0353 - Flucht vor dem Grauen
würde selbst über Asmodis Körper ein Schauder laufen.
»Wie sollte sich das ändern? Willst du dich auf die andere Seite stellen?«
»Ja und nein. Ich bin nicht ohne Grund gekommen. Ich habe vieles sehen und beobachten können. Ich kenne die Zusammenhänge, wie du sicherlich weißt…«
»Rede schon!« verlangte Asmodis.
»Mir geht es um ihn!«
»Ha!« Es war ein wildes Auflachen, das aus dem Mund des Teufels drang. »Um ihn?«
»Ja.«
»Willst du ihn vernichten?«
»Das Gegenteil davon. Ich will ihn haben!«
Mit dieser Forderung überraschte der Spuk nicht nur den Teufel, sondern auch Suko.
Während der Inspektor schwieg, mußte Asmodis einfach reden.
Er begann seinen Kommentar mit einem Lachen. »Das darf nicht wahr sein. Du willst ihn?«
»Genau.«
»Aber ich gebe ihn nicht frei. Nein, ich habe ihn in die Hölle geholt, um ihn hier sterben zu lassen. Ich will ihn wimmern hören. Seine Seele gehört mir, hast du verstanden? Nur mir!«
»Ich weiß.«
»Dann richte dich danach!«
In die Wolke geriet Bewegung, ohne daß sie ihren eigentlichen Standort veränderte. Sie quoll von innen her auf, bevor dunkel und dröhnend die Stimme hervordrang. »Nein, ich habe einmal meinen Entschluß gefaßt und bleibe auch dabei. Ich werde diese Welt nicht verlassen, ohne daß ich meinen Plan erfüllt habe.«
»Dann willst du ihn tatsächlich mitnehmen?«
»Brauchst du darauf noch eine Erwiderung?«
»Nein, bestimmt nicht.« Asmodis schüttelte seinen dreieckigen Schädel. »Aber«, sagte er. »Du hättest ihn vielleicht bekommen, wenn wir uns woanders getroffen hätten, nur hier nicht, denn hier regiere ich. Die Brücke zwischen den Welten verbindet zwei Dimensionen. Meine und die normale Welt. Wobei ich dafür sorgen werde, daß auch die andere Welt mir bald gehören wird. Die Großen Alten haben versucht, die Hölle zu vernichten oder unter ihre Kontrolle zu bringen. Das ist ihnen nicht gelungen. Zerstört sind sie wahrscheinlich nicht, aber sie werden sich in furchtbaren Kämpfen aufreiben, und ich betrachte mich als Joker in diesem Spiel. Ein Joker aber gewinnt immer. Einen Ratschlag gebe ich dir, Spuk. Verlasse diese Welt!«
»Nie!«
Bisher war die Unterhaltung nur mehr dahingeplätschert. Mit der letzten Antwort aber hatte der Satan sie angeheizt.
Suko, der Zuschauer, glaubte auf einmal, die Spannung zwischen den beiden fühlen zu können.
Noch etwas fügte der Spuk hinzu. »Ich bin in diese Welt gekommen und werde sie auch wieder verlassen, Asmodis! Darauf kannst du Gift nehmen. Für mich gibt es nur sehr wenige Hindernisse. Deine Grenzen sind keine.«
»Dann versuche es.«
Suko wußte, daß die Lage bald eskalieren würde, und er zog sich zurück. Er wollte nicht in den unmittelbaren Streit der beiden feindlichen Parteien hineingeraten, schließlich war er waffenlos, die anderen konnten mit ihm machen, was sie wollten.
Er kam nicht weit.
Nach dem zweiten Schritt schon vernahm er das verdächtige Knirschen unter seinen Sohlen. Bisher hatte das Holz gehalten, nun gab es nach, und Suko merkte, als er das Gewicht verlagerte, wie gleich zwei Bohlen in die Tiefe fielen.
Er selbst wäre mitgerissen worden, hätte er nicht so schnell reagiert und die Arme ausgestreckt. Die suchenden Hände fanden das Halteseil und umklammerten es.
Suko spürte den heftigen Ruck bis in die Schultern. Er biß die Zähne zusammen. Nur jetzt nicht aufgeben, hämmerte er sich ein.
Auf keinen Fall nachlassen.
Er merkte selbst, wie die Brücke schwankte. Zu seiner Seite hing sie über, und Suko sah dicht vor sich das allmählich brüchig werdende Seil, an das er seine letzte Hoffnung knüpfte.
Asmodis hatte es da besser. Er hielt sich an den Stellen der Brücke auf, die noch in Ordnung waren, und der Spuk berührte überhaupt nichts.
Nur kurz drehte der Teufel den Kopf, entdeckte den hängenden Suko und ließ ein hämisches Lachen hören.
Dann kümmerte er sich um seinen Gegner!
Es sollte ein Kampf der beiden Giganten werden, wobei Suko als Beobachter fungierte und nicht eingreifen konnte. Verzweifelt bemühte er sich um eine Verbesserung seiner Lage. Mit einem Klimmzug wollte er sich höher drücken. Kraft besaß er, aber in diesem Fall reichte sie allein nicht aus. Je mehr er sich anstrengte, um so stärker gab die Brücke nach, das Seil und die Bohlen kippten ihm förmlich entgegen.
Es sah schlecht für ihn aus…
Und der Teufel griff an.
Er war ein Wesen, das man nicht einordnen konnte. Der Satan konnte von
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