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0355 - Die Bande der Nachzehrer

0355 - Die Bande der Nachzehrer

Titel: 0355 - Die Bande der Nachzehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verstanden?«
    »Ja, und du?«
    »Ich werde mit diesem Herrn nach draußen gehen. Der ist bestimmt nicht der einzige gewesen, wie ich das sehe.«
    »Da haben Sie leider recht«, mußte ich zugeben.
    Zum Glück machte Helga Koppec keine Schwierigkeiten und zeigte auch keinen falschen Ehrgeiz. Sie ging und kümmerte sich wieder um den Verkauf, während wir durch das Fenster kletterten.
    »Sollen wir die Lache sich selbst überlassen?« fragte Koppec mich, als er neben mir zu Boden sprang.
    »Natürlich. Sie wird irgendwann eintrocknen, dann können Sie das Zeug mit Wasser wegspülen.«
    Koppec schüttelte sich. »Und das ist einmal ein Mensch gewesen«, flüsterte er.
    Ich lachte auf. »Ein Mensch, sagen Sie?«
    »Nicht?«
    »Vielleicht einmal. Aber jetzt kommen Sie. Wir wissen leider nicht, wie viele dieser Wesen hier noch herumirren.«
    »Soll ich eine Waffe holen?«
    »Haben Sie eine?«
    »Ja, einen Armeerevolver. Darf natürlich keiner wissen, aber ich habe ihn mitgenommen.«
    »Holen Sie ihn, obwohl es kaum Zweck haben wird, wenn Sie auf die Nachzehrer schießen.«
    »Wieso nicht?«
    »Man muß sie mit geweihten Silberkugeln erledigen, aber normale Kugeln könnten sie unter Umständen für einen Moment in Schach halten.«
    »Warten Sie, ich hole die Kanone.« Karl Koppec rannte um die Bude herum, und ich blieb allein zurück.
    Einen hatte ich erledigt. Wie viele noch im Schutz der Dunkelheit lauerten, wußte ich nicht. Ich hätte Marco danach fragen sollen, jetzt war es zu spät.
    Momentan umgab mich Stille. Weder Schlürfen noch Schmatzen vernahm ich. Es wehte mir auch aus keiner anderen Richtung der typische Gestank entgegen, dennoch traute ich dem Frieden nicht.
    Der Trubel des Markts, obwohl nicht weit entfernt, wurde von den aufgestellten Buden gedämpft, so daß mich eine relative Ruhe umgab, die von Koppecs Schritten unterbrochen wurde. Er hatte nicht nur seine Waffe geholt, sondern sich auch einen dicken Schal umgebunden.
    »Wir können«, sagte er. »Meine Frau weiß Bescheid.«
    »Hören Sie zu, Karl. Wir werden uns trennen.« Ich redete deutsch mit ihm, da ich die Sprache besser beherrschte. »Wir werden uns trennen und auf die Suche gehen.«
    Bei meinen Worten bekam er eine Gänsehaut, erwiderte nichts und ließ mich ausreden. »Sollten Sie einen Nachzehrer entdecken, dann greifen Sie ihn nicht an, sondern schießen einfach in die Luft. Klar?«
    »Ja.«
    »Noch Fragen?«
    »Wo steckt Ihr Partner, der alte Marek?«
    »Er wird auch kommen. Im Wohnwagen der beiden Männer muß er noch einiges regeln.«
    Karls Augen wurden starr. »Er wird doch nicht…«
    »Nein, nein, wir bringen keinen Menschen um. Wo denken Sie hin? Ich will die beiden nur außer Gefecht wissen, das ist alles.«
    »Gut.«
    Ich schlug ihm noch einmal auf die Schulter, zeigte ihm ein aufmunterndes Lächeln, dann trennten wir uns. In verschiedene Richtungen gingen wir davon. So ganz paßte mir mein Helfer nicht. Ich wußte, wie gefährlich die Nachzehrer waren. Man konnte Karl Koppec als unerfahren bezeichnen, aber ich vertraute darauf, daß er sich an meine Anweisungen hielt. Bisher hatte der Fall kein Menschenleben gekostet. Ich hoffte, daß dies auch in Zukunft so bleiben würde.
    Als ich den Schutz der Stände verlassen hatte, peitschte mir der Schnee wieder ins Gesicht. Die Flocken waren fein, sie bildeten nahe der zahlreichen Lichter einen wilden Wirbel, und meine Schuhe versanken allmählich im Schnee.
    Diesmal nahm ich einen anderen Weg. Nicht den Hauptgang schritt ich entlang, sondern einen schmalen Weg, der parallel zu ihm lief und zu beiden Seiten von Ständen und Buden flankiert wurde.
    Die Besucher hatten noch nichts bemerkt. Nach wie vor herrschte die Fröhlichkeit, die Erwartung, und ich sah auch die strahlenden Augen der Kinder, in denen sich oft genug die bunten Lichter abzeichneten. Einige der kleinen Besucher trugen Papplaternen. Die meisten waren von der Nässe durchweicht, das jedoch machte ihnen nichts.
    Ein Drehorgelmann stand nicht weit von mir entfernt. Er spielte ein altes deutsches Weihnachtslied. Vor seinen Füßen stand eine aufgeklappte Zigarrenkiste, in der sich Münzen und tauender Schnee miteinander mischten. Der Spieler nickte jedem zu, der ihm in Geldstück in die Zigarrenkiste rarf. Sein rechter Arm befand sich in ständiger Bewegung. Er drehte routiniert seine Orgel, und sang zu der Melodie.
    Wo er saß, war es ziemlich dunkel, denn er hatte seinen Platz zwischen zwei Ständen mit Lebkuchen gefunden,

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