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0354 - Gruft der wimmernden Seelen

0354 - Gruft der wimmernden Seelen

Titel: 0354 - Gruft der wimmernden Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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drehte sich dabei um die eigene Achse. Hinzu kam noch Pech, denn sie stolperte über die erste Stufenkante.
    Jane fiel nach vorn. Für einen schrecklich langen Moment hatte sie Angst, den Würfel zu verlieren und somit auch ihr Leben. Zum Glück ging alles glatt, denn die Schlaufe, in der der Würfel steckte, hielt. Mit den ausgestreckten Händen stützte sie sich ab und spürte Sukos Hand an ihrer Schulter, als er die Detektivin in die Höhe zog und sie zur Seite drückte. Jane kippte bis an die Wand.
    Suko rechnete damit, daß sie jetzt genug hatte, aber Jane kämpfte wie eine Tigerin. Sie wußte genau, daß sie, wenn sie den Würfel aus den Händen gab, verloren war.
    Deshalb sprang sie von der Wand weg. Da ihr der Weg zur Tür versperrt war, blieb ihr nichts anderes übrig, als in das Innere der Gruft auszuweichen. Sie hatte das Gefühl, vor ihren Augen würde sich alles drehen und sie wäre dabei der Mittelpunkt des Kreises.
    Heftig und stoßweise ging ihr Atem. Schweiß bedeckte ihre Stirn.
    Das Gesicht glänzte, und in den Augen loderte die Furcht.
    Dieser Suko, der einst ihr Freund gewesen war, kannte kein Pardon. Er war gnadenlos.
    Sie hörte sein Lachen.
    Siegessicher klang es hinter ihr auf, und als sie mit einem verzweifelten Satz den offenen Sarg übersprungen hatte, wußte sie, daß es keinen Ausweg für sie gab.
    Die Wand stoppte sie.
    Fast wäre Jane noch dagegen geprallt. Auf dem letzten Meter konnte sie ihren Schwung bremsen.
    Sie drehte sich um.
    Es war besser, wenn sie der Gefahr direkt ins Auge schaute.
    Stellen mußte sie sich sowieso.
    Und Suko kam.
    Nie hatte sie in ihrem normalen Leben Angst vor ihm gehabt. Der Chinese hatte ihr immer ein gewisses Vertrauen eingeflößt, dies war nun radikal ins Gegenteil umgeschlagen. Nun schaute sie den Inspektor aus völlig anderen Augen an. Sie sah in ihm einen gefährlichen Feind, der es darauf angelegt hatte, sie zu töten.
    Er hatte den offenen Sarg erreicht. Dort blieb er für einen Moment stehen, bückte sich und griff zur Seite, um die abgelegte Bleistiftlampe an sich zu nehmen.
    Er schaltete sie ein, drehte den Strahl vom Boden weg und in die Höhe, so daß er genau auf die angstzitternde Jane Collins fiel, die ihren Mund aufgerissen hatte, weil sie den heftigen Atem unter Kontrolle bringen wollte. Daß ihr der Oberschenkel schmerzte, nahm sie nur am Rande wahr, es zählte einzig und allein ihre Rettung.
    Sie blinzelte. So dünn der Lichtfinger auch war, er blendete sie trotzdem.
    Und Suko lachte kalt. »Nun, Jane, willst du mir den Würfel nicht schon geben?« Wieder drehte er die Hand, so daß der Strahl ein neues Ziel fand und jetzt direkt auf den Würfel gerichtet war.
    »Nie!« keuchte Jane.
    Als sie das Lachen vernahm, da wußte sie, wie sicher sich der Inspektor fühlte.
    Und Jane schaute jetzt den Würfel des Unheils an, der in der Schlaufe lag. Sie streckte ihre Arme dem Würfel entgegen. Sie wollte demonstrieren, daß sie ihn nicht hergab, holte ihn aus der Schlaufe hervor und umklammerte ihn mit beiden Händen.
    So hielt sie ihn fest.
    Suko hatte dafür nur eine spöttische Bemerkung übrig. »Ich finde es gut von dir, daß du den Würfel schon hervorgeholt hast. So ersparst du mir ein wenig Arbeit. Eigentlich ist es schade um dich, Jane. Aber du mußt verstehen, daß ich auch mal an mich denken muß. Ist doch klar, nicht? Ich bin dem Spuk zu großer Dankbarkeit verpflichtet, er rettete mich vor der Hölle, und hat nichts weiter dafür verlangt, als daß ich ihm den Würfel besorge. Du hättest in der gleichen Situation bestimmt nicht anders gehandelt – oder?«
    »Geh weg!« flüsterte Jane. »Bitte, geh weg! Ich kann dich nicht mehr sehen!«
    »Glaube ich dir, aber ich bin dem Spuk verpflichtet. Tut mir leid für dich, ehrlich. Und denke auch mal daran, was du dir alles geleistet hast. Glaubst du vielleicht, du hättest Mitleid gehabt, als du dein Hexendasein führtest? Nein, du warst darauf fixiert, dem Teufel einen Gefallen zu erweisen. Jeden Gefallen sogar. Du hast sogar gemordet und wärst nicht davor zurückgeschreckt, auch deine Freunde umzubringen. Was ich vorhabe, ist die Quittung für deine Taten oder Vorhaben. Mehr nicht!«
    Jane konnte nichts erwidern. Suko hatte im Prinzip recht gehabt.
    Dennoch durfte er den Würfel nicht bekommen. Wenn er in seine Hände gelangte…
    Der Chinese ging vor. Zeitlupenhaft waren seine Bewegungen, als er über den offenen Sarg stieg. Auf seinen Lippen lag noch immer das widerliche Grinsen.

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