0355 - Der Boß kauft New York
rauchen…«
»Ich verstehe«, sagte ich. »Ein Gangstersyndikat wollte ein bisschen Rahm abschöpfen. Das kommt immer wieder vor, und wenn die örtliche Verwaltung nicht auf Draht ist, gelingt es den Kerlen, sich festzusetzen und einen ordentlichen Schnitt zu machen. Ich nehme an, Ihr Mann hat sich in seiner Zeitung ein bisschen zu weit vorgewagt?«
»Das habe ich mir auch schon gedacht. Er wurde fürchterlich wütend, wenn die Rede auf diese Dinge kam. Er sprach davon, dass man das Übel mit der Wurzel ausrotten müsse und schrieb auch einige Leitartikel für den Abilene Courier. Einmal bekam er einen Anruf, das heißt, er war an diesem Abend nicht zu Hause, ich war am Apparat. Der Mann sagte, er solle diesen Unsinn lassen, oder es würde ihm schlecht ergehen. Das war an sich nichts Besonderes. Redakteure erhalten öfter solche Drohungen von Leuten, denen die Meinung der Zeitung nicht passt. Ich maß diesem Anruf auch keine besondere Bedeutung bei. Gil lachte, als ich ihm davon erzählte. Er meinte, seine Artikel hätten die Burschen, auf die er es abgesehen hatte, scheu gemacht. Und dann kam er eines Abends nach Hause und wollte den Wagen in die Garage bringen. Ich war noch wach und wartete darauf, dass er heraufkam. Stattdessen hörte ich einen Schuss…«
Sie stockte und holte ein Taschentuch hervor.
Phil stand auf und ging zum Fenster. Wir ließen ihr Zeit, die schreckliche Erinnerung zu überwinden.
»Quälen Sie sich nicht«, sagte ich. »Diesen Teil der Geschichte kenne ich. Aber Sie sagten, Sie hätten sich Gedanken gemacht. Haben Sie einen bestimmten Verdacht, wer hinter dem Mord an Ihrem Mann stecken könnte? Deswegen sind Sie doch hergekommen, wenn ich Sie richtig verstanden habe!«
»Ja, das stimmt. Ich habe alle Zeitungen des letzten halben Jahres durchgelesen. Die Polizeiberichte, die Artikel meines Mannes, alles, was nur irgendwie einen Hinweis versprach. Es wurden darin natürlich keine Namen genannt, aber ich kam zu dem Schluss, dass Gil mit seinen versteckten Angriffen nur einen Mann gemeint haben konnte. Ich erinnerte mich auch an einige Bemerkungen, die er gemacht hatte. Plötzlich ergaben sie einen Sinn.«
»Und wer ist dieser Mann, Mrs. Apton?«
»Ihm gehörte der Blue Bird Night-Club. Er heißt Rocky Mourne. Vor etwa fünf Wochen verkaufte er den Nachtclub und verschwand aus der Stadt. Ich weiß nicht, wohin er gegangen ist. Aber ich bin heute fest davon überzeugt, dass er mit der Ermordung Gils etwas zu tun hat.«
»Wir werden uns um den Mann kümmern«, sagte ich.
Phil ließ sich mit dem Fernschreibraum verbinden und veranlasste ein Auskunftsersuchen an unsere Kollegen in Texas.
Anschließend legten wir der Frau Polizeifotos aller Gangster vor, die in diesen Fall verwickelt waren.
Natürlich war unsere Sammlung nicht vollständig, zum Beispiel fehlte Jeff Dawser, den ich für den Mörder Medinas hielt.
Unsere Zentrale in Washington war jedoch verständigt und würde die nötigen Unterlagen schicken. Ich hoffte, sie am Vormittag des nächsten Tages in der Hand zu haben.
Die Frau fand Rocky Mourne unter den Fotos nicht.
»Sie waren uns eine wertvolle Hilfe, Mrs. Apton«, sagte ich. »Sie dürfen versichert sein, dass wir den Mörder Ihres Mannes finden werden. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass er sich jetzt in New York City aufhält. Vielleicht haben wir ihn bald.«
Sie nahm ihre Handtasche, dankte uns mit dem Versuch eines Lächelns und verschwand.
»Phil, wir müssen diesen Rocky Mourne ausfindig machen und ihn ein bisschen durch die Lupe betrachten.«
»Fangen wir doch gleich damit an«, schlug Phil vor. »Vielleicht haben wir ihn in der Kartei.«
Er bemühte unsere Fahndungsabteilung und erhielt den Bescheid, einige Minuten zu warten.
»Ben wartet«, meinte ich. »Fangen wir gleich mit ihm an, wer weiß, wann wir sonst dazu kommen. Außerdem glaube ich, dass er ziemlich erschüttert ist. Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist. Wenn Ben erst einmal zur Besinnung kommt, kriegen wir im besten Fall seinen vollen Namen aus ihm heraus.«
Wir gingen in eins der Vernehmungszimmer und ließen Ben aus dem Kellertrakt heraufbringen.
Er war ziemlich durcheinander und machte uns keine Schwierigkeiten.
Er wusste mehr, als ich zu hoffen gewagt hatte.
Und er machte kein Hehl daraus.
***
»Also Ben«, redete ich ihm zu, »jetzt schütt uns mal dein Herz aus! Das erleichtert nicht nur das Gewissen, sondern auch die Haft. Du hast eine Reihe von Jahren vor dir, das
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