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0359 - Meine Henkersmahlzeit

0359 - Meine Henkersmahlzeit

Titel: 0359 - Meine Henkersmahlzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stoppen.
    Akim Samaran bog in den Weg ein. Tiefe Spurrillen anderer Fahrzeuge waren knochenhart gefroren. Über jede Welle schaukelte der Wagen hinweg, manchmal wollten die Vorderräder ausschlagen, Samarans Gesicht zeigte einen verbissenen Ausdruck, als er das Lenkrad so hart festhielt, wie es eben möglich war.
    Danri war es geschafft. Die Kegel der Scheinwerfer glitten über die rostigen Torgitterstäbe und verloren sich auf dem schmalen Pfad dahinter.
    Wie aus dem Nichts erschien die Gestalt und tauchte in die Linien der Lichtkegel. Sie winkte kurz, Samaran stoppte und stieg aus.
    Todd wartete.
    Er war ein knochiger Bursche, trug einen langen Mantel mit Lehmflecken auf der Vorderseite und wischte über seinen Bart, in dem sich Eiskristalle festgesetzt hatten.
    »Ich habe alles vorbereitet.« Die Stimme paßte zu einem Totengräber. Sie klang dumpf, als hätte er jahrelang geübt.
    »Muß ich Werkzeug holen?«
    Todd schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe alles da.«
    »Schon am Grab?«
    Der Helfer nickte.
    Akim Samaran war zufrieden. Er mochte Todd zwar nicht, im Prinzip mochte er überhaupt keine Menschen, aber bei seiner Arbeit mußte ihm der andere behilflich sein, und dafür war er gut zu gebrauchen.
    Mit dem Fuß stieß der Totengräber das Tor auf. Es lief nicht geräuschlos ab, was Samaran einen Fluch entlockte. »Mußt du wie ein Wahnsinniger hier herumfuhrwerken?« fuhr er den anderen an.
    »Nicht schlimm, uns hört schon keiner.«
    »Aber es könnte…«
    Todd murmelte irgend etwas in seinen Bart und ging schon vor.
    Samaran folgte ihm langsamer. Sie passierten die Grabsteine und Kreuze, die wie fremde, unter der Kälte erstarrte Gestalten wirkten, in deren Gesichtern nur mehr die Augen fehlten.
    Akim hatte seine Hände tief in die Taschen vergraben. Er schaute auf Todds gebeugten Rücken, der plötzlich verschwand, weil sich der Totengräber scharf nach rechts wandte und einen schmalen Pfad betrat, der genau zum Zentrum führte.
    Es dauerte nur Sekunden, dann hatten sie die Stelle erreicht, wo das Grab lag.
    Eigentlich waren es vier, und sie bildeten ein Quadrat, in dessen Mitte Todd stehenblieb.
    Er deutete auf das offene. »Das ist es.«
    »Ich sehe es!« erklärte der andere muffig. Samaran trat bis dicht an den Rand und schaute in die Tiefe.
    Sehr viel konnte er nicht erkennen. Der Lehm und die Sargrestebildeten einen Wirrwarr, durch das hin und wieder weiße Flecken schimmerten, die Gebeine.
    »Es ist noch gut erhalten!« flüsterte Todd. »Nur mit dem Kopf ist das so eine Sache.«
    »Wieso?«
    Todd grinste. »Wissen Sie, Meister, ich habe wohl nicht vorsichtig genug gegraben, und da ist es passiert.«
    »Idiot!« fauchte Akim Samaran seinen Helfer an. »Habe ich dir nicht gesagt, daß du achtgeben sollst?«
    »Das schon, aber…« Der andere hob die Schultern. »Du weißt ja, wie das ist …«
    »Gar nichts weiß ich.« Samaran packte den Totengräber und schüttelte ihn durch. »Ist sonst noch etwas mit dem Skelett? Sag es lieber gleich, bevor ich sauer werde.«
    »Nein, nein, gar nichts!« Todd bekam Angst, ging zurück und stolperte über den Lehmhaufen am Rand des Grabs. Er fiel auf die Erde und blieb sitzen.
    Samaran schüttelte den Kopf. Mit einer Hand deutete er auf das Werkzeug. »Los, nimm eine Schaufel und tu deine Arbeit! Wozu bezahle ich dich?«
    Ein lauerndes Grinsen glitt über das Gesicht des Totengräbers.
    »Hattest du mir nicht für heute etwas versprochen?«
    »Wie meinst du das?«
    »Einen Schein, bevor ich…«
    »Ja, ja, natürlich.« Samaran holte aus seiner Tasche einen Geldschein hervor, der ebenso schmutzig war wie der Mantel des Totengräbers. Zusammengeknüllt warf er dem anderen die Note rüber.
    Todd fing sie, auf, ließ sie verschwinden und erhob sich von dem Lehmhaufen.
    »War eine verdammte Wühlerei, bei diesem Boden das Grab auszuheben, das kannst du mir glauben, Meister.« Er sagte manchmal DU , manchmal auch SIE , das spielte bei ihm alles keine Rolle.
    Todd sprang in die Grube. Diesmal sehr vorsichtig, denn er wollte keine Knochen zertreten. Außerdem paßte der andere sehr genau auf. Ziemlich dicht am Rand glitt der Totengräber in die Grube, blieb für einen Moment stehen und ließ sich von seinem Auftraggeber die kleine Schaufel reichen.
    Als er sie in den Händen hielt, bückte er sich und begann mit seiner Arbeit.
    Behutsam ging Todd vor. Er räumte mit dem blanken Schaufelblatt die Lehmerde zur Seite und schleuderte die harten Krumen aus dem Grab, so

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