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0360 - Ich riß dem Boß die Maske ab

0360 - Ich riß dem Boß die Maske ab

Titel: 0360 - Ich riß dem Boß die Maske ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich riß dem Boß die Maske ab
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Arbeit war getan. Die beiden Männer nahmen Koffer und Leinensäckchen und gingen dem Ausgang zu. Der Einarmige prüfte den leeren Geldschrank, er entfernte mit seiner behandschuhten Rechten einige Fasern von Sackleinen, die an dem Griff der Tür angesengt kleben geblieben waren, und verwischte den staubigen Abdruck eines Schuhs neben dem Geldschrank mit seinem Fuß.
    Bevor der Einarmige hinter den beiden anderen durch die Tür mit der Milchglasscheibe verschwand, ging er zu einem Fenster an der Rückseite des Raumes.
    Der Einarmige löste die Riegel und stieß den Flügel weit auf.
    ***
    Über Nacht hatte sich eine ganze Menge Papierkram auf meinem Schreibtisch angesammelt. Ich überflog die einzelnen Schriftstücke zuerst einmal oberflächlich und nippte zwischendurch an dem heißen Kaffee, den ich mir aus der Kantine hatte kommen lassen.
    Einen Teil der Papiere schob ich auf den Schreibtisch meines Kollegen hinüber. Es waren keine interessanten Sachen darunter, aber die G-men im New Yorker Distriktgebäude des FBI sind auch von der Bürokratie nicht verschont geblieben.
    Phil kam von einem kurzen Ausflug wieder zurück.
    »Na, bist du durch mit dem Kram?«, erkundigte er sich.
    Ich nickte und nahm noch einen schlürfenden Zug von dem schwarzen Gebräu. »Keine besondere Geschichte darunter«, brummte ich.
    Phil ließ sich in seinen Schreibtischsessel fallen und wedelte sich mit einem Stück Papier, das er in seiner Rechten hielt, frische Luft zu.
    »Jerry, kennst du einen gewissen Stan Wischkoni?«
    Ich setzte die geleerte Tasse auf den Unterteller zurück und überlegte einen kurzen Augenblick.
    »Der Name kommt mir bekannt vor«, gestand ich. »Ich weiß allerdings nicht, wo ich ihn einsortieren soll. Du musst mir schon etwas mehr auf die Sprünge helfen.«
    »Das liegt bald sechs Jahre zurück«, berichtete Phil. »Wir schnappten ihn damals, als er ein Geldpaket in der Central Station abholen wollte. Er hatte ’ne Menge Geschäftsleute erpresst.«
    »Ach, den meinst du!«, fiel mir ein. »Ja, Stan Wischkoni heißt der Kerl. Er hat kleine, triefende Augen. Den Blick habe ich bis heute nicht vergessen. War doch ein Pole, nicht wahr?«
    »Den meine ich«, bestätigte Phil.
    »Was ist mit ihm los?«
    »Er scheint sich wieder in seinem alten Beruf versuchen zu wollen, oder er hat sonst einen Coup vor«, sagte Phil und wedelte mit dem Stück Papier, das er noch immer in seiner Rechten hielt. »Unsere Kollegen in Chicago haben uns ein Fernschreiben geschickt und um Unterstützung gebeten.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, hat Wischkoni damals eine hohe Strafe bekommen. Die Zeit kann doch noch nicht um sein.«
    »Wäre sie auch noch nicht, aber er ist wegen guter Führung vorzeitig entlassen worden. Er steht zwar unter Polizeiaufsicht, doch hat er sich seit drei Wochen nicht mehr auf dem zuständigen Polizeirevier in Chicago gemeldet«, berichtete Phil. »Der City Police ist das erst nach zwei Wochen aufgefallen. Da war von diesem Stan Wischkoni natürlich keine Spur mehr zu entdecken.«
    »Warum kommen sie denn jetzt ausgerechnet zu uns?«, wollte ich wissen.
    »Wischkoni soll sich nach New York abgesetzt haben«, sagte Phil und faltete das Fernschreiben auseinander. »Das wollen die Kollegen in Chicago herausgefunden haben. Und da Wischkoni sang- und klanglos verschwunden ist, kann man vermuten, dass er hier nicht nur seinen Urlaub verbringen will.«
    »Das bestimmt nicht«, brummte ich. »Wischkoni hat früher ausschließlich in New York gearbeitet, er wird also noch viele alte Bekannte hier haben.«
    »Und eine Menge Schlupfwinkel«, ergänzte Phil. »Es wird schwerfallen, ihn aufzuspüren.«
    Bevor ich eine Antwort geben konnte, klingelte das Telefon.
    Ich hob ab und meldete mich. Und dann sagte ich kein Wort mehr, sondern hörte genau zu.
    »Was war denn das?«, erkundigte sich Phil, als ich aufgelegt hatte.
    »Wir müssen sofort zur Village Station Post Office«, sagte ich und stand auf. »Man hat dort in der letzten Nacht den Geldschrank aufgeschweißt und leer gemacht.«
    Auch Phil stand auf. »Wie viel?«, fragte er lakonisch.
    »Knapp 10.000 Dollar«, berichtete ich. »Das ist zwar nicht viel, aber da ist irgendetwas an der Geschichte, was mich stört. Ich weiß noch nicht, was es ist, aber das werden wir am besten an Ort und Stelle rauskriegen.«
    Wenn ich in diesem Augenblick gewusst hätte, wie eigenartig diese Geschichte war, hätte mein Optimismus einen ganz gehörigen Knacks

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