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0359 - Meine Henkersmahlzeit

0359 - Meine Henkersmahlzeit

Titel: 0359 - Meine Henkersmahlzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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meines.« Er hob die Schultern und deutete auf die Apfelsine. »Als Vorspeise hast du einen Apfel gegessen, als Hauptgericht einen halben Laib Brot, als Nachtisch wird dir eine Apfelsine serviert. Die schaffst du doch noch – oder?«
    Und wenn sie mir aus den Ohren wieder rauskam, ich würde sie essen. »Ja!« keuchte ich.
    »Na bitte.« Samaran nahm die Apfelsine hoch und warf sie seinem Helfer zu.
    Mein junges Ebenbild fing das Obst auf. Noch immer hielt er sein Messer fest. Er warf es einmal hoch, fing es wieder auf und begann damit, die Apfelsine zu schälen.
    Dies tat er sehr genüßlich, und er ließ sich verdammt viel Zeit dabei. Kreuzschnitte zerteilten die Schale, so daß er sie abziehen konnte.
    Dabei schaute ihm Samaran zu. Da ich seinen Blick nicht mehr auf mich gerichtet sah, bemühte ich mich weiter um meine Fesseln. Ich ging jetzt härter zur Sache, auch wenn die anderen künstlichen und unter dämonischem Einfluß stehenden Kinder mich sehen konnten, es war mir in diesen Augenblicken egal. Ich zerrte, ich riß und stellte fest, daß sich der Spielraum wieder ein wenig erweitert hatte.
    Würde es klappen?
    Die letzte Schale fiel zu Boden. Samaran persönlich nahm die Apfelsine entgegen und teilte sie in vier Portionen.
    »So, Sinclair«, sagte er. »Vier Bissen noch, und deine Zeit ist abgelaufen…«
    ***
    Mrs. Anderson, die nicht mehr Herr ihrer Sinne war, stieß mit dem verdammten Kabel zu. Horace F. Sinclair wüßte, daß er sich in einer tödlichen Gefahr befand. Wenn die blanken Enden ihn berührten, würde der Stromstoß durch seinen Körper rasen und ihn vernichten.
    So grausam sahen die Tatsachen leider aus, und Sinclair war schnell wie nie zuvor in seinem Leben.
    Sein Arm jagte dem anderen entgegen. Allerdings nicht in der gleichen Höhe, die Hand kam mehr von unten, und sie schaffte es tatsächlich, unter das rechte Gelenk von Mrs. Anderson zu schlagen, so daß deren gefährliche Hand mit der tödlichen Stromwaffe in die Höhe gewuchtet wurde.
    Gleichzeitig trat Sinclair zu. Sein Fuß wuchtete in den Körper der Frau, die zusammensank und der Mann Zeit bekam, nach hinten zu springen. Bestimmt hätte sich ein jüngerer nachzusetzen getraut.
    Doch Horace F. Sinclair war lieber vorsichtig. Er wollte sich zunächst einmal eine Waffe besorgen, um seine Gegnerin anzugreifen.
    Nur – welche?
    Der Mann schaute sich um.
    Er trug weder eine Pistole noch eine Stichwaffe bei sich. Ähnliche Dinge fand er auch nicht in diesem Raum, der einer Waschküche glich und auch eine Werkstatt war.
    Aber er fand etwas anderes.
    Es lag dort, wo sich auch der Kamin oder der steinerne Ofen befand. Dort befand sich ein kleiner Schürhaken, mit dem man die Glut verteilen konnte. Er war zwar völlig verrostet, aber da nichts anderes in greifbarer Nähe lag, gab sich Sinclair auch damit zufrieden.
    So rasch wie möglich nahm er die Waffe an sich. Sie lag in seiner rechten Hand. Den Blick hielt er auf die Frau gerichtet.
    Mrs. Anderson wußte genau, welch eine gefährliche Waffe sie auch für sich in der Hand hielt. Sie krümmte sich am Boden, weil sie der Tritt hart getroffen hatte. Trotz der Schmerzen sah sie ein, daß sie auf keinen Fall eine Berührung mit den blanken Enden riskieren konnte. Dann war für sie alles verloren.
    Deshalb hielt sie den rechten Arm von sich gestreckt, während sie versuchte, auf die Beine zu kommen.
    Da sie nur einen Arm gebrauchen konnte, gelang dies nicht einfach, aber sie kam hoch.
    Und Sinclair ging näher.
    Die beiden starrten sich an.
    Das Gesicht der Frau war durch den Haß gezeichnet. Sie wollte töten, jede Gesichtsfalte sprach davon. Die Brille hatte sie verloren, das Kabelende hielt sie fest. Die blanken Drähte schauten aus der Isolierung wie gefährliche Antennen hervor.
    »Wirf es weg!« flüsterte Sinclair. »Verdammt, wirf das Kabel zur Seite und komm her!«
    »Nein!« Sie wedelte damit und führte es von einer Seite zur anderen. Damit machte sie dem Mann keine Angst.
    Er hatte gesehen, wie schlecht es seinem Sohn ergangen war. Der Raum unter diesem war für John zu einer Todesfalle geworden. Gefesselt hockte er auf einem Stuhl und bekam seine Henkersmahlzeit gereicht. Wenn ihm jemand helfen konnte, mußte dies schnell geschehen, und nur der eigene Vater war dazu noch in der Lage.
    Horace F. Sinclair dachte daran, daß ihm auch sein Sohn schon das Leben gerettet hatte, jetzt wollte er sich revanchieren.
    »Zum letztenmal, weg mit dem Kabel!«
    »Nie!«
    Sinclair handelte.

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