0360 - Ich riß dem Boß die Maske ab
nächsten Sportgeschäft wiederholte sich die gleiche Szene, wie schon so oft an diesem Morgen. Bis kurz vor Mittag hatten wir schon eine stattliche Anzahl von Namen auf der langen Liste durchstreichen können.
Im nächsten Geschäft sagte ich dem Verkäufer wieder mein Sprüchlein auf. Er blickte mich erstaunt an.
»Selbstverständlich haben wir Tauchergeräte«, sagte der Verkäufer erstaunt. »Wir haben sogar eine Kollektion neuer italienischer Modelle, die neu auf den Markt gekommen sind. Eigentlich sind sie erst für die nächste Saison bestimmt.«
»Haben Sie in den letzten Tagen schon einige Exemplare verkauft?«, erkundigte ich mich weiter.
Der Verkäufer lächelte, als wollte er um Verzeihung bitten.
»Gerade deswegen bin ich so erstaunt«, sagte er. »Wissen Sie, meine Herren, jetzt ist eigentlich keine Saison für diese Sachen. Daher hab ich mich so gewundert, dass vor einigen Tagen einige Geräte verkauft wurden, und Sie interessieren sich heute auch dafür.«
»Sehr sogar«, sagte ich eifrig und warf einen triumphierenden Blick zu Phil hinüber.
»Wie viel Geräte haben Sie vor wenigen Tagen verkauft?«
»Vier Stück. Die neuen Modelle haben den Vorteil, dass sie sehr handlich sind«, berichtete der Verkäufer freundlich.
»Vier Geräte«, sagte ich nachdenklich. »Können Sie sich vielleicht auch noch erinnern, an wen Sie die Taucherdinger verkauft haben?«
Jetzt warf mir der angegraute Sportler einen misstrauischen Blick zu. Meine Hand fuhr in die Tasche, und ich holte meinen Dienstausweis heraus, den ich ihm zeigte.
»Sie würden uns sehr helfen, wenn Sie sich an die Leute erinnern könnten«, sagte ich und ließ den Ausweis wieder in die Tasche gleiten.
»So ist das«, entfuhr es ihm. »Jetzt verstehe ich Ihr Interesse natürlich. Ja, ich kann mich an den Mann noch genau erinnern. Er war groß, sehr gut., gekleidet, hatte ein frisches, rundes Gesicht und eisgraues Haar. Und sehr buschige Augenbrauen. Und dann war er einarmig. Er sah wirklich nicht wie ein Gangster aus.«
Ich lächelte. »Man muss nicht unbedingt wie ein Gangster aussehen, um einer zu sein«, sagte ich. »Dieser Käufer braucht auch kein Gangster gewesen zu sein. Vielleicht ist alles ganz harmlos, und er wollte tatsächlich mit seiner…«
»Ach, da fällt mir etwas ein«, unterbrach mich der Verkäufer. »Ich weiß noch, dass ich mich sehr darüber gewundert hatte. Der Mann hatte nämlich von seiner Familie gesprochen, mit der er an die See fahren wollte. Nach seiner Schilderung konnten die Kinder noch gar nicht so groß sein, und trotzdem nahm er von den Masken nur eine Größe. Als ich ihm sagte, dass wir für Kinder kleinere Größen hätten, lachte er und meinte, die würden bestimmt passen.«
»Vielleicht sind seine Kinder tatsächlich schon groß«, sagte ich. »Aber es kann natürlich auch der Mann sein, den wir suchen. Hatte er sonst noch ein besonderes Kennzeichen? Überlegen Sie bitte genau, denn es ist sehr wichtig für uns.«
Der Verkäufer konnte sich an weitere Einzelheiten nicht mehr erinnern. Ich dankte ihm für seine Unterstützung und vereinbarte, noch einmal wiederzukommen, falls ich seine Hilfe für eine Identifizierung benötigen würde.
»Was nun?«, fragte Phil, als wir draußen waren. »Suchen wir weiter, oder bist du jetzt zufrieden?«
»Wir wollen dieser Spur erst einmal nachgehen«, entschied ich. »Wir wollen unseren Archiven in Washington und hier in New York etwas zu tun geben. Gib doch gleich mal die Beschreibung durch, die uns der Verkäufer eben gegeben hat.«
***
Auf dem Gang vor unserem Office begegnete uns Mr. High.
»Nun, haben Sie eine Spur entdeckt?«, fragte er. Ich berichtete meinem Chef, was bis jetzt bei der Suche in den Sportgeschäften herausgekommen war.
»Ich freue mich, dass Sie ein Stück weitergekommen sind«, sagte er zufrieden.
»Die Geschichte fängt an, für uns ungemütlich zu werden. In der Mittagsausgabe mehrerer Zeitungen las ich kritische Bemerkungen zu den rätselhaften Überfällen. Wenn wir nicht bald die Raubüberfälle aufklären, sehen wir uns einer intensiven Pressekampagne gegenüber.«
»Wir kommen jetzt weiter, Chef. Die ersten Spuren sind da. Es ist allerdings auch möglich, dass meine Theorie falsch ist, dann müssen wir von vorn anfangen.«
»Ich drücke Ihnen die Daumen, Jerry und Phil.«
»Danke, Chef«, sagten wir wie aus einem Mund.
Als wir im Office ankamen, schnappte ich mir das Telefon und wählte die Nummer unseres Archivs. Dick
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