0353 - Die Vampirkutsche
erzählen können, wie sie damals niedergeschrieben worden ist.«
»Dann mal los. Ich bin gespannt, wie weit sie sich mit meinen Informationen deckt.«
Sie deckte sich und brachte noch ein paar Details mehr, nämlich daß das Schloß sieben Tage lang von den wütenden Menschen belagert worden war. Und erst als der Vampir es nicht mehr aushielt und versuchte, fliegend auszubrechen, war er eingefangen worden. Er war in eine Falle geflogen, in ein Netz, das mit einem Katapult hochgeschossen wurde und in welchem er sich verfing. Sie hatten ihn gepfählt und dann in seinem Schloß verbrannt. Sterbend hatte er einen Fluch geschrien und verkündet, daß er nach dreizehn mal dreizehn Jahren wiederkehren und die Menschen erneut knechten wolle, schlimmer als je zuvor. »Aber daran glaubt von uns keiner mehr so recht. Sicher, ich will nicht abstreiten, daß es so etwas wie Vampire gibt, und früher muß es hier in Transsylvanien schlimm gewesen sein. Eine richtige Plage. Aber ein Vampir, der gepfählt wird, ist doch tot, oder etwa nicht? Der kann doch nicht wieder aufstehen…«
»Es sei denn, jemand kommt und reißt ihm den Pflock wieder aus seinem Vampirherzen«, wandte Zamorra ein.
»Aber es war ja nicht nur das. Er ist ja auch verbrannt worden. Zu Asche zerfallen.«
»Wenn man seine Asche nicht weiträumig verstreut hat und ein Blutstropfen darauf fiel, möglichst noch dorthin, wo sein Herz war… dann steht er auch wie weiland Phönix aus der Asche wieder auf.«
»Scheußliche Aussichten«, sagte der Wirt und schüttelte sich heftig. Zamorra wechselte einen Blick mit Nicole. »Gibt es jemanden, der uns den Weg zu dieser Ruine zeigen kann?« fragte er dann. »Wir werden wohl dorthin müssen, um dem Vampir das Handwerk zu legen und ihn endgültig unschädlich zu machen.«
Salmak schüttelte den Kopf.
»Da werden Sie kein Glück haben. Niemand weiß mehr, wo die Ruine steht und ob es sie überhaupt noch gibt… und es wird auch niemand freiwillig dorthin gehen.«
»Wir bezahlen gut«, sagte Zamorra. »Und wir wissen uns und unseren Führer wirksam gegen den Vampir zu schützen.«
»Dennoch. Sie werden niemanden finden.« Jetzt endlich geschah das, was Zamorra eigentlich bereits zu Beginn der Unterhaltung erwartet hatte: Der Wirt erhob sich und schlurfte hinter die Theke. Er warf seinen beiden Gästen keinen Blick mehr zu.
»Da sitzen wir nun«, sagte Zamorra, »haben so gut wie nichts erfahren, außer, daß es an der Zeit ist, endlich einzugreifen. Es hat mindestens zwei Opfer gegeben. Aber die Wälder hier sind verflixt groß. Da können wir ein Jahr lang suchen.«
An der Theke wandte sich Joszef Vereschy um.
»Komisch«, sagte er halblaut. »Ich hab’ Sie gehört. Ich verstehe nicht, warum sich alle Fremden so danach drängen, das Schloß zu besichtigen. Reicht es nicht, daß dieser verfluchte Baron wieder da ist? Müßt ihr ihm auch noch freiwillig in die Klauen laufen? Der ist doch nicht totzukriegen, in zehntausend Jahren nicht.«
»Was macht Sie da so sicher?« fragte Zamorra.
»Der Fluch, den er geschrien hat, als sie ihm den Pfahl ins Herz schlugen«, sagte Vereschy. »Er rief, niemand könne ihn daran hindern, nach dreizehn Jahren zurückzukehren, denn er habe einen Verbündeten, der stärker sei als der Teufel selbst.«
»Oha«, machte Zamorra überrascht. Seine Gedanken überschlugen sich. Ein Verbündeter, stärker als der Teufel… da gab es verschiedene Möglichkeiten. Nein, die eine schied aus. Die DYNASTIE DER EWIGEN war um 1818 nicht auf der Erde präsent gewesen. Blieben nur… die MÄCHTIGEN…
***
In seinem mit Samt ausgeschlagenen Sarg ruhte der Vampir. Er war bereits wach; er wartete darauf, daß die Nacht kam. Er wollte es zu Ende bringen, möglichst noch in dieser Nacht. Er mußte das Ritual vollziehen, um sein Ziel zu erreichen.
Damals, als sie ihn pfählten, hatte er es fast nicht für möglich gehalten. Aber jetzt wußte er, daß sein Verbündeter ihn nicht im Stich gelassen hatte. Der, der von sich behauptet hatte, stärker als der Teufel zu sein.
»Was ist schon die Hölle?« hatte er gesagt. »Was sind schon alle Dämonen gegen mich? Ein Wesen meiner Art ist ihnen allen überlegen. Schätze dich glücklich, mich zu deinem Partner zu haben.«
Und er hatte gesagt: »Du wirst mächtig werden, und wenn du es geschickt genug anstellst, kannst du sogar werden wie ich. Du hast die besten Anlagen dazu. Ich will dir helfen und dich in deiner Entwicklung fördern. Kraft und
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