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0356 - Die Tarot-Hexe

0356 - Die Tarot-Hexe

Titel: 0356 - Die Tarot-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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heiraten, und man hatte sie zwar nicht gerade aus der Sippe verstoßen, ihr aber nahegelegt, daß sie hier fortan nicht mehr beliebt sei und sie vielleicht anderswo glücklicher werden könne.
    Sie war nach Paris gegangen. Seitdem trug sie ihr Haar blond. Sie war relativ seßhaft geworden, aber immer wieder trug sie ihr Drang in die Welt hinaus. Vor zwei Jahren hatte sie dann gehört, daß der junge Mann, der sie damals hatte heiraten wollen oder sollen, seine Frau in einer Anwallung von Jähzorn ermordet hatte.
    Die Frau, die fast Ysabeau gewesen wäre…
    Seitdem wußte sie, daß sie auch damals richtig gehandelt hatte, als sie ihm widerstand und sich von der Sippe trennte.
    Und jetzt war sie hier.
    Ihre Hände zuckten. Glitten zur Handtasche, in der sich das Kartenspiel befand. Die Tarot-Karten…
    Der Zwang in ihr, die Karten zu legen, wurde immer größer.
    Karten für diesen dunkelblonden großen Mann im weißen Anzug?
    Es mußte so sein!
    Was sollte sein Schicksal werden?
    ***
    Dr. Graque war etwas zurückhaltender geworden. Vielleicht hatte er sich daran erinnert, wie hoch die Versicherungsprämien waren, die Zamorra jährlich bezahlte. Vielleicht hatte ihm auch nur jemand nachdrücklich die Grundregeln höflichen Benimms dargelegt.
    Nur auf eine Entschuldigung wartete Zamorra vergebens, legte aber auch keinen gesteigertenWert darauf. Nicole und er hatten sich erfrischt und umgezogen und fuhren jetzt vor dem Audi 100 der Versicherungsgesellschaft die Serpentinenstraße hinauf.
    »Die Firma scheint recht solide zu sein«, lästerte Nicole. »Wenn die Angestellten deutsche Nobelwagen fahren, statt national zu denken und sich auf Renault und Citroén oder Peugeot zu beschränken…«
    »Du, meine liebe Französin, beschränkst dich ja auch nicht. Darf ich dich an deinen Cadillac-Oldtimer erinnern…«
    »Ex-Cadillac-Oldtimer, der immer noch auf Ersatz wartet…«
    Gervais, der Brandmeister, fuhr ebenfalls mit. Bezeichnenderweise hatte er sich in Zamorras Wagen niedergelassen und damit klargestellt, auf wessen Seite er eigentlich stand. Der weiße Mercedes rollte als erster Wagen über die ständig heruntergelassene Zugbrücke durch das Tor in der umfassenden Wehrmauer. Mitten auf dem gepflasterten Innenhof parkte Zamorra, und sie stiegen aus. Der Audi 100 rollte ein wenig an dem 560 SEL vorbei und hielt dann vor der Marmortreppe mit der inzwischen zerstörten Glastür, die in den Eingangssalon führte.
    Dr. Graque, Perret und Grenoine stiegen jetzt ebenfalls aus. Perret hielt einen Schnellhefter in der Hand und öffnete ihn jetzt. »Die Gutachten besagen, daß der Brand an drei Stellen zugleich ausbrach, dort, dort und dort…«, und er wies auf die bezeichneten Stellen. »Laut Monsieur Gervais und den Gutachten, die in unserem Auftrag erstellt wurden…«
    Zamorra ließ ihn reden. Er hatte einen Arm um Nicoles Taille gelegt und nahm den Anblick in sich auf, den das Château bot. Oberflächlich betrachtet sah es nicht einmal so schlimm aus, man durfte nur nicht ins Detail gehen.
    »… ist festzustellen, daß der Brandstifter nicht von außen kam, also kein Einbrecher gewesen sein kann. Da die Alarmanlage nicht anschlug, muß er sich im Haus befunden haben und dem Besitzer, Professor Zamorra, somit bekannt gewesen sein«, sagte Perret. »Einer seiner Gäste, ein guter Freund, jemand vom Personal oder…«, und er sah Zamorra und Nicole bezeichnend an, »… oder der Besitzer selbst hat die Brände gelegt. Es ist nicht auszuschließen, daß das Château renovierungsbedürftig war und der Besitzer einen Brand vortäuschen wollte, um billig und schnell an Geld zu kommen…«
    Nicole hob die Hand.
    »Seien Sie froh, daß Sie jetzt leben und nicht vor hundert Jahren, Monsieur. Eine Duellforderung wäre Ihnen für diese unverschämte Unterstellung sicher gewesen…«
    »Laß ihn doch reden«, sagte Zamorra zu ihrer Überraschung. »Theoretisch könnte der Mann ja sogar recht haben… nur kennt er eben die Gefühle nicht, die uns mit diesem ›rauchenden Trümmerhaufen‹ verbinden, und er hat auch versäumt, gegen das Bankgeheimnis zu verstoßen und am Kontostand zu erkennen, daß eine normale Restaurierung einfacher und preiswerter gewesen wäre als das Risiko eines heißen Abbruchs…«
    Dr. Graque sah Zamorra an.
    »Bringen Sie uns den Täter, und wir zahlen. Andernfalls müssen wir doch annehmen, daß Sie selbst oder jemand in Ihrem Auftrag es war.«
    »Sie sind ganz schön mutig, mir das ins Gesicht zu sagen«,

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