0358 - Die Werkstatt der grauen Hyänen

zurückkehrte, hatte ich nichts entdeckt, das uns etwas über Butch Stark oder King Masterson verraten konnte.
    Diesmal allerdings wurde Phil von einem kleinen Mann begleitet, der offensichtlich nur widerwillig mitgegangen war.
    »Das ist der Hausmeister«, stellte Phil ihn vor, aber jetzt kümmerte sich der Alte wenig um mich, sondern starrte erschrocken auf Butch Stark.
    »Er hat zwei Burschen gesehen, die Butch heute Morgen besucht haben.«
    »Das habe ich nicht gesagt«, verteidigte sich das Männchen eifrig. »Ich will nicht in einen Mord verwickelt werden. Ich sah nur zwei Männer, die hier herunterkamen.«
    »Wann war das?«, erkundigte ich mich.
    »So ungefähr vor zwei Stunden«, sagte er.
    »Wie sahen die Männer aus?«
    »Wie zwei italienische Einwanderer. Könnten Brüder gewesen sein.«
    Ich wusste, was er meinte.
    Die Beschreibung passte ziemlich genau auf Louis und Jack Cosa.
    Als ich sie ein wenig genauer beschrieben hatte, nickte er zustimmend.
    »Ja, so sahen sie aus. Aber ich will nicht in die Mordsache verwickelt werden, Mister. Ich habe eine Frau und zwei Kinder und will auch nicht meinen Posten verlieren.«
    »Haben Sie deshalb die beiden Schüsse nicht an die Polizei gemeldet?«, fragte ich hart.
    Er schüttelte energisch den Kopf.
    »Ich habe keine Schüsse gehört. Wenn Sie selbst schon mal so früh am Morgen hier gewesen wären, dann würden Sie das verstehen. Es geht hier zu wie in einem Irrenhaus. Hier wohnen Arbeiter, die schon frühmorgens aufstehen.«
    Ich schenkte ihm zwar wenig Glauben, aber viel würden wir mit ihm nicht erreichen.
    »Können Sie die Männer wiedererkennen, wenn wir sie finden sollten?«, erkundigte sich Phil.
    Der Alte schüttelte den Kopf.
    »Glaube kaum. Ich habe sie nur sekundenlang gesehen.«
    Wahrscheinlich stimmte auch das nicht aber darum ging es uns vorläufig noch nicht.
    »Dann verschwinden Sie schon«, knurrte ich.
    Der Mann war bestimmt kein Verbrecher und hatte wahrscheinlich noch nie in seinem Leben einen Verbrecher bewusst gesehen, aber trotzdem hatte er Angst vor ihnen.
    Zehn Minuten später war das Homicide Team zur Stelle, und wir gingen fort.
    Hier waren wir nur im Weg, und wenn es etwas Wichtiges geben sollte, dann würden wir schon in Kürze davon erfahren.
    Als wir wieder im Jaguar saßen, setzten wir uns mit unserem Chef in Verbindung und teilten ihm unseren Verdacht mit.
    Eigentlich hatten wir vorgehabt, Benny Vogels Autofriedhof sofort einen Besuch abzustatten, aber im Augenblick war es wichtiger, uns um King Masterson und Louis Cosa zu kümmern. Phil blickte mich vielsagend an, als ich den Jaguar nach Norden in Richtung Long Island lenkte.
    Vor dem Eingang zu King Mastersons kleinem Palast stand eine Lincoln-Continental Limousine, die nicht weniger imposant war als das Tudor-Haus.
    Daneben, auf dem Kies, befanden sich zwei große schweinslederne Koffer.
    Ich hielt den Jaguar an und klopfte an der beschlagenen Tür.
    Diesmal öffnete uns King Masterson persönlich.
    »Sie wollen wohl verreisen, Masterson?«, erkundigte ich mich.
    Er blickte uns starr an.
    »Sie haben doch hoffentlich nichts dagegen einzuwenden, Agent Cotton? Ich habe mir einen kleinen Urlaub verdient.«
    Mir fehlten die Worte.
    Wie wusste er meinen wahren Namen?
    »Warten Sie lieber so lange ab, bis wir uns ein wenig mit Ihnen unterhalten haben.«
    Er zuckte die Schultern und drehte sich wortlos um.
    Wir marschierten hinter ihm her zu dem Zimmer, in dem er mich schon als Sam Kidd erwartet hatte.
    »Um was handelt es sich, meine Herren«, fragte er, als er sich auf seinen Drehstuhl hinter dem Schreibtisch geschwungen hatte.
    »Zuerst einmal möchte ich wissen, wo sich Ihr Leibwächter Louis Cosa und sein netter Bruder Jack befinden?«
    King Masterson wühlte in seiner Schublade herum, aber er brachte keine Schusswaffe zum Vorschein, sondern eine Zigarre, die gute fünfzehn Zentimeter lang war. Die zündete er sich langsam an. Anscheinend hatte er keine Eile, mit der Sprache herauszurücken.
    »Kann Ihnen leider nicht helfen, Gents«, sagte er dann. »Ich habe sie gestern auf Urlaub geschickt und wollte heute selbst ein paar Tage freinehmen. Was soll denn der ganze Zauber?«
    »Kennen Sie einen gewissen Carl Devitt?«, erkundigte ich mich, ohne auf seine Frage einzugehen.
    »Nie von ihm gehört.«
    »Einen gewissen Butch Stark?«
    »Auch nicht«, erwiderte Masterson nur und qualmte vergnügt an seiner Zigarre.
    »Wie steht’s mit einem Sam Kidd?«
    Jetzt leuchteten die Augen