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0361 - Am Tor zur Hölle

0361 - Am Tor zur Hölle

Titel: 0361 - Am Tor zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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welche Farben!« Polyphems häßliches Gesicht lächelte verzückt.
    »Du schläfst, Polyphem. Tief und fest schläfst du, Zyklop«, kam die Stimme des Parapsychologen wieder.
    »Ich… schlafe… und… träume«, lallte Polyphem.
    »Du befindest dich in meiner Macht!« Zamorras Stimme klang nun fest. »Du wirst alles tun, was ich befehle!«
    »Ich gehorche! Ich werde gehorchen«, grunzte der Zyklop schläfrig.
    »Dann setz mich vorsichtig herunter«, befahl Zamorra. »Danach leg dich schlafen und träum die schönsten Dinge, die du dir denken kannst!«
    Im nächsten Moment ließ Polyphem Zamorra langsam zu Boden sinken und öffnete die Faust. Während sich der Meister des Übersinnlichen die Kette mit dem Amulett wieder um den Hals hängte, rollte sich der Zyklop auf seiner Lagerstatt zusammen und begann, lautstark zu schnarchen.
    »Nun müssen wir unsere Chance nutzen«, zischte Professor Zamorra.
    »Holt den angespitzten Pfahl, den ich mit dem schwarzen Pulver bestrichen habe. Und vergrabt diesen Beutel in der Mitte der Höhle!«
    »Warum kannst du dem Zyklopen nicht einfach befehlen, uns hier rauszulassen, wenn er deinen Befehlen gehorcht?« fragte Odysseus zweifelnd.
    »Dann verschwinden wir von dieser Insel so schnell es geht!«
    »In der Hypnose ist es nicht möglich, den Schlafenden etwas zu befehlen, das ihrer inneren Einstellung widerspricht«, gab Zamorra zurück.
    »Wie man einem friedliebenden Ackerbauern keinen Totschlag befehlen kann, weil das seiner inneren Einstellung zuwider liefe, so würde es der Zyklop verweigern, uns gehen zu lassen.«
    »Was geschieht, wenn du es versuchst«, wollte Odysseus wissen.
    »Dann besteht die Gefahr, daß er erwacht und unseren Plan errät!«
    Professor Zamorra schüttelte den Kopf und winkte jede weitere Frage ab. »Wir müssen die Zeit ausnutzen, wo er schläft. Vernehmt noch einmal ganz genau die Einzelheiten meines Planes… !«
    Mit wenigen Worten erklärte Zamorra Odysseus und den Griechen noch einmal ganz genau, was er vorhatte.
    »… ihr müßt ihm den Pfahl ins Auge bohren, wenn die Spitze brennt, damit ihm Murats Feuer das Augenlicht löscht«, schärfte ihnen der Parapsychologe noch einmal ein. »Dann bringt euch rasch in Sicherheit und verhaltet euch still, damit euch der Zyklop nicht findet. Im Wutrausch seiner Schmerzen wird Polyphem rasen wie ein wütender Stier!«
    »Und was wirst du tun, Zamorra?« fragte einer der Griechen.
    »Ich werde dafür sorgen, daß Feuer aus dem Boden tritt und der Zyklop angstvoll die Höhle verläßt. Wir werden dann mit hinaus huschen. Wenn Polyphem blind ist, mischen wir uns zwischen die Schafe. Dann entdeckt er uns nicht!«
    »Der Plan ist gut – wenn er gelingt«, nickte Odysseus. »Er könnte von mir sein.«
    »Das habe ich mir fast gedacht. Immerhin wirst du Teile des Plans als deine eigene listenreiche Erfindung ausgeben«, dachte Zamorra. Doch er machte nur eine ungeduldige Handbewegung in Richtung auf den Pfahl.
    Odysseus war einer der drei Männer, die den schweren Holzpflock zum Feuer schleppten während Professor Zamorra eine primitive Art von Zündschnur von dem vergrabenen Pulversäckchen bis zu einem schützenden Winkel im Felsen rollte. Einen brennenden Ast aus dem Feuer nahm er mit in sein Versteck, damit er die Zündschnur anstecken konnte.
    »Los jetzt! Zündet den Pfahl an«, kommandierte Professor Zamorra.
    Im gleichen Augenblick schob Odysseus den mächtigen Holzspieß in die Flammen. Sofort geriet die Pulverschicht in Brand. Eine rotgelbe Lohe tanzte auf der Spitze des Pfahls.
    »Vorwärts! Beeilt euch!« zischte Zamorra. So schnell es ging schleppten Odysseus und seine Gefährten den brennenden Holzpfahl dorthin, wo das einäugige Scheusal lang ausgestreckt schlief. Sie stiegen auf das Kopfende seiner Lagerstatt. Es gelang ihnen, den schweren Pfahl so zu balancieren, daß ihn Odysseus alleine über den Kopf halten konnte. Dann liefen die beiden Griechen zurück in ihre sicheren Verstecke. Odysseus stöhnte unter der Last. Die angespannten Muskeln zitterten. Jetzt mußte er, der Anführer, zeigen, welche Stärke und welcher Mut in ihm steckten.
    Unter sich sah er das fratzenhaft verzerrte Gesicht des Zyklopen mit dem aufgerissenen Rachen, in dem gelbe Zähne wie geschliffene Messer gebleckt waren. Das eine Auge auf der Stirn war weit aufgerissen. Dennoch konnte Odysseus sehen, daß das Ungeheuer schlief.
    Mit aller Kraft schleuderte Odysseus den brennenden Holzpfahl. In den zehn Jahren des Kampfes

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