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036 - Die Söhne des Himmels

036 - Die Söhne des Himmels

Titel: 036 - Die Söhne des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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sein würde…
    »Eindringlinge, sagt ihr?« Der Komanda senkte seine Stimme und blickte die beiden Späher, die sich ehrfürchtig vor ihm verneigt hatten, fragend an.
    »Ja, Komanda. Sie sind an Land gegangen, wo der Polarstern steht…«
    »Bestätigte.« Der Komanda nickte und legte seine hohe Stirn in Falten.
    Je älter er wurde und je länger er das Amt des Komanda bekleidete, desto schwerer wurde es für ihn, Eisas Willen zu durchschauen. Als junger Mann hatte er genau gewusst, was er zu tun hatte, hatte er den Weg seines Handelns mit der Klarheit der Sterne vor sich gesehen. Doch in den letzten Jahren war alles komplizierter geworden, das Universum ein Konstrukt aus komplexen Beziehungen von Massen und Körpern, deren theoretische Korrelationen sich anhand exakter mathematischer Formeln berechnen, aber nur selten durch den menschlichen Geist erfassen lassen. So stand es geschrieben.
    Lange Zeit hatte der Komanda den Sinn der heiligen Worte nicht erfasst. Jetzt war er ihm offensichtlicher als je zuvor.
    Weshalb beschritt Eisas solch verworrene Wege? Warum offenbarte er sich ihnen auf so seltsame Art und Weise? Wollte er sie prüfen?
    Schon mehrmals hatte er ihnen Fremde auf die Insel geschickt, und jedes Mal hatten sie die Anführer der Eindringlinge der Testreihe unterzogen, die Eisas ihnen befohlen hatte doch keiner der Fremden hatte sie bestanden, hatte die heilige Frage beantworten können und somit sein Leben und das seiner Gefolgsleute verwirkt.
    Die Enttäuschung, die seine Jünger jedes Mal befallen hatte, war grenzenlos gewesen, ein Schwarzes Loch der Trauer und der Verzweiflung. Doch immer wieder unterzog Eisas sie dieser grausamen Prüfung, schickte er Fremde an die Gestade der Insel Canaral…
    Der Komanda schüttelte resignierend den Kopf. Wer war er, dass es ihm zustand, Fragen zu stellen?
    Wer war er, dass es ihm zukam, Eisas Willen anzuzweifeln?
    Fremde hatten die Insel betreten, und nach dem Gesetz gab es nur eine Möglichkeit: Auch sie mussten den Prüfungen unterzogen werden. Nur so ließ sich Eisas' Wille erforschen.
    »Ich will, dass ihr die Fremden ergreift«, wies er seine Untergebenen an. »Fasst sie und bringt sie zu mir; sie sollen nach Eisas Willen der Testreihe unterzogen werden.«
    »Ja, Komanda«, bestätigten die beiden Männer ohne Zögern. »Verstanden, Iuusten.«
    ***
    Sie hielten sich nicht entlang der alten Straße, die quer über die Insel zu verlaufen schien, sondern gingen querfeldein.
    Immer wieder fand Dave Relikte aus alter Zeit, anhand derer er sich orientierte und an die er sich tatsächlich zu erinnern schien: Hinweisschilder aus Metall, die längst unleserlich und von dickem Rost überzogen waren, die Überreste von Straßen und Zufahrten, die Ruinen von Gebäuden.
    Wachsam hielten die drei Männer Umschau, vergewisserten sich, dass ihnen niemand folgte.
    Es blieb ruhig obwohl Matt das dumpfe Gefühl nicht los wurde, dass sie beobachtet wurden, schon die ganze Zeit über…
    Sie marschierten im Schutz einer großen Düne auf eine Ansammlung verfallener Gebäude zu. Das Meer lag jetzt etwas über einen Kilometer hinter ihnen.
    »Wo sind wir hier?«, erkundigte sich Matt, als sie die Ruinen eines größeren Gebäudekomplexes passierten. Entlang der Mauern hatte sich Sand aufgehäuft, den der beständig wehende Wind vom Ufer heran getragen hatte. Die rostigen Schilder, die hier und dort im Schutt lagen, waren längst nicht mehr zu entziffern.
    »Ich weiß nicht.« Dave schüttelte den Kopf.
    »Hier bin ich nie gewesen. Oder ich kann mich nicht mehr daran erinnern…«
    Die Waffen im Anschlag und sich gegenseitig sichernd durchwanderten die Männer das Ruinengelände.
    Plötzlich glaubte Matt hinter einer der brüchigen Mauern eine Bewegung wahrzunehmen. Blitzschnell wirbelte er herum, den Driller im Anschlag.
    Eine Möwe, die kreischend hinter der Mauer hoch flatterte, ließ ihn aufatmen doch Matt blieb weiter wachsam. Was immer Crow und seine Leute auf dieser Insel vermuteten es war gefährlich. Anders ließ sich das verkniffene Gesicht, das Rorke machte, nicht erklären…
    Jenseits der Ruinen lag eine weite Senke, die von fast mannshohem Schilf bewachsen war. In leicht gebückter Haltung bahnten sich die drei Männer mit ihren Macheten einen Weg durch das Feld. Immer wieder hörten sie es ringsum leise rascheln, wussten aber nicht zu sagen, ob es ihre eigenen Geräusche waren oder ob ihnen jemand folgte.
    Plötzlich blieb Dave, der an der Spitze ging,

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