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036 - Die Hand des Würgers

036 - Die Hand des Würgers

Titel: 036 - Die Hand des Würgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
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mir.
    Renaud kratzt sich ratlos am Kopf.
    „Sag mal, Pascal. In dieser Nacht …“
    „Was denn? Was soll in dieser Nacht gewesen sein?“
    „Hast du denn da nichts gehört?“
    Ich sehe ihn an und weiß, daß er mindestens vermutet, ich könne etwas gehört haben.
    „Ich soll etwas gehört haben? Nun ja, einen Schritt. Auch ein Geräusch, das sich genähert hat. Und dann hast du geschrien.“
    Er schnieft.
    „Ja, das weiß ich schon. Das hast du mir schon gesagt und auch Monsieur Feras.“
    „Hm. Und was willst du noch wissen?“
    Er wirft mir einen Blick aus den Augenwinkeln zu, und daraus schließe ich, daß er ahnt, was ich verschweige.
    „Ich meine, bevor ich angegriffen wurde. Hast du da geschlafen? Hast du eigentlich die ganze Zeit geschlafen?“
    Ich bin zwar ein Dummkopf, aber ich weiß selbstverständlich, was jetzt kommt.
    „Du meinst, ungefähr eine Stunde bevor diese Hand dich gewürgt hat?“
    „Ja, so ungefähr.“
    Deshalb hat er mich also besucht. Aber warum hat er davon nichts zu Monsieur Feras gesagt?
    „Nun ja, da hat eine Frau gesprochen. Und du wolltest nicht auf sie hören.“
    Er sieht sehr düster drein. Außerdem wird er ziemlich blaß.
    „Pascal, du hast doch hoffentlich zu keinem Menschen etwas davon gesagt, oder?“ Seine Augen flammen drohend.
    Ich biete ihm die Stirn. Er weiß, daß ich, der Dorftrottel, der Krüppel, der Einhändige ihn gar nicht so leicht angreifen kann.
    „Und mit wem soll ich darüber gesprochen haben? Monsieur Feras ist nicht da, ist den ganzen Tag über schon weg. Und ich habe seit heute früh hier gearbeitet.“
    „Ist ja schon gut.“ Ich mustere ihn, und er scheint einigermaßen verlegen zu sein.
    „Und wem soll ich es erzählen? Vielleicht den Damen?“
    Er macht eine ungeduldige Handbewegung.
    „Du erzählst kein Wort und sagst zu keinem Menschen etwas. Du hast also da unten einiges gehört. Vielleicht alles. Und du weißt, um was es gegangen ist. Das behältst du aber für dich, verstanden?“
    Ich antworte darauf nichts, obwohl er sicher einen Protest oder auch ein Versprechen erwartet. Aber ich schweige lieber.
    Renaud scheint sehr enttäuscht zu sein. Wortlos dreht er sich um und geht.
    Ich denke nach. Warum hat er denn Angst, ich könnte den Damen Vaison etwas von diesem nächtlichen Besuch einer Frau erzählen? Fürchtet er eher die alte Dame oder Corinne? Er kennt
    sie doch kaum. Ich sehe sie viel öfter, aber noch nie habe ich ihnen Klatsch zugetragen oder mit ihnen über derartige Dinge gesprochen.
    Ich habe das Gefühl, die Dinge verdichten sich allmählich. Ich frage mich nur, weshalb ausgerechnet ich in deren Mittelpunkt stehe. Am liebsten würde ich heulen, weil ich den Grund dafür einfach nicht begreife.
    Aber dann muß ich mir wieder sagen, daß ich doch der wahre Schuldige bin, weil ich den Wunsch gehabt habe, einen Mord zu begehen, sogar mehrere. Es ist etwas ganz anderes, daß ich mir, um sie nicht begehen zu müssen, die Hand abgeschnitten habe und daß sie dann doch begangen oder wenigstens versucht wurden. Ein vollendeter Mord, zwei Mordanschläge.
    Ein bizarrer Gedanke schießt mir durch den Kopf. Weiß Renaud vielleicht mehr als ich, als die Damen Vaison oder als sogar Monsieur Feras?
    Es wird Abend, und Monsieur Feras ist noch immer nicht zurück. Ich habe hier nichts mehr zu tun. Außerdem nehmen die Damen sicher an, daß ich längst nach Hause gegangen bin.
    Ich denke daran, ob sie sich nicht vielleicht besser verbarrikadieren sollten, da doch ihr Nachbar nicht zurückgekehrt ist.
    Dann räume ich mein Werkzeug in den Schuppen, versuche dabei keinen Lärm zu machen und begebe mich zur Gartentür. Im Haus von Monsieur Feras brennt kein Licht. Nichts rührt sich. Er ist also tatsächlich noch nicht da.
    Aber dann höre ich Stimmen und bleibe plötzlich stehen. Es sind Frauenstimmen. Sie unterhalten sich ziemlich heftig miteinander, und das ist recht ungewöhnlich, denn es ist Corinne mit ihrer Schwiegermutter. Ich erkenne die beiden Stimmen sehr gut.
    Sie erwecken sonst immer den Eindruck vollendeter Harmonie, aber jetzt streiten sie.
    „Meine kleine Corinne, das muß ich dir ins Gesicht sagen. Es ist ganz einfach verrückt!“
    „Mama, ich versichere dir, daß es nicht geht, wenn man darüber spricht.“
    „Dann meinst du also, man müsse schweigen?“
    „Das hat uns unser Freund, Monsieur Feras, auch geraten.“
    „Ich schätze Monsieur Feras sehr. Aber trotzdem finde ich, daß er übertreibt. Vielleicht bereitet

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