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036 - Die Hand des Würgers

036 - Die Hand des Würgers

Titel: 036 - Die Hand des Würgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
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verlange ich von euch beiden, daß ihr unter allen Umständen offen und ehrlich mit mir redet, falls sich irgendwelche ungewöhnlichen Dinge ereignen oder sonstwie ergeben. Ihr müßt mir alles sagen, was uns helfen könnte, Licht in die Sache zu bringen. Habt ihr verstanden?“
    Renaud nahm einen großen Schluck Whisky.
    „Nein, ich habe nicht genau verstanden, Monsieur Feras. Was, zum Beispiel?“
    „Na, schön. Wenn du etwas oder jemand Verdächtigen siehst. Wenn du zum Beispiel hörst oder erfährst, daß eine bestimmte Person bedroht wird, oder wenn jemand einem anderen an eine einsame Stelle folgt. Eben alles, was einen neuen Angriff des Verbrechers vermuten läßt.“
    „Des Verbrechers?“ rief Pascal.
    Er zog verwirrt seinen verstümmelten Arm zurück.
    „Ich spüre doch noch meine Finger. Sie leben. Ihr seht sie nur nicht. Sie sind aber da. Und Sie, Monsieur Feras, haben mir selbst das vom Astralleib gesagt.“
    Monsieur Feras winkte ab.
    „Ja, das stimmt schon, Pascal. Das habe ich dir gesagt, und es ist auch richtig. Aber mit dem Astralleib tötet man nicht. Für dich gilt dasselbe wie für Renaud. Volle Aufrichtigkeit, verstanden? Sobald du wieder eine solche Versuchung in dir spüren solltest, kommst du sofort zu mir, nicht wahr?“
    „Wenn Sie dann aber nicht da sind?“
    „Nun ja, dann mußt du dich auf irgendeine Art von dieser Versuchung frei machen. Eigentlich ganz einfach: Sprich mit Renaud.“
    Loulous früherer Liebhaber hob erstaunt die Brauen.
    „Mir mir?“ fragte er.
    „Ja, natürlich mit dir. Du kennst doch jetzt das Geheimnis, nicht wahr?“
    Es war Renaud deutlich anzusehen, wie wenig ihm dieser Gedanke behagte.
    Monsieur Feras rüttelte ihn an der Schulter.
    „Pascal ist mit diesen Versuchungen sehr geplagt, aber ein Mörder ist er ganz gewiß nicht. Und dir schadet es absolut nichts, wenn du ihm zuhörst, sobald er wieder eine Krise kommen fühlt – falls ich nicht da bin. Na, schön. Für heute haben wir eigentlich alles besprochen, und ich glaube, mehr gibt es im Augenblick nicht zu sagen. Es ist nicht nötig, daß wir noch länger aufbleiben.“
    Die beiden Burschen tranken ihre Gläser aus und wünschten Monsieur Feras eine gute Nacht. Der kleine Mann brachte sie beide zur Tür und klopfte beiden herzhaft auf den Rücken.
    „Hast du dich jetzt wieder beruhigt? Paß auf, dir helfe ich, deine Unschuld zu beweisen, was? Und dir, Pascal, werde ich beistehen, wenn du deinen Dämon austreibst. Ja, so werden wir dann auch dem Schuldigen die Maske vom Gesicht reißen.“
    Er sah ihnen nach, wie sie zusammen vom Haus weggingen. Der Mond schien sehr hell, und er beobachtete sie, wie sie in eine breite Kastanienallee einbogen. Faraud trottete hinter seinem Herrn drein.
    Sie kamen an der Nachbarvilla vorbei, die von den Damen Vaison bewohnt wurde. Wenig später trennten sich die beiden Burschen.
    Die zwei hatten kaum ein paar Worte miteinander gewechselt. Auf dem Land ist man meistens nicht sehr gesprächig.
    Aber als sie sich trennten, gaben sie einander die Hand. Das heißt, Pascal streckte Renaud die linke Hand entgegen, die dieser mit seiner rechten Hand ergriff und drückte.
    Monsieur Feras konnte das von seiner Haustür aus beobachten.
    In der Kastanienallee befand sich sonst niemand. Es war zehn Uhr abends vorbei, und das ganze Dorf schlief längst.
    Plötzlich hallte der Entsetzensschrei einer Frau durch die Nacht.
    Im Garten der Damen Vaison lief eine weiße Gestalt im Mondlicht dahin. Es war Corinne. Sie trug ein sehr verführerisches, sehr durchsichtiges und duftiges Neglige mit Organdyvolants, das ganz mit bunten Schleifchen bedruckt war. Das herrliche lange Haar hing ihr offen auf die Schultern, und so lief sie wie eine Närrin dahin. Die Hände hatte sie an den Hals gelegt, als schnüre ihr ein fürchterlicher Krampf die Luft ab.
    Sie weinte zwar noch immer, aber sie schrie nicht mehr, denn den Schrei mußte man bis zur Säge, vielleicht sogar bis zum Silo und zur Scheune gehört haben, in der Loulou ermordet worden war. Sie schien am Ende ihrer Kräfte angelangt zu sein und blieb nun neben einem blühenden Busch stehen. Sie holte keuchend Atem und hielt dabei noch immer ihre zitternden Hände an den Hals, und es sah aus, als bekomme sie nicht genügend Luft.
    „Corinne! Corinne … wo bist du? Um Himmels willen, Corinne, wo bist du?“
    Die alte Dame erschien an einem der Fenster. Auch sie war im Nachthemd. Madame Vaison schien von dem Entsetzensschrei plötzlich aus

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