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0352 - Die Bestie von Neapel

0352 - Die Bestie von Neapel

Titel: 0352 - Die Bestie von Neapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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konnte nur mitmachen und hoffen, daß sie es überlebte.
    Sie haßte Mac Landrys aus tiefstem Herzen, und doch wußte sie, daß sie ihm rettungslos verfallen war.
    ***
    In der Tiefe hatte Amphibion seine Entscheidung getroffen. Er wollte nicht warten. Vielleicht wollte dieser Zauberer ihn betrügen. Denn er hatte keinen Zeitpunkt genannt. Amphibion mußte aber seinen Hunger stillen.
    Also wollte er auf Jagd gehen.
    Und er verließ die Tiefe wieder, sobald der Abend kam, und näherte sich dem Festland, wo das Leben pulsierte.
    Auf dem Land konnte er ebensogut existieren wie unter Wasser…
    ***
    Als die Nacht kam, wollte April Hedgeson allein sein. Sie drängte Landrys, ihren Wunsch zu respektieren. Er sah sie durchdringend an, dann nickte er. Er schien zuerst ihre Gedanken sondiert zu haben, bevor er zustimmte. Dabei wollte sie in den Stunden, die sie für sich brauchte, nichts gegen ihn unternehmen. Sie wollte einfach nur Ruhe haben. Abschalten.
    An gar nichts denken. Vielleicht würde es ihr danach besser gehen.
    Sie setzte ihn im Hafen ab.
    »Ich schätze, daß du nicht die ganze Nacht draußen bleiben willst«, sagte er. »Etwa ab Mitternacht oder besser ab eins, wenn die Geisterstunde vorbei ist«, er grinste, »wirst du mich im Hotel finden, wenn du willst.«
    »Und wenn ich nicht will?«
    »Dein Problem«, sagte er. »Du weißt, in welcher Suite ich logiere.« Er verließ die G-ALPHA. April sah ihm nach, wie er in seinem teuren, maßgeschneiderten Satinanzug davonschritt, zwischen Schatten und farbigen Lichtern hindurch. Auf verschiedenen Schiffen wurden kleine Feste gefeiert, überall erklang Stimmengewirr in allen möglichen und unmöglichen Sprachen. Musik wehte durch die Nacht. April betrat die Kommandobrücke und sah auf die Uhr. Es war elf. Rechnete Landrys allen Ernstes damit, daß sie in einer oder zwei Stunden wieder im Hotel war? Sie tastete neue Kursangaben in das Terminal. Die Motoren arbeiteten geräuschlos schallgedämpft, nur das Rauschen des Wassers an den Schiffsschrauben war zu hören. Wie ein weißes Gespenst wendete die G-ALPHA auf engstem Raum und glitt wieder aus dem Hafen hinaus.
    Was will ich da draußen? fragte sich April. In der Einsamkeit auf dem Wasser?
    Ich suche diese Einsamkeit. Ich brauche sie, gab sie sich selbst die Antwort.
    Über ihr glitzerten die Sterne. Das fahle Mondlicht warf schillernde Reflexe über das Wasser, auf das die G-ALPHA mit einem Bruchteil der möglichen Höchstgeschwindigkeit hinaus glitt. April verließ die Brücke.
    Plötzlich sehnte sie sich nach der zärtlichen Umarmung eines Freundes.
    Dieser Landrys war in der Lage, ihr sehr viel zu geben, aber das war keine Liebe. Und gerade Liebe brauchte sie jetzt.
    Aber da war niemand, der sie in die Arme schloß, weil er sie liebte, nicht weil er einen Vorteil aus ihr gewinnen und sie nebenbei noch sich untertan machen wollte.
    Ein leiser Pfeifton erklang. Das Radargerät zeichnete ein Objekt. April sah sich um. Sie brauchte nicht auf der Brücke einen der Bildschirme zu betrachten; sie sah auch so, daß ein anderes, kleineres Kajütboot die Hafenmole verließ. Offenbar machten da noch ein paar andere Leute einen nächtlichen Ausflug.
    Dahinter war das Lichtermeer von Neapel, das niemals völlig erlosch.
    Es war eine große, faszinierende Stadt im Schatten des Vulkans Vesuv.
    Glanz und Elend waren stets dicht nebeneinander. Neben prunkvollen, gepflegten Palästen, Geschäftshäusern und Banken gab es heruntergekommene Mietskasernen und verwinkelte, schmutzige Hinterhöfe, neben breiten Prachtstraßen, in denen das Echo hallte, über die Wäscheleinen von einem Haus zum anderen gespannt wurden und in denen die Taschendiebe ihre Beute zählten und teilten, die sie ein paar Straßen weiter den Reichen und Gepflegten abgenommen hatten. Licht und Schatten drängten sich auf engstem Raum. Die Autoräder, die man am Nachmittag auf einem weiträumigen Parkplatz gestohlen bekam, konnte man am nächsten Morgen für teures Geld in einer schmalen, finsteren Seitengasse im Zubehörshop zurückkaufen… Polizisten, private Sicherheitsdienste, kleine und große Gauner, Arme und Reiche, Einheimische und Touristen, Mörder und Liebespaare gaben sich ein Stelldichein in einer bunten Flut von Menschen, die die Stadt fast aus den Nähten platzen ließ. Bei Tage und bei Nacht.
    Unter anderen Umständen hätte es April einen Mordsspaß gemacht, sich in dieses Getümmel zu stürzen und sich darin zu behaupten. Aber in dieser Nacht

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