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0356 - Die Tarot-Hexe

0356 - Die Tarot-Hexe

Titel: 0356 - Die Tarot-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Raffael hat auf dich geschossen?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher. Die Beschreibung paßt auf niemanden sonst, und ich frage mich, was ein fremder Killer hier sollte. Niemand jagt mich außer der Schwarzen Familie, und die hetzt mir normalerweise Magier und sonstiges Gezücht auf den Hals, aber nicht jemanden, der schlicht und ergreifend eine Pistole benutzt.«
    Nicole nickte. Zamorras Überlegungen waren stichhaltig. Die Schwarzblütigen hatten ihren eigenen »Ehrenkodex«. Sie pflegten, um ihre Gegner auszuschalten, grundsätzlich Magie zu benutzen.
    Also konnte es kein Schwarzblütiger sein. Aber Raffael… der gehörte doch jetzt auch zur anderen Seite…
    »Raffael ist zum Höllendiener geworden, aber er besitzt nach wie vor keine magischen Fähigkeiten«, sagte Zamorra. »Also muß er zwangsläufig auf normale Mittel zurückgreifen.«
    »Aber warum sollte er dich töten wollen?«
    Nicole verzichtete auf Zamorras Antwort. »Pardon, klar. Warum habe ich die Frage gestellt? Wo, glaubst du, können wir ihn finden?«
    »Im Château«, sagte Zamorra. »Dorthin wird er zurückkehren, so oder so. Er hat in den Kellerräumen sein Versteck. Dorthin muß er. Vielleicht bleibt er noch hier in der Nähe und wartet darauf, daß er eine neue Chance bekommt. Aber irgendwann, spätestens im Morgengrauen, muß er am Château sein. Und dann spätestens haben wir ihn.«
    »Wir sollten schnell fahren«, sagte Nicole.
    Zamorra nickte. »Pierre soll den Mercedes so vor die Eingangstür holen, daß wir sofort einsteigen können, ohne über die Straße zu müssen.«
    Pierre Mostache hatte eine andere Idee.
    »Nehmen Sie meinen Wagen, Professor«, schlug er vor. »Wenn der losfährt, achtet niemand darauf. Nehmen Sie den Seitenausgang. Wenn Monsieur Bois noch auf Sie lauert, dann wird er doch bestimmt auch besonders auf den Mercedes achten.«
    »Ist ’ne Idee«, sagte Zamorra anerkennend. »Sie sind ein Prachtkerl, Pierre.«
    Der Wirt drückte Zamorra den Schlüsselbund in die Hand. »Der Peugeot hinterm Haus ist es«, sagte er. »Bringen Sie ihn mir heil zurück, ja?«
    Zamorra nickte. »Ich bemühe mich«, versprach er.
    Mit Nicole verließ er das Haus durch den Seitenausgang. In der Schankstube aber hatte Dr. Graque aufgehorcht, dem es draußen zu langweilig geworden war, da sich ja nichts mehr abspielte.
    Wenn Monsieur Bois noch auf Sie lauert…
    Hieß nicht Zamorras Diener Bois?
    Das ergab ja völlig neue Aspekte…
    Dr. Graque hielt es plötzlich für eine gute Idee, Zamorra zu folgen.
    Er verständigte Grenoine von seinem Vorhaben, verdonnerte den zur Sitzwache in der Schankstube bis zur Sperrstunde und eilte selbst nach draußen, wo der Audi 100 auf ihn wartete.
    Die fünf großen Bierchen machten Dr. Graque nicht schwankend, wie er sich einredete, sondern nur äußerst mutig. Er fühlte sich topfit.
    ***
    Raffael Bois war im Reflex wieder geflohen. Er fürchtete die direkte Konfrontation mit Zamorra. Dessen Reaktion hatte ihn einfach überrascht.
    Die Hölle hatte Raffael ungeahnte Kraft gegeben. Daß er sie zur Flucht nutzte statt zum Kampf, war seinem Charakterbild zuzuschreiben, das sich nicht restlos hatte ändern lassen. Auch als Diener des Bösen konnte der alte Mann nicht aus seiner Haut. So floh er, und er floh mit einer Schnelligkeit, die selbst Zamorra überrascht hätte, hätte er sie beobachten können.
    Zamorra nahm an, daß Raffael noch in der Nähe war. Doch der war schon längst einen halben Kilometer weiter oben am Hang, als Zamorra unter den Bäumen umgekehrt und ins Gasthaus zurückgegangen war.
    Raffael hatte eine schier unglaubliche Schnelligkeit an den Tag gelegt und hätte sogar ein mit mäßiger Geschwindigkeit fahrendes Auto überholen können.
    Jetzt endlich, weit draußen und in Sicherheit, wandte er sich um. Zamorra hatte ihn nicht weiter verfolgt.
    Ich hätte nicht fliehen sollen, sagte sich Raffael. Ich hätte ihm widerstehen und ihm im Nahkampf das Genick brechen sollen. Mein Herr, der Fürst der Finsternis, hätte mir ein großes Lob ausgesprochen…
    Aber nun hatte es keinen Sinn, wieder zurückzulaufen und auf Zamorra zu lauern. Abermals war der Überraschungseffekt vertan. Zamorra würde vorbereitet sein.
    Er würde vielleicht sogar eine Suchaktion starten lassen.
    Wenn es dazu kam, wollte Raffael Zamorra in einer Umgebung empfangen, in der er so etwas wie Heimvorteil hatte, wo er sich auskannte, Rückendeckung besaß und notfalls in dem Kellerlabyrinth verschwinden konnte.
    Also setzte er

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