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036 - Die Hand des Würgers

036 - Die Hand des Würgers

Titel: 036 - Die Hand des Würgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
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den Damen Vaison scheint alles wieder in Ordnung zu sein. Wie Monsieur Feras es geraten und gewünscht hatte, haben sie auch Stillschweigen bewahrt über das, was Corinne noch immer eindeutig als Angriff bezeichnet. Da auch Renaud bei seiner Erzählung bleibt, scheinen nun alle tatsächlich daran zu glauben, daß die junge Frau nicht nur geträumt hat.
    Bis jetzt sind es nur Corinne, ihre Schwiegermutter, Monsieur Feras, Renaud und ich, die wissen, daß die Hand noch zweimal versucht hat, einen Mord zu begehen, genauso wie bei Loulou.
    Natürlich würde die Polizei solche Dinge nur allzu gern wissen, und sie sollte es auch wissen, aber bisher hat niemand von uns allen ein Wort darüber verlauten lassen.
    Monsieur Feras kann meines Schweigens sicher sein. Ich unterhalte mich kaum einmal mit anderen Leuten. Renaud dagegen ist von Natur aus ziemlich geschwätzig, und den Mädchen läuft er auch recht eifrig nach. Auch hinter Clara ist er her. Vielleicht war es doch sie in der Nacht, da ich im Keller angekettet war.
    Clara – oder die Frau, die nachts bei ihm war – scheint recht gierig auf ihn zu sein. Die anderen Mädchen unterliegen seinem verführerischen Charme nicht so leicht, seit Loulou ermordet wurde, und das ist ja auch verständlich.
    Corinne scheint sich wieder ganz erholt zu haben. Ich sehe sie häufig, und das sind dann immer die schönsten Augenblicke des Tages. Sie lacht wieder, und ich spreche auch niemals von den schlimmen Vorfällen; das tut sie übrigens auch nicht. Meistens bin ich den ganzen Tag hindurch in ihrem Garten oder auch bei Monsieur Feras, aber einen Streit mit ihrer Schwiegermutter habe ich seither nicht mehr mit angehört. Sie scheinen einander wieder gut zu verstehen. Wissen möchte ich nur, wie Monsieur Feras es fertiggebracht hat, sie von der Notwendigkeit des Schweigens zu überzeugen. Gelungen ist es ihm jedenfalls.
    Ich würde außerdem gerne wissen, weshalb sie unbedingt schweigen sollen.
    „Pascal!“
    Er ruft mich. Er hat keine Zigaretten mehr, arbeitet an seinen Schmetterlingen und schickt mich weg, etwas zum Rauchen zu holen.
    „Vier Päckchen bringst du mir. Nein, fünf. Eines ist für dich, Pascal.“
    Ich bedanke mich und mache mich auf den Weg. Faraud läuft vor mir her, kommt zurück und rennt wieder davon. Ich gehe nicht gern ins Dorf. Der Tabakladen ist unmittelbar vor der kleinen Bürgermeisterei des Monsieur Velier.
    Mir scheint, dort geht es ziemlich lebhaft zu, obwohl doch um diese Zeit die Männer auf den Feldern, die Kinder in der Schule und die Frauen an den Kochtöpfen sind.
    Merkwürdig, daß sich so viele Leute hier aufhalten. Man redet miteinander, man stellt Fragen, man schaut immer wieder in eine bestimmte Richtung. Da entdecke ich ein Auto, das mir bekannt vorkommt. Es ist das der Gendarmerie.
    Eine kleine Gruppe kommt heran. Das Gemurmel der Leute wird lauter. Ich brauche mich gar nicht zwischen die Leute zu drängen, um zu wissen, was gesprochen wird, was vorgeht.
    Zwischen zwei Gendarmen kommt ein Mann daher. Er hat die Augen gesenkt, um keinen Menschen anschauen zu müssen. Er kennt alle, besonders die Frauen.
    Es ist Renaud. Man hat ihn verhaftet.
    Ich fühle, wie mein Herz wie irr schlägt. Was ist da passiert? Nun ja, der Mord an Loulou ist noch nicht aufgeklärt.
    Ich erkenne auch Clara, die neben ihrem alten Ehemann recht gut Haltung bewahrt. Der schöne Mortagne ist auch da, Renauds größter Rivale bei den Dorfschönen.
    Als dann die ganze Gruppe in die Bürgermeisterei geht, schweigen alle Leute; kaum sind sie verschwunden, fangen alle wieder zu schwatzen an.
    „Das ist er, der Mörder.“
    „Jetzt haben sie ihn endlich überführt.“
    „Aus Paris ist ein Kommissar da. Er hat die Wahrheit herausgefunden.“
    „Aber nein! Soweit ist es noch nicht. Man vernimmt ihn doch erst noch.“
    „Aber verhaftet ist er.“
    „Absolut nicht. Er hatte doch keine Handschellen. Die Ermittlungen laufen, das ist alles.“
    Ein paar Leute werfen mir mißtrauische Blicke zu; ein Kind versteckt sich hinter der Mutter. Man hält Renaud für schuldig, aber ich bin ein Schwachkopf, und mich hat man auch mit Lou-lous Tod in Verbindung gebracht. Deshalb begegnet man mir auch mit Mißtrauen.
    Natürlich will ich gern wissen, was in der Bürgermeisterei vorgeht. Ich sehe einen Mann von etwa vierzig Jahren, der einen sehr seriösen Eindruck macht. Er scheint Renaud zu vernehmen. Die Gendarmen drängen die Menge zurück, und Monsieur Velier erscheint am

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