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0355 - Die Bande der Nachzehrer

0355 - Die Bande der Nachzehrer

Titel: 0355 - Die Bande der Nachzehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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denen die Betrunkenen hingen und sich immer weiter vollschütteten.
    Die Musik auf den Londoner Weihnachtsmärkten drang aus Stereo-Lautsprechern, die zumeist in der Nähe moderner Karussells standen, die sich bis in den Abend hinein als zuckende Lichtgebilde drehten.
    Nicht hier in Hacea!
    Dieser Markt war noch so, wie man ihn oft als Abbildungen auf alten Postkarten sah. Vielleicht trug auch der Schnee dazu bei, der auf sämtliche Dächer der kleinen Buden und Stände eine weiße Haube gelegt hatte. Hier roch es nicht nach Pizza, sondern nach Bratäpfeln, Zimt und Lebkuchen. Es wurde auch kein Bier ausgeschenkt. Wer sich aufwärmen wollte, trank einen Schluck Glühwein, den die Verkäufer aus großen Kannen verteilten.
    Trotz des Trubels war es ein Markt der Besinnlichkeit und der Stille. Hier konnten die Kinder noch sehen, was angeboten wurde.
    In den westlichen Großstädten bekamen sie überhaupt nichts mit, weil Märkte dieser Art in den Menschenmassen erstickten und kleine Kinder regelrecht untergingen.
    Ich hätte mir gern Zeit und Muße genommen und den Markt ohne große Vorurteile durchwandert. Das war leider nicht möglich, da ich mich auf die Suche nach den Ghouls begeben mußte.
    Wo konnten sie stecken?
    Bisher war noch alles ruhig. Diese Wesen, auch Nachzehrer genannt, waren so schrecklich, daß sie einfach eine Panik verursachen mußten, aber noch lief der Betrieb ruhig ab. Das gab mir wiederum einen Teil der Hoffnung zurück, die ich schon verloren hatte.
    Ich war den Markt einmal durchschritten. Es gab da einen Hauptgang, und ich hatte die Buden passiert, hier und da einen Blick riskiert und auch versucht, in die Dunkelheit zwischen den Ständen zu schauen, ob sich dort etwas tat.
    Alles blieb ruhig.
    Dann war die Versuchung über mich gekommen. Dem Duft der scharfen Würstchen konnte ich nicht widerstehen, kaufte mir eines und aß es mit Appetit.
    Der Verkäufer, ein großer schnauzbärtiger Mann, freute sich, daß es mir so gut schmeckte.
    Ich bedankte mich noch einmal bei ihm und ging weiter. Als ich die letzte Bude erreicht hatte – hier wurde Glühwein verkauft, und sie war umlagert –, blieb ich stehen, denn vor mir lag schon der Wald.
    Zu sehen war nichts.
    Es schneite nur noch schwach, mir war es egal, ich achtete nur auf eins.
    Den Leichengeruch.
    Sollten die Ghouls ihr Ziel noch nicht erreicht haben? Es wäre allen zu wünschen gewesen.
    Ich drehte mich wieder um und ging den Weg zurück. Diesmal nicht über den Hauptweg, sondern hinter der Rückseite der letzten Budenreihe entlang. Dort war es noch am dunkelsten, und ich ging allein. Keiner verirrte sich hier, wo Kartons und Kisten im Freien standen und mit einer Schneedecke überzogen waren. Hier lagerte noch Ware, leere Behälter waren ebenfalls abgestellt worden.
    Nicht alle Besitzer besaßen dieses Lager unter freiem Himmel.
    Manche hatten auch angebaut, so daß die Verschläge oft genug wie Buckel wirkten, die in die Dunkelheit hineinquollen.
    Plötzlich blieb ich stehen.
    Sehen konnte ich sie nicht, aber sie waren da.
    Ich roch sie.
    Da war wieder dieser widerliche Gestank: Leichengeruch, Begleiter einer langen Verwesung, der einem den Magen in die Höhe treiben konnte.
    Sie waren also da.
    Wo?
    Ich zog meine Beretta. Ghouls konnte man damit erledigen. Bei den Nachzehrern hoffte ich, den gleichen Erfolg mit einer geweihten Silberkugel erreichen zu können.
    Ich ging vorsichtig weiter und suchte die Quelle des Gestanks. Irgendwo mußte er intensiver sein…
    Das Klirren war kaum zu vernehmen, weil es in einem dumpferen Geräusch untergegangen war, aber ich hatte es dennoch gehört, und zwar irgendwo vor mir.
    Lauerten sie da?
    Es konnte eine Scheibe geklirrt haben. Dies nicht ohne Grund.
    Wahrscheinlich hatte sich einer der Nachzehrer irgendwo Eintritt verschaffen wollen. Eintritt in eine Bude, wo sich auch Menschen aufhielten und von allem nichts ahnten. Trotz der Kälte spürte ich, daß ich allmählich anfing zu schwitzen und beeilte mich jetzt.
    Nach den ersten Schritten hörte ich schon den Schrei. Es war kein direkter Ruf der Angst, das konnte ich sehr wohl unterscheiden. Er hörte sich an wie ein Ruf der Wut oder der Erlösung, endlich etwas geschafft zu haben, was man sich vorgenommen hatte.
    Vor mir hatte ich diesen Ruf gehört. Dabei konnte ich mir die Buden aussuchen, in denen er aufgeklungen war. Einige kamen in Frage. Zeit, in jeden Stand hineinzuschauen, hatte ich nicht. Schon beim ersten Versuch mußte es mir

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