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0356 - Die Tarot-Hexe

0356 - Die Tarot-Hexe

Titel: 0356 - Die Tarot-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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heftig auf Perret ein, der eine Hand immer noch gegen die Schulter preßte.
    Darunter sickerte es rot hervor.
    »Auf die Idee, den Arzt zu rufen, ist von euch Helden wohl noch keiner gekommen?« rief Zamorra scharf, als er sich der Menschentraube näherte. Von irgendwo stürmte Vaultier herbei, der Dorfpolizist.
    »Was ist passiert? Wer hat geschossen?«
    »Ein Unbekannter«, sagte Zamorra. »Er hat wohl auf mich gezielt, mich aber verfehlt, weil ich gerade einen Schritt seitwärts machte. Statt dessen hat Monsieur Perret die Kugel mit seiner Schulter gestoppt.«
    »Hat jemand den Täter gesehen?« fragte Vaultier erregt.
    »Ich habe ihn verfolgt, es dann aber aufgegeben, als ich seine Schritte nicht mehr hörte. Ich hielt es in der Dunkelheit für zu gefährlich.«
    »Haben Sie ihn erkannt? Meinen Sie, er könnte noch in der Nähe sein?«
    »Nein. Vielleicht. In dieser Reihenfolge«, sagte Zamorra. »Kann nicht jemand einen Arzt für Perret holen oder ihn sofort nach Feurs bringen, damit die Wunde versorgt wird?«
    »Ich fahre«, sagte Pascal Lafitte schnell, der von irgendwoher aufgetaucht war. »Kommen Sie, Monsieur. Bis Feurs sind es nur ein paar Minuten.«
    »Ich habe ihn gesehen«, sagte Perret gepreßt.
    »Wen? Den Schützen?« wollte Vaultier aufgeregt wissen. Auch Zamorra sah Perret überrascht an. Er selbst hatte nur eine schattenhafte dunkle Gestalt gesehen. Fast nur die Umrisse und helles Haar, mehr nicht.
    »Er tauchte da hinter dem Mercedes auf«, sagte Perret. »Ich sah den Kopf und das Gesicht. Ich dachte noch, was macht der denn da. Da schoß er auch schon. Gleichzeitig trat Monsieur Zamorra zur Seite. Sonst hätte es wohl ihn erwischt.«
    »Was war das für ein Gesicht? Würden Sie den Schützen wiedererkennen?« fragte Vaultier, ganz weltmännischer Oberkriminalkommissar mit hundertprozentiger Aufklärungsquote.
    »Natürlich«, sagte Perret. »Es muß ein alter Mann gewesen sein. Sein Gesicht war schmal und eingefallen, und sein Haar grauweiß. Ich schätze ihn so auf die siebzig oder älter. Das hat mich ja so verblüfft. Was macht ein so alter Knabe mit einer Pistole? Erst als er schoß, hab’ ich’s richtig glauben müssen…«
    Zamorra preßte die Lippen zusammen.
    Ein alter, schmaler Mann mit grauweißem Haar.
    Plötzlich glaubte er wieder in der Dunkelheit der Kellergewölbe zu sein. Ein Mann floh vor ihm.
    Und hier wieder, nach dem blitzschnellen Angriff mit der Pistole!
    Zu sehr glichen sich die beiden Vorfälle. War der Mordschütze Raffael Bois gewesen?
    Schulterzuckend wandte Zamorra sich um und ging hastig zum Gasthaus hinüber. Hinter ihm wurde der verletzte Perret in Pascal Lafittes Straßenkreuzer verfrachtet. Wenig später jagte der Wagen davon. Zamorra lächelte verloren. Der Junge war seinem Faible für amerikanische Wagen treu geblieben, nachdem er den Cadillac zu Schrott gefahren hatte, den er Nicole abkaufte. Er fuhr jetzt einen Oldsmobile älterer Bauart.
    Raffael Bois! dachte Zamorra. Er muß es gewesen sein… und jetzt muß ich doch in der Dunkelheit los, sonst versucht er es noch einmal…
    ***
    In Caermardhin setzte Sid Amos Zauberkräfte ein, um Zamorra zu finden.
    Er entdeckte ihn in der Nähe des Châteaus, aber er fand gleichzeitig noch eine andere starke magische Kraft.
    Amos sah eine blonde Frau, in der diese Kraft wohnte. Sie war magisch neutral. Und Sid Amos erkannte, daß in dieser neutralen Magie etwas wohnte, das er sich zunutze machen konnte.
    Er beschloß, Caermardhin vorübergehend zu verlassen und mit dieser Frau in Verbindung zu treten.
    Sie war gar nicht weit von Zamorra entfernt.
    Sid Amos lächelte, als er die Gestalt veränderte und eine seiner Tarnexistenzen annahm, die noch von einst übriggeblieben waren, als er als Fürst der Finsternis zuweilen unter den Menschen wandelte.
    Sid Amos alias François Deville suchte Frankreich heim. Das Loire-Tal bei Feurs…
    ***
    Nicole, die sich schon niedergelegt hatte, hatte sich wieder angekleidet, als Zamorra das Zimmer betrat. Vom Fenster aus hatte sie die Menschenansammlung gesehen, nachdem die Schüsse sie hochgeschreckt hatten.
    »Ich dachte mir doch, daß du wieder mitten im Geschehen steckst«, sagte sie, als sie die Flecken auf Zamorras Anzug sah. »Dein Verbrauch an Anzügen ist enorm.«
    »Dreck läßt sich entfernen«, sagte er trocken. »Kommst du mit?«
    »Dämonen jagen, die neuerdings mit Pistolen schießen?«
    »Raffael fangen«, sagte Zamorra.
    Nicoles Unterkiefer klappte nach unten.

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