0355 - Der Boß kauft New York
kann sein, aber im Augenblick ist es schwer, verlässliche Nachrichten zu kriegen. Irgendwas geht vor. Man hat schon ein paar zusammengeschlagen, die zu viel geredet haben. Die Leute werden vorsichtig. Informationen sind teuer geworden seit…«
»Seit…«, versuchte ich es.
Aber er blieb stumm.
Wenn man diese Burschen drängte, wurden sie stumm wie Austern.
Ich drückte Snooty einen Schein in die Hand und ließ ihn an der nächsten Ecke aussteigen.
Vielleicht kam er morgen von selbst zu uns.
***
Gegen halb neun am nächsten Morgen kam ich ins Office. Phil war zehn Minuten vor mir da gewesen und schon wieder unterwegs.
Drüben in Long Island City war angeblich ein Mann untergekrochen, auf den mindestens zwanzig Jahre Zuchthaus warteten. Phil sollte den Burschen holen. Ich studierte Lieutenant Traylors Bericht, ehe ich zu Mr. High ging. Das Protokoll enthielt nichts Neues.
»Vorläufig sitzen wir auf dem Trockenen, Chef«, meinte ich, als ich Mr. High gegenübersaß. »Ich habe nur einen dünnen Faden, an dem ich nicht mal eine Feder aufhängen könnte!«
Ich schilderte ihm den Fall, wie er sich bis jetzt darstellte.
»Damit habe ich gerechnet, Jerry«, sagte Mr. High. »Mit dieser Waffe sind bereits zwei Morde verübt worden. Der erste geschah in Ashland, einer Stadt am Oberen See, an der Grenze zwischen Minnesota und Wisconsin, der zweite in Abilene in Texas. Zuerst wurde ein Staatsanwalt erschossen, dann ein Redakteur. Wir wissen nur, dass beide Male die gleiche Waffe benutzt wurde.«
»Über tausend Meilen voneinander entfernt«, murmelte ich.
»Und jetzt taucht dieser schießwütige Bursche in New York auf.«
Mr. High nickte.
»Das lässt nur einen Schluss zu: Der Mörder ist ein Berufsverbrecher, der im Auftrag in den Staaten herumreist und den Henker spielt!«
»Niemand ist schwieriger zu fassen, als ein Mörder, der zu seinem Opfer keine Beziehung hat. Die Kerle haben kein persönliches Motiv zu ihrer Tat. Sie bekommen ein Foto ihres Opfers in die Hand gedrückt, und dann ziehen sie los. Wenn man sie nicht gerade bei der Ausführung ihres Auftrags überrascht, setzen sie sich in den nächsten Zug und verschwinden spurlos von der Bildfläche.«
»Jerry, es gibt nur einen Weg, an den Killer heranzukommen: Finden Sie den Auftraggeber! Irgendjemand muss ein Interesse am Tod dieser Leute haben.«
»Ich werde mir die beiden Fälle in Wisconsin und Texas vornehmen. Die dortigen Kollegen werden mir die Unterlagen herschicken müssen!«
»Sie sind schon da«, sagte Mr. High.
Er reichte mir zwei Umschläge, die höchstens ein paar Blätter enthalten konnten.
»Es sind erste Informationen, die per Fernschreiber durchgekommen sind. Ich habe gestern Nacht darum ersucht. Tatortaufnahmen, Fingerabdrücke und so weiter werden erst heute nachkommen. Sobald sie da sind, liegen sie auf Ihrem Schreibtisch!«
»Danke, Chef. Dann habe ich wenigstens vorläufig etwas zu tun. Danach werde ich Medinas Bekannte und Freunde unter die Lupe nehmen. Ich glaube zwar nicht, dass dabei viel herauskommen wird. Denn anscheinend hat er es gut verstanden, sich zu tarnen. Doch ich möchte keine Spur außer Acht lassen!«
»Okay, Jerry! Selbst wenn Sie vergeblich unterwegs sein sollten, wissen Sie wenigstens, in welcher Richtung Sie nicht mehr zu suchen brauchen.«
Die beiden Umschläge nahm ich n it. Ich warf sie erst einmal auf meinen Schreibtisch. Aus dem Seitenfach holte ich die Whiskyflasche und schenkte mir einen kleinen Schluck ein. Dann steckte ich mir eine Zigarette an und lehnte mich zurück. Der Aschenbecher war zum Überlaufen voll. Ich kippte den Inhalt in den Papierkorb, dann machte ich mich über die beiden Fernschreiben her.
***
Der Staatsanwalt aus Ashland war in seinem Wagen erschossen worden. Auf der Bodenmatte fand sich die bewusste Patronenhülse.
Am Abend vorher hatte er einen Häftling im'Polizeigefängnis von Ashland besucht, um ihn zu einer Aussage zu bewegen.
Der letzte Mensch, der ihn außer seinem Mörder noch lebend gesehen hatte, war der Wärter, der am Gefängnisausgang Dienst tat.
Natürlich lag der Verdacht nahe, dass die Tat mit diesem Besuch in irgendeinem Zusammenhang stand, aber dafür gab es keinen Hinweis.
Der Gefängnisdirektor war bei der Unterredung zugegen gewesen, und der betreffende Häftling beteuerte, der Mord habe nichts mit seinem Verfahren zu tun.
Leider ging aus dem Text nicht hervor, welche Anklage gegen den Häftling erhoben war. ,.
Ich beschloss, diese
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