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0356 - Die Tarot-Hexe

0356 - Die Tarot-Hexe

Titel: 0356 - Die Tarot-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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seinen Rückzug in Richtung Château fort.
    Und machte eine verblüffende Entdeckung…
    ***
    Ysabeau war langsam die Serpentinenstraße hinauf gefahren. Vor dem Tor in der umfassenden Burgmauer zögerte sie. Das Gemäuer wirkte bedrohlich.
    Aber dann steuerte sie den R5 über die Holzbohlen der ständig heruntergelassenen Zugbrücke in den großen Innenhof.
    »Und nun?« fragte sie sich halblaut. »Was tue ich nun hier? Welche Erkenntnis wartet auf mich?«
    Sie stieg aus. Sie sog mit tiefen Atemzügen die Nachtluft in die Lungen.
    Sie roch nach Rauch und Brand. Immer noch, obgleich die Glut schon lange erloschen war. Aber der Hauch des Verderbens hält lange an…
    Die Zigeunerin machte ein paar Schritte auf das Hauptgebäude zu.
    Dann verharrte sie wieder. Sollte sie die Karten befragen?
    Sie entschied sich dagegen. Der Drang war nicht vorhanden. Und dieser inneren Stimme folgte sie stets.
    Sie stieg die Marmorstufen hinauf. Etwas lenkte sie. Durch das offene Portal trat sie ein in die Eingangshalle. Alles lag in tiefer Dunkelheit. Sie ärgerte sich, daß sie keine Lampe mitgenommen hatte. Vorsichtig ging sie durch die Halle, ohne irgendwo anzustoßen. Da war eine Treppe, die nach oben führte. Dorthin wollte sie sich zuerst wenden, zögerte dann aber. Aus einem nicht erkennbaren Grund lenkte sie ihre Schritte nach links. Mit traumhafter Sicherheit fand sie eine Tür, die in einen Gang führte. Es gab einen Lichtschalter.
    Die Beleuchtung sprang an. Sie zeigte einen recht nüchtern eingerichteten Gang. Der Wirtschafts- oder Personaltrakt?
    Ysabeau war niemals im Château Montagne gewesen. Deshalb konnte sie nur Vermutungen anstellen. Sie ging über einen Teppich, an Türen vorbei. Vor einer blieb sie stehen. Da war der Drang wieder in ihr, und vor ihr blitzte ein Bild auf: Die Karte »Tod«.
    Aber blitzschnell war diese Vision auch wieder verschwunden.
    Ysabeau fürchtete den Tod nicht, weil der nicht ihr drohte. Sie versuchte die Tür zu öffnen. Aber es gelang ihr nicht. Sie war verschlossen.
    Trotzdem war der starke Drang in ihr, diesen Raum zu betreten.
    Sie rüttelte an der Klinke, die nicht nachgab.
    Ernsthaft fragte sie sich, was sie in diesem dahinterliegenden Raum sollte! Was erwartete sie dort?
    »Ich bin eine Närrin, die einem Zauber folgt«, sagte sie sich. »Es ist Dummheit, was ich hier tue… warum soll ich zur Einbrecherin werden?«
    Diesmal mußte sie dem Drang widerstehen. Zwangsläufig.
    Sie wandte sich um und ging durch den Korridor zurück zur Eingangshalle.
    Dann schaltete sie die Beleuchtung wieder aus. Vor ihr war der Ausgang, ein graues Rechteck zwischen schwarzen Wänden. Sie machte ein paar Schritte darauf zu.
    Plötzlich spürte sie, daß sie nicht allein hier war. In der Dunkelheit war noch jemand.
    Ysabeau erstarrte.
    Sie lauschte. Atmete da nicht jemand? Sie glaubte Atemzüge zu hören.
    Aber dann war da nichts.
    Stille.
    Ysabeau sah sich um. Die Dunkelheit hier drinnen war nahezu absolut.
    Sie, die aus dem erleuchteten Korridor gekommen war, konnte ihre Augen nicht so schnell an die Dunkelheit gewöhnen.
    Es war immer noch still. So lange konnte kein Mensch den Atem anhalten oder stillstehen, ohne sich durch ein leichtes Zucken zu verraten.
    Und dann hätte Kleidung rascheln müssen.
    Erleichtert atmete sie auf. Sie mußte einer Täuschung erlegen sein.
    Sie machte sich selbst verrückt. Ich sollte von den Karten lassen, dachte sie. Aber sie wußte, daß sie das nicht konnte.
    Plötzlich glaubte sie ein helles Schimmern neben sich zu sehen. Zwei Punkte, die aufglommen wie… Augen!
    Japsend warf sie sich vorwärts.
    Da packten eisenharte Fäuste zu und hielten sie fest. Eine schwere Pranke legte sich über ihren Mund und verhinderte ihren Aufschrei!
    ***
    Der Peugeot 304 fuhr sich ungewohnt für Zamorra, der größere Fahrzeuge gewöhnt war. Das betagte Fahrzeug hielt sich aber tapfer und schnurrte die Serpentinenstraße zum Château hinauf.
    Sie schwiegen. Zamorra hatte zum Amulett auch seinen Dhyarra-Kristall genommen und hoffte, damit gegen Raffael anzukommen, ohne diesen zu verletzen. Denn ansonsten hätte er es sich weitaus einfacher machen können.
    Erst, als sie die Zugbrücke erreichten, brach Nicole das Schweigen.
    »Was glaubst du, wann er hier auftauchen könnte?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Er ist ein alter Mann. Den Berg hinauf… er hat zwar einen erheblichen Vorsprung, aber ich glaube nicht, daß er schon hier ist.«
    »Vielleicht sieht er uns vom Hang aus.

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