0352 - Der Planet des tödlichen Schweigens
Identifikationsruf", sagte Bontainer. Er sah, wie der Finger des Mannes neben ihm den Knopf drückte, sah das Band, das sich zwischen den Blöcken der Abtastköpfe hindurchschlängelte, und erkannte an den leuchtenden Kontrollampen, daß Sender und Band in Ordnung waren Mit hoher Sendeenergie strahlte das Schiff seinen Anruf hinunter auf den Planeten Roanoke. Es konnten dort keinesfalls sämtliche Antennenanlagen ausgefallen sein - das war unmöglich. Port Faberge allein besaß drei Raumhäfen. Einen zivilen, einen für die Handelsschiffe und einen militärischen. Alle drei Verwaltungen fingen seinen Funkspruch ein.
„Wieder keine Antwort, Käpten", sagte Cantrada.
In dieser Sekunde bewies Bontainer, daß er trotz seiner charakterlichen Eigenschaften ein vorzüglicher Schiffsführer war. Er schaltete mit einem schnellen Griff die Positronik ab, die den Anflug des Schiffes kontrollierte, aktivierte die Handsteuerung und stoppte die Fahrt des Schiffes. Aus dem Ringwulst brachen die Partikelströme und verzögerten den kinetischen Impuls des Schiffes. Das Lichtband, das die Geschwindigkeit anzeigte, bewegte sich am Steuerpult schnell von rechts nach links und verharrte auf dem Wert 5. Fünftausend Sekundenkilometer.
„Etwas muß geschehen sein", sagte Gilbert. „Eine Zweimillionenkolonie kann nicht ohne Sender sein."
„Aus genau denselben Überlegungen habe ich die Fahrt gedrosselt", gab Bontainer zurück und wußte, daß seine Antwort zu scharf gewesen war. „Warten wir noch etwas."
Er drehte sich zu Oomph Amber herum, starrte den Lourener an und griff dann zwischen den Körper des gläsernen Wesens und den Bezug des Kontursessels.
Dort holte er die glitzernde, schachtelförmige Positronik der Kaffeemaschine hervor und schüttelte schweigend den Kopf.
Bontainer grinste zuerst Cantrada, dann Gilbert an.
„Gut", sagte er, „daß der Kalup für Oomph zu schwer ist. Sonst müßten wir ihn eines Tages aus seiner Kabine holen und zurücktragen. Die Steuereinrichtung der Kaffeemaschine! Das ist einmalig."
Zögernd lachte Cantrada.
Oomph Amber kicherte schrill und nervös. Sein trauriges Gesicht verzog sich in einer undeutbaren Grimasse.
„Verteufelt meskarr", sagte er weinerlich.
Die drei Männer vor den Sichtschirmen begannen laut zu lachen. Die Spannung von drei Jahren machte sich in einem dröhnenden Gelächter Bahn. Plötzlich schien das Universum freundlicher zu sein, selbst für den Kapitän.
Port Faberge schwieg noch immer.
2.
Vor drei Jahren war die EX-2333 unter Leitung von Vivier Bontainer von Terra gestartet, um im Ostsektor der Milchstraße die Randwelten der Blues zu erforschen. Das Imperium dehnte sich aus und konnte es sich nicht leisten, die Umgebung nicht zu kennen. Tausende solcher Schiffe stellten Messungen an, testeten und analysierten Planeten und trugen auf diese Art winzige Bausteine zu einem Werk bei, das Zukunft haben sollte. Es würden noch Jahrtausende vergehen, bis jeder Planet der Galaxis auch nur registriert worden war. Die rund elfhundert besiedelten Welten jedenfalls waren nur winzige Inseln in dem kosmischen Ozean.
Drei Jahre lang hatte Bontainer das Schiff zuverlässig und gelassen geführt, aber ohne viel Humor und stets so vorbildlich, daß es belastend wirkte.
Und - er hatte das Abenteuer gesucht.
Was inzwischen in den anderen Teilen des Kosmos geschehen war, davon wußte niemand an Bord viel. Einige Unterhaltungen mit Schiffen, die irgendwann die Route gekreuzt hatten, einige Meldungen, die man durch Hyperraumfunk zufällig auffing ... sonst nichts.
Fast unbeweglich schien die silberne Kugel des Explorerschiffes weit vor der Fläche des Planeten zu schweben. In Wirklichkeit trieb sie mit leer laufenden Maschinen näher.
„Das macht mich mißtrauisch", sagte Bontainer und musterte das farbige Bild auf dem Schirm dicht oberhalb seines Kopfes, als könne er etwas erkennen.
Das halberleuchtete Bild des zweiten Planeten wirkte noch nicht deutlich dreidimensional. „Wenigstens einer der Sender müßte antworten."
„Ich habe durchgetestet", sagte der Funker hartnäckig. „Unsere Geräte sind in Ordnung. Hundertprozentig."
„Was kann passiert sein?" fragte Gilbert mit hörbarer Unruhe.
„Alles und nichts", sagte Bontainer unschlüssig.
„Jedenfalls sind wir auf alles vorbereitet."
Er drückte eine breite Taste nieder und begann, deutlich in das Mikrophon zu sprechen. In sämtlichen Räumen des Schiffes war seine Stimme aus den Lautsprechern zu
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