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036 - Die Hand des Würgers

036 - Die Hand des Würgers

Titel: 036 - Die Hand des Würgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
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es ihm Vergnügen, Detektiv zu spielen. Mir nicht. Es besteht doch gar kein Zweifel daran, daß ein Mörder frei herumläuft! Und wenn du nicht vorletzte Nacht geträumt hast, dann sind wir in ernster Gefahr!“
    „Mama, ich habe wirklich nicht geträumt“, versichert Corinne. „Ich habe diese Hand gefühlt und sogar gesehen.“
    „Diese Hand ohne Gesicht. Nun ja, auf jeden Fall hat es diesen Mord in der Scheune gegeben, und die kleine Loulou wurde erwürgt. Und wie uns unser Freund, Monsieur Feras, berichtet hat, wurde auch ihr Freund gewürgt, nur nicht getötet. Nein, siehst du, das genügt mir vollauf. Er ist noch nicht zurückgekommen, unsere Häuser liegen ziemlich einsam, und ich weigere mich, noch eine solche Nacht zu verbringen. Ich werde die Polizei verständigen.“
    „Nein, Mama! Bitte, nur das nicht!“
    „Wem soll diese Heimlichtuerei nützen? Und was wird dann später die Polizei dazu sagen? Man würde uns wenigstens beschützen, und wir wären in ihrer Obhut.“
    „Mama, warte bitte. Feras wird zurückkommen. Dann ist er in Rufweite.“
    Aber die alte Madame Vaison ist noch lange nicht überzeugt.
    „Wenn Pascal noch da ist, werde ich ihn zur Polizei schicken.“
    „Nein, ich bin dagegen! Verstehst du, ich will einfach nicht!“
    Ich bin sehr verwirrt, als ich das höre. Was geschieht, wenn man mich ruft? Soll ich mich tot stellen? Madame Vaison glaubt, ich sei schon gegangen, und Corinne wird der gleichen Ansicht sein. Ich denke natürlich vorwiegend an Corinne, und ich weiß, daß ihr dieses Schweigen schaden kann. Überdies bin ich überzeugt, daß sie in Gefahr schwebt.
    Zum Glück höre ich ein Motorengeräusch von ferne. Es ist schon ziemlich dämmrig geworden. Die Damen Vai-son stellen erleichtert fest, daß also Monsieur Feras zurückgekommen sein muß.
    Ich verschwinde aus dem Garten, damit man mich nicht mehr sieht. Monsieur Feras hält vor seinem eigenen Haus an. Bevor ich mich entferne, sehe ich, daß er unter einen Arm geklemmt ein längliches Paket trägt, eine Art Kästchen, das er außerordentlich vorsichtig behandelt.
     

     

Seit mehr als drei Tagen ist jetzt nichts passiert. Der Vampir, egal, wer es auch ist, hat sich nicht mehr gezeigt. Vielleicht hat er etwas ganz Besonderes vor.
    Darüber denke ich lange nach. Mir ist völlig klar, daß der alte Schmetterlingssammler kein gewöhnlicher Durchschnittsmensch ist. Mindestens ist er außerordentlich klug und gelehrt. Und er scheint auch entschlossen zu sein, dieses Geheimnis zu enthüllen, das uns alle bedrückt, denn niemand wagt mehr zu lachen, solange diese Angelegenheit nicht geklärt ist.
    Ich glaube, daß er selbst irgend etwas im Schild führt, etwas vorbereitet. Vielleicht hat das mit dem kleinen Kasten zu tun, den er aus Paris mitgebracht hat. Er muß sehr wichtig für ihn sein, denn sonst hätte er nicht die Fahrt nach Paris und die Rückreise von dort an einem Tag gemacht. Ein paarmal bin ich unter irgendeinem Vorwand zu ihm gegangen, angeblich um seine schillernden, wundervollen Schmetterlinge anzuschauen, die mir doch auch manchmal so unheimlich vorkommen. In Wirklichkeit hat mich aber nur dieses geheimnisvolle Kästchen interessiert.
    Vor allem möchte ich wissen, wo er dieses Ding aufbewahrt. Ich sterbe fast vor Neugier, denn ich muß unbedingt erfahren, was es enthält oder wozu es dient.
    Ich bin sogar entschlossen, im Haus herumzuschnüffeln, wenn ich in Monsieur Feras’ Garten arbeite. Ich weiß jetzt auch, wo das Ding ist, in einem Zimmer nämlich, das als Salon dient und im Erdgeschoß liegt. Dort empfängt er seine Besuche, die Damen Vaison, den Bürgermeister, den Pfarrer, den Notar oder andere Leute.
    Es ist ein kleiner Kasten aus Ebenholz mit weißen Punkten und Mustern, die sehr hübsch aussehen und vielleicht aus Elfenbein oder aus Perlmutt sind. Seit ich so viele Bücher gelesen habe, weiß ich ja auch ein paar Kleinigkeiten. Ich will und müßte aber noch viel mehr wissen.
    Jedenfalls ist das Kästchen da. Es fasziniert mich, es zieht mich an. Ich habe schon bemerkt, daß es mit einem metallenen Schloß versehen ist. Als ich einmal in dessen Nähe kam, habe ich es zärtlich gestreichelt. Einmal, als ich Monsieur Feras am anderen Ende seines Besitzes wußte, habe ich sogar versucht, den Deckel aufzuheben. Nichts zu machen, es ist abgesperrt. Eigentlich hätte ich es mir doch denken können.
    Natürlich mache ich mir Gedanken über die Zusammenhänge, aber ich kann sie doch nicht erraten.
    Bei

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