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036 - Die Hand des Würgers

036 - Die Hand des Würgers

Titel: 036 - Die Hand des Würgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
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zu sein. „Pascal, er weiß ganz genau, was aus dieser Hand geworden ist. Man muß ihm die Maske vom Gesicht reißen. Man muß Beweise gegen ihn sammeln. Dann können wir der Polizei die Wahrheit sagen, damit Renaud wieder frei wird.“
    Sie steht auf. Damit beendet sie unsere Unterhaltung. Ich bin unendlich glücklich darüber, daß ich solange in ihrer Gesellschaft weilen durfte. Es tut mir unendlich leid, daß sie mich nun verlassen wird.
    „Sprechen Sie. Befehlen Sie mir. Ich bin nichts, ein Niemand. Ich weiß auch nicht viel, aber ich bin Ihr ergebener Sklave, Madame. Ich werde alles tun, was Sie mir befehlen.“
    Die Blumen duften sehr stark, und unter den Sternen sehen ihre blonden Haare wie Gold aus.
    „Pascal, man muß bei ihm eindringen. Wenn er der wahre Schuldige ist, müssen wir ihn daran hindern, weiterhin Schaden anzurichten.“
    „Ja, das ist richtig. Aber erklären Sie mir: wie ist das zu machen?“
    Sie zögert ein wenig. Wahrscheinlich weiß sie ebensowenig wie ich, was zu tun wäre.
    „Wenn du eine Idee hättest. Einen Beweis. Zauberei? Vielleicht hebt er gewisse Dinge auf. Geheimpapiere. Oder sogar …“
    Da fällt mir etwas ein. „Das Kästchen!“ rufe ich.
    Corinne greift nach meinen Armen. „Was hast du da gesagt?“
    „Ja, das wissen Sie nicht. Vor drei Tagen ist er doch nach Paris gefahren. Ich habe ihn gesehen, als er zurückkam. Da hatte er ein kleines Ebenholz-Kastchen dabei.“
    „Pascal. Was kann das zu bedeuten haben? Was kann es enthalten?“
    Und wieder rede ich mir alles vom Herzen, wie ich es Monsieur Feras und Renaud gegenüber getan habe, denen ich sagte, daß ich mir die Hand absichtlich abgeschnitten habe. Jetzt erkläre ich Corinne, daß ich versucht habe, den Inhalt des Kästchens auszuforschen.
    Corinne wird ganz fiebrig und nervös, und ich frage mich, was es sein könnte, das sie in solche Erregung versetzt. Ich scheine ohne es zu wissen den Finger auf einen gefährlichen Punkt gelegt zu haben.
    „Das Kästchen. Ich muß wissen …“
    „… was es enthält? Aber es ist doch abgesperrt.“
    „Trotzdem, Pascal. Wir müssen so schnell wie möglich erfahren, was drinnen ist.“ Sie schaut zu Monsieur Feras’ Haus hinüber. „Er hat noch Licht, also schläft er noch nicht. Vielleicht liest er oder er arbeitet an Dingen, die man ganz geheim tun muß.
    Pascal, du gehst zu ihm, sobald er das Licht ausmacht und schläft. Dann holst du das Kästchen und bringst es mir.“
    „Aber, Madame!“ wende ich ein.
    Sie drückt mich auf den Stuhl. „Willst du vielleicht, daß diese Hand wieder erscheint, die mich würgt, die tötet? Willst du, daß man mich eines Morgens tot auffindet?“
    „Oh, nein, nein! Das nicht!“
    „Gut. Dann mußt du mir das Kästchen bringen.“
    Ich glaube, eine mir unbekannte Macht beherrscht mich. Ich weiß nicht mehr, was ich sage, was ich tue.
    „Ja, ich werde Ihnen gehorchen.“
    „Das wußte ich doch, lieber Pascal.“
    Sie zieht mich an sich, und mir ist, als rase ein Feuersturm durch meine Adern. Dann drückt sie ihre Lippen auf die meinen. Sie umarmt mich, den Paria, den Dorftrottel, den Tölpel. Ich weiß nicht, wie mir wird. Dann läßt sie mich los, und ich habe Mühe, nicht zu taumeln.
    „So, und jetzt gehst du. Aber paß auf, daß kein Licht mehr brennt. Und sei leise. Ich erwarte dich hier. Geh jetzt, geh!“
    Sie schiebt mich an, und ich gehe. Ich scheine ein ganz anderer Mensch zu sein. Diese Zärtlichkeit hat mich völlig verwandelt.
    Ich klettere über die Mauer, welche die beiden Gärten trennt, dann lasse ich mich in Monsieur Feras’ Garten hinunter.
    Corinne sieht mir nach. Sie hält Faraud am Halsband fest, denn mein treuer Hund will mir folgen. Er scheint erstaunt zu sein, daß ich diesen Weg benütze, aber solange er bei Corinne ist, bellt er nicht.
    Ich ducke mich im Garten zusammen und warte.
     

     
    Ich lasse den leuchtenden Punkt von Monsieur Feras’ Lampe nicht aus den Augen. Ich weiß, er schläft noch nicht. Er wird noch lesen. Er ist ja ein kluger Mann, der unablässig studiert. Solange er nicht schläft, kann ich nichts unternehmen. Ich muß Geduld haben.
    Aber es macht mir nichts aus, daß ich mir in meiner unbequemen Beobachterlage den Hals verrenke. Corinne. Jetzt ist sie nicht mehr Madame Vaison für mich, sondern Corinne. Oh, ich weiß natürlich, daß es dumm von mir ist, aus diesem einen Kuß Rechte abzuleiten. Sie mußte gute Gründe dafür gehabt haben.
    Warum tut sie das alles? Vermutlich hat

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