Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0357 - Die Treppe der Qualen

0357 - Die Treppe der Qualen

Titel: 0357 - Die Treppe der Qualen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gut.
    Der Weg der Gesichter war vorgezeichnet. In den Stufen malten sie sich ab, und sie liefen hinunter bis zum Strand, wo der feine Sand die letzten Stufen zum Teil wie ein lichter Schleier bedeckt hielt.
    Und sie verwandelten sich immer weiter.
    Stärker und stärker verwesten die Gesichter. Immer mehr Haut verschwand. Knochen lagen frei, Augen wurden aus den Höhlen gedrückt. Die Nasen und Lippen verschwanden, so daß die Fratzen sich rasch dem Endstadium näherten.
    Es war das Skelett!
    Auf der letzten Stufe hatten sie das erreicht, was man als Knochenschädel bezeichnete.
    Ich fand, daß die Treppe der Qualen einen korrekten Ausdruck bekommen hatte.
    Es war eine Qual, eine Marter. Nicht so für den, der zuschaute, sondern für die Gesichter der Menschen, die innerhalb der Stufen ihrer Verwesung entgegenschritten.
    Weshalb hatte man meine Stufe ausgelassen? Noch konnte ich keinen Grund dafür erkennen. War sie vielleicht etwas Besonderes?
    Ich hatte auch meine erste Beklemmung abgeschüttelt, aber mit meiner Situation kam ich noch immer nicht zurecht. Ich stand auf der Stufe, als befände sich Leim unter meinen Füßen, und ich spürte dabei, daß etwas geschehen mußte, das nichts mit dem normalen Ablauf dieser Treppe zu tun hatte und einzig und allein mir persönlich galt.
    In den letzten Sekunden hatte ich es verpaßt, einen Blick auf Mandra Korab zu werfen. Das holte ich nach und entdeckte, daß in seinem Gesicht die Angst stärker geworden war.
    Es war eine Furcht, die wie eine Schicht in den Augen lag. Auch gezeichnet von einer Qual, und ich hörte sein angestrengtes Flüstern. »John, ich bin in einer anderen Welt. Ich kann für dich nichts mehr tun. Ich spüre die unheimliche Macht. Sie weiß, daß du versuchen willst, mich zu befreien, aber sie geht dagegen an. Sie wird es nicht zulassen und alles vernichten.«
    »Wer ist diese Macht?«
    »Das ist… das … ist Kataya!«
    Ich verkrampfte mich. Totenstarr stand ich auf dem Fleck, als ich an diesen Begriff dachte. Kataya war etwas Furchtbares, so Grauenhaftes, daß man kaum Worte dafür fand. In Hongkong hatte ich es zuerst kennengelernt, war selbst nicht dagegen angekommen, sondern hatte Shao das Feld überlassen müssen. Ihr war es in der Gestalt der Sonnengöttin Amaterasu gelungen, das Böse zurückzuschlagen.
    Nicht zu vernichten!
    Nach dem Fall des Fratzengesichts hatten wir von Kataya nichts mehr gehört, bis zu diesem Augenblick eben, als Mandra mit mir sprach, dem dieses Phänomen ebenfalls bekannt war.
    Ich wollte weiterfragen, aber Mandra hatte noch etwas zu sagen.
    Und er klärte mich über die Magie dieser Treppe auf, obwohl es ihm schwerfiel.
    »Diese Treppe ist ein Rest aus dem Land der Gesichtslosen. Es ging unter, weil jemand die Königin tötete. Aber die Treppe blieb. Und in ihr sind die Seelen der Gesichtslosen gefangen. Hier haben sie Gesichter, hier leiden und sterben sie. Du hast sie gesehen, es waren nur vier, die sich dir zeigten, andere aber lauern in der Tiefe des Gesteins. Wenn sie wollen, können sie sich abwechseln, so daß du stets andere Gesichter siehst, wie sie sich auf den Stufen abmalen. Es ist furchtbar. Das Fratzengesicht hat hier seine Spuren hinterlassen. In dieser Treppe kreuzen sich die einzelnen Magien, und die des Fratzengesichts war stärker als die anderen. Es hat überlebt. Es hat alle anderen zurückgedrängt, auch die, die in Atlantis ihren Ursprung gehabt hat.«
    »Atlantis?« fragte ich nach.
    »Ja, das Land der Gesichtslosen gehörte zu dem Reich, das Atlantis genannt wurde.«
    »Dann ist es…«
    »Ich weiß, was du sagen willst, John, aber du irrst. Es ist nicht verschwunden, als der große Untergang kam. Dieses Land wurde schon vorher zerstört, denn dafür hat ein Magier gesorgt, der sich selbst zum Herrscher aufschwingen wollte.«
    »Kenne ich ihn?«
    »Er ist dein Freund, John…«
    Ich schluckte. Wenn Mandra so sprach, konnte es sich eigentlich nur um eine Person handeln.
    »Myxin!« stieß ich hervor.
    »Genau, John. Es ist Myxin. Er hat Macha Rothaar, die Herrin dieses Landes, vernichtet.«
    Ich nickte schwerfällig. Natürlich lagen mir tausend Fragen auf der Zunge, ich wollte sie zunächst einmal in die Reihe bekommen und die wichtigste zuerst stellen. »Dann müßte ja das Gesicht der toten Königin auch in den Stufen der Martertreppe zu sehen sein.«
    »Das stimmt. Es befindet sich in der Stufe, auf der du stehst, und die auch mich gefangen hält.«
    Nach dieser Antwort schaute ich

Weitere Kostenlose Bücher