskieren.
Zamorra sah aber auch den Ring an Dermoths Hand.
»Sie haben eine Frau, Gawain«, sagte er. »Bleiben Sie hier, damit helfen Sie uns allen am besten. Und sorgen Sie dafür, daß man uns nicht
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