0355 - Monster aus dem Mörderwald
schon in Gresanne.
***
Magnus Friedensreich Eysenbeiß zuckte zusammen, als er den blonden, ein wenig barbarisch wirkenden Mann sah, der von einem Moment zum anderen mitten auf der Straße in Gresanne auftauchte, ein langes Schwert in der Hand. Und aus der Bewegung heraus ließ der Blonde das Schwert kreisen, das einer sofort angreifenden Riesenratte den Kopf abschlug und einer zweiten mit einer langen Schnittwunde Respekt beibrachte. Schon fielen die anderen Bestien über den Kadaver und das verletzte Monster her.
»Gryf«, keuchte Eysenbeiß. »Das ist ja Gryf… was tut er dort?«
Der Druide hatte einmal für kurze Zeit auf der Seite der Hölle gestanden. Der Fürst der Finsternis hatte ihn und einige andere Mitstreiter Zamorras zu seinen Dienern gemacht. Doch ärgerlicherweise hatte Zamorra sie bis auf Raffael Bois wieder auf seine Seite gebracht. Wie er das gemacht hatte, den magischen Bann zu durchbrechen, war Eysenbeiß ein Rätsel. Unter normalen magischen Umständen war das einfach unmöglich.
Und jetzt war Gryf mitten in Gresanne und hielt sich die Bestien und Insekten und Monstervögel mit dem Schwert vom Leibe. Rasend schnell bewegte er sich, und plötzlich flammte cs in seinen schockgrünen Augen grell auf, als er eine Reihe schneller Handbewegungen machte und eine Front flimmernder Magie einen ganzen Schwarm der Monstervögel davonwischte, zwischen die Bäume schmetterte, die reflexhaft zupackten und die Opfer an sich rissen.
Eysenbeiß murmelte einen Fluch. Er konnte sich nicht vorstellen, wieso Gryf ausgerechnet hier auftauchte. Noch ärgerlicher aber war, daß Gryf das Schwert benutzte. Eysenbeiß kannte es. Er hätte es nur zu gern selbst in seinem Besitz gehabt. Das Schwert der Gewalten besaß ein gewisses Eigenleben. Es pendelte zwischen Gut und Böse und suchte sich stets selbst aus, für welche der beiden Seiten es kämpfen wollte. Eysenbeiß wußte, daß vor einiger Zeit der Druide und Zamorra-Freund Inspektor Kerr durch dieses Schwert sein Leben verloren hatte, als es sich überraschend für das Böse entschied, und als Leonardo Gryf zu seinem Diener machte und gegen Zamorra kämpfen ließ, da hatte Gwaiyur auch für das Böse gefochten. Jetzt schien es aber wieder die Seiten gewechselt zu haben, denn Gryf konnte es ohne Schwierigkeiten benutzen.
Niemand konnte voraussehen, wann jeweils Gwaiyur zum anderen Extrem pendelte. Es kam stets überraschend.
»Gwaiyur«, murmelte Eysenbeiß. Dieses Schwert fehlte ihm noch in seiner Sammlung. Dann war er auf seine Weise so stark wie Zamorra. Er besaß ein Amulett, er besaß den Ju-Ju-Stab… vielleicht einen Dhyarra-Kristall konnte er noch gebrauchen. Er mußte versuchen, diesbezüglich mit den EWIGEN ins Geschäft zu kommen.
Die Gefahr, daß Gwaiyur sich von ihm abwandte, wenn er es in den Händen hielt, schreckte Eysenbeiß nicht. Wichtig war nur, daß Zamorra diese Waffe verlor. Damals, als Gryf den Höllenmächten diente, war es ja schon soweit gewesen. Leonardo hatte beim Rückzug aus dem teilzerstörten Château Montagne nur nicht mehr daran gedacht, das Schwert mitzunehmen. So hatte Gryf es bei sich behalten. Ansonsten wäre es Eysenbeiß leichtgefallen, es Leonardo kraft seiner Autorität abzufordern.
Unwillkürlich hatte Eysenbeiß sich vorgebeugt, als wollte er sich in die Kristallkugel stürzen und zugreifen. Doch er beherrschte sich. Es war nicht gut, wenn er sich jetzt auf der Erde zeigte. Er war sicher, daß andere Dämonen das Geschehen ebenfalls beobachteten. Vor ihnen konnte er sich keine Blöße geben. Wenn er jetzt am Schauplatz des Geschehens auftauchter, um einzugreifen, würden die anderen ihn mit Recht für übernervös und ungeduldig halten. So war es besser, den Dingen ihren Lauf zu lassen.
Auch wenn es nun unter Umständen schiefging, denn Gryf war nicht zu unterschätzen. Aber andererseits -was konnte er schon tun? Selbst mit dem Zauberschwert vermochte er weder den Scharen von entarteten Insekten, Tieren und Vögeln Einhalt gebieten noch den Mörderbäumen. Das einzige, was er tun konnte, war, mit seinen Druiden-Kräften Menschen aus der Falle zu evakuieren.
Eysenbeiß grinste. Er kannte Zamorra. Der würde als letzter gehen wollen. Und das würde ihm zum Verhängnis werden. Denn bis er an der Reihe war, würde längst der große Schlag erfolgt sein.
Eysenbeiß winkte den drei hexerischen Dämonen zu. »Tragt Sorge, daß die Wucht der Angriffe von Pflanzen und Tieren verstärkt wird. Ich will ein Ende
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