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0356 - Die Tarot-Hexe

0356 - Die Tarot-Hexe

Titel: 0356 - Die Tarot-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bewegte sich wie im Traum.
    Wie unter Kontrolle.
    ***
    An einer anderen Stelle der Welt, Hunderte von Kilometern entfernt: Langsam umschritt Sid Amos die Gestalt, die inmitten eines Blockes aus gefrorener Zeit schwebte. Silbrige, kalte Fäden, die glitzerten wie Myriaden von Diamanten. Ein Kunstwerk, wie es im Universum kein zweites Mal existierte. Und in seinem Zentrum befand sich Merlin.
    Und nichts vermochte den Eisblock, dieses Geflecht, in dem Merlin eingefroren war auf unbestimmte Zeit, vielleicht für die Ewigkeit, zu schmelzen.
    Die Zeitlose hatte Merlin eingefroren. Und Sid Amos hatte die Zeitlose getötet, bevor er erfuhr, daß nur sie Merlin wieder hätte befreien können.
    Sie – oder ihre Tochter, die auch Merlins Tochter war und von der man annahm, sie sei bei der Zerstörung des unterirdischen Stonehenge-Labyrinths ums Leben gekommen.
    Sid Amos hätte viel, vielleicht alles darum gegeben, wenn Merlin aus seiner Eisstarre wieder erwacht wäre. Doch das war ein Wunsch, der sich so schnell nicht erfüllen ließ.
    Sid Amos war bei seinem Wunsch durchaus Egoist. Merlin hatte ihn zu seinem Nachfolger oder zumindest Verwalter und Stellvertreter bestimmt, ihn, den »dunklen Bruder«, der der Hölle den Rücken gekehrt hatte, in der er eine kleine Ewigkeit lang Fürst der Finsternis gewesen war.
    Doch das war eine andere Epoche gewesen.
    »Merlin…«, murmelte Amos und hütete sich, seinem Impuls zu folgen und das silbrige Gespinst mit der Hand zu berühren. Er wäre in den Prozeß des Eingefrorenwerdens mit einbezogen worden.
    Der Frost war gefährlich.
    Er hatte es versucht, Merlin mit der magischen Kraft von drei Amuletten zu befreien und das Eis, die gefrorene Zeit, zu schmelzen. Doch dadurch war es fast nur noch schlimmer geworden. Die Wände im Saal des Wissens hatten sich mit Reif überzogen, und es war unnatürlich kalt geworden.
    Immer wieder zog es Amos in den Saal, um nach Merlin zu sehen. Doch seine Hoffnung, daß sich irgend etwas verändert haben könnte, erfüllte sich nie.
    Sid Amos fühlte sich in Caermardhin, Merlins unsichtbarer Burg, nicht mehr wohl. Er war zuletzt ohnehin schon mit Merlin allein hier gewesen.
    Die beiden Druiden und der Wolf trauten Amos nicht – und der konnte es ihnen nicht einmal verdenken. Zuoft hatten sie sich früher als Gegner gegenübergestanden. Das konnte man nicht so leicht vergessen.
    Aber jetzt war auch Merlin als Gesprächspartner nicht mehr da. Sicher, sein Körper war noch vorhanden. Aber es war ebenso, als wäre er nur ein Bild, eine Statue. Ein Einrichtungsstück im Saal des Wissens, das die zerstörte Bildkugel ersetzte…
    Die vermißte Amos weniger. Dieses magische Instrument, das stets jeden Menschen auf der Welt finden und beobachten konnte, war ihm selbst als Teufel unheimlich gewesen. Daß Merlin mit diesem Instrument arbeiten konnte, begriff er nicht.
    Am liebsten hätte er Caermardhin verlassen und wäre wieder durch die Welt gestreift. Doch er ahnte, daß er dann heimatlos sein würde.
    Zur Hölle konnte er nicht zurück. Und auf der Erde hatte er zwar seine Tarnexistenzen, unter denen er auftreten konnte, aber keine wirkliche Heimat.
    »Armer Teufel…«, hörte er sich sarkastisch murmeln.
    Er mußte hier bleiben. Hier hatte Merlin ihn damals aufgenommen.
    Und hier hatte er jetzt eine Verpflichtung übernommen, die er nicht einfach aufgeben durfte. Auch wenn er dieser Verpflichtung nicht freiwillig nachkam…
    Er mußte es irgendwie bewerkstelligen, daß Merlin wieder freikam.
    Aber das konnte er nicht allein. Zudem war er durch seine Aufgabe gehandicapt.
    Er konnte wohl Caermardhin verlassen und hier und da eingreifen, etwas unternehmen. Aber er konnte und durfte sich dabei nicht selbst in Gefahr bringen. Und in Gefahr würde er automatisch geraten, wenn er die Suche nach Sara Moon begann, Merlins entarteter Tochter.
    Denn sie diente nicht dem Guten, aber auch nicht der Hölle. Sie war den MÄCHTIGEN treu ergeben. Und damit war sie geschworene Feindin aller, die mit ihr zu tun hatten. Sie würde gegen einen Dämon ebenso losschlagen wie gegen einen Kämpfer des Guten.
    Aber abgesehen davon, daß Sid Amos seine Aufgabe erfüllen mußte, war da noch sein ganz persönliches Sicherheitsbedürfnis. Auch früher hatte er Risiken nach Möglichkeit vermieden und andere für sich arbeiten lassen.
    Nicht anders würde er es auch diesmal machen.
    Der beste Mann, den er dafür gewinnen konnte, war Professor Zamorra.
    Und Zamorra wußte auch, was sich

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