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036 - Die Hand des Würgers

036 - Die Hand des Würgers

Titel: 036 - Die Hand des Würgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
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sie Angst, die Hand könne sie wieder würgen. Sie hält ja Renaud für unschuldig. In Gegenwart von Monsieur Feras hat sie getan, als glaube sie das Gegenteil – natürlich um ihn zu täuschen. Sie ist sehr stark und weiß, was sie will und zu tun hat.
    Monsieur Feras spielt Privatdetektiv, um den Verbrecher zu entlarven. Corinne spielt sein Gegenspiel.
    Ein Schmerz reißt mich aus meinen Gedanken. Ich fühle wieder meine Hand, die doch gar nicht mehr da ist. Und ich könnte schwören, daß sie da ist, weil sie so schmerzt! Ich fühle sie. Ich spüre, daß sich die Finger krümmen, als wollten sie sich um einen Hals krallen.
    Vielleicht fiebere ich. Das wäre bei einem solchen Unternehmen nur natürlich. Noch immer spüre ich Corinnes Lippen auf den meinen, diesen unwiderstehlichen, süßen, befehlenden Kuß. Ich bin noch immer ganz verwirrt.
    Unsichtbare glühende Zangen martern mich. Meine fehlende Hand scheint Dinge tun zu wollen, die ich verabscheue, an denen meine Vernunft keinen Anteil hat, und dabei glühe ich noch immer in der Erinnerung an Corinnes Berührung.
    Wie kann ich sie zu verstehen versuchen? Wie kann ich die Gründe analysieren, die sie dazu veranlaßt haben? Die Angst, glaube ich. Ja, es ist Angst, aber es ist noch etwas anderes. Eine Frau, die mir bisher so unerreichbar erschien wie der Mond und die Sterne, küßt nicht nur aus Angst.
    Etwas weiß ich aber genau. Sie hält Renaud für unschuldig, Monsieur Feras für den Schuldigen. Um das zu beweisen, bedient sie sich meiner. Ich fühle mich wie ein Rädchen in einem großen Getriebe. Ich muß bis zum Ende mitmachen, vielleicht bis zur Katastrophe. Aber was habe ich schon zu verlieren? Wer interessiert sich für mein elendes Leben?
    Die Zeit vergeht unendlich langsam. Monsieur Feras’ Lampe scheint immer größer zu werden. Sie ist der einzige Lichtpunkt im ganzen Universum.
    Ich weiß, daß hinter der Mauer Corinne auf mich wartet, die das Geheimnis von Monsieur Feras’ Kästchen zu lüften versuchen wird.
    Nun muß ich einen Diebstahl begehen. Das habe ich bisher noch nie getan, am wenigsten bei meinem Wohltäter. Ich habe noch keine Sekunde daran geglaubt, daß er schuldig sein könnte, denn ich bleibe bei meiner Überzeugung von der kriminellen Hand.
    Aber ich muß meinen Weg bis zum Ende gehen. Also werde ich das Kästchen stehlen und es Corinne bringen. Vielleicht legt sie dann wieder ihre Lippen auf die meinen, und dafür würde ich die größten Dummheiten und Schlechtigkeiten begehen.
    Ich bin untröstlich, daß ich Corinne warten lassen muß. Sie wird sehr ungeduldig sein. Ich kann aber nichts unternehmen, solange Monsieur Feras’ Lampe brennt.
    Endlich erlischt sie. Monsieur Feras ist schlafen gegangen. Ich muß noch eine Weile warten, aber ich husche leise zum Haus. Ich weiß schon, wie ich in den Salon gelangen kann, wo das Kästchen steht. Monsieur Feras hat keinen Hund, und es besteht also keine Gefahr, daß ich entdeckt werde.
    Ich bin auf der Diele, öffne geräuschlos die Tür.
    Halt! Da sind die Schmetterlinge.
    Sie bedrohen mich. Aus der Dunkelheit umschwirren sie mich zu Hunderten, Tausenden. Mut, Pascal, du mußt dich ihnen stellen.
    Ich bin wie gelähmt. Sie sind stärker als ich, grausamer, unerbittlicher. Bei Tag bewundere ich ihre Farben und herrlichen Zeichnungen, aber wenn es dunkel ist, bedrohen sie mich. Ich habe Angst vor ihnen, schreckliche Angst.
    Aber etwas hilft mir diese Angst zu überwinden. Es ist der Gedanke an Corinne, an ihren Kuß. Ihretwegen bin ich hier, denn ich bin ja nichts als nur ihr Instrument. Corinne hat es mir befohlen, und Corinne gehorche ich.
    Ich husche lautlos weiter wie ein Schatten. Dort, auf dem Tisch, der Kommode, an den Wänden – überall sind die Vitrinen mit den Schmetterlingen. Aber da ist auch das Kästchen. Es ist ein dunkler Schatten in der Dunkelheit der Nacht. Ich ahne es mehr als daß ich es sehe. Aber ich weiß ja, daß es da ist.
    Der letzte Meter kostet mich große Anstrengung. Mir scheint, Millionen von Schmetterlingen umschwirren mich und wollen mich daran hindern, mich ihm zu nähern.
    Aber dann lege ich die Hand auf das Kästchen. Ich halte den Atem an. Dann habe ich es in der Hand, und der Alptraum ist vorüber. Ich bin in Schweiß gebadet, aber nun weiß ich, daß mir die Schmetterlinge nichts tun, daß sie mich nicht aufhalten können. Sie sind tot und von Nadeln aufgespießt in ihren Vitrinen.
    Am liebsten hätte ich jetzt gelacht, aber das war nur die

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