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0362 - Der Irre und der Tote

Titel: 0362 - Der Irre und der Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gesicht.
    „Ich möchte wissen, wo Beriot jetzt ist", sagte er versonnen.
    „Wahrscheinlich lebt er nicht mehr", warf Oberst Akran ein.
    Atlan klopfte dem epsalischen Kommandanten der CREST IV auf die Schulter.
    „Ich vermute, daß der Physiker noch lebt", sagte er.
     
    9.
     
    Beriot wurde aufgelöst.
    Der Vorgang unterschied sich nur wenig von dem, der sich während eines Transmittersprungs ereignete. Der einzige Unterschied bestand darin, daß Beriot nicht abgestrahlt wurde, sondern daß sein atomares Strukturmodell als Energiewolke über dem Riesenkristall in der Halle der Entstehung schwebte. Beriots atomare Zellstruktur blieb in ihrer Urform erhalten. Die Atome jeder einzelnen Zelle wurden durch die biophysikalische Hyperstrahlung der Kristalle einer Regenerierung unterzogen.
    Gesundheitliche Schäden, die sich Beriot im Laufe seiner sechsunddreißig Lebensjahre zugezogen hatte, wurden behoben. Abnutzungserscheinungen wurden mühelos beseitigt.
    Da Beriots Buckel keine Verwachsung war, die durch die Erbgene seiner Eltern, sondern durch einen Schaden, den Beriot als Embryo im Mutterleib erlitten hatte, entstanden war, normalisierten sich auch die Atome dieser Zellen.
    Auch mit den Atomgruppen, die zu Beriots Gehirn gehörten, ging eine Veränderung vor sich. Im Atommodell von Beriots Körper war jene Beschädigung des Gehirns, die die Aphaneus auf Dwellion verursacht hatten, nicht vorgesehen. Im Fegefeuer einer gewaltigen Energieentfaltung nahmen alle Atome, die zum funktionsunfähigen Teil von Beriots Gehirn gehörten, wieder ihren ursprünglichen Platz ein.
    Die Energiewolke über dem Monolith sank langsam nach unten. Es waren erst ein paar Minuten seit Beriots Auflösung verstrichen.
    Die Leuchterscheinung legte sich auf den Kristall und hüllte ihn ein.
    Dann zog sich das Gebilde zusammen und verlor an Strahlkraft.
    Eine Sekunde später lag in der Mulde des Kristalls ein schreiendes Baby mit runzliger Haut und geschlossenen Augen. Es wuchs schnell, schlug die Augen auf und hörte auf zu schreien. Der Kristall hatte sich erwärmt, so daß das nackte Kind nicht frieren konnte. Nach drei Sekunden bekam das Kind seine ersten Zähne, und es schrie vor Schmerzen. Es strampelte und schlug mit den Ärmchen um sich.
    Und es wuchs weiter.
    Ein paar Minuten später war es so groß, daß es sich aufrichten konnte. Etwas später fielen die Milchzähne aus. Allmählich verlor das Gesicht seine kindliche Form, der Körper straffte sich, wurde muskulöser.
    Schließlich lag ein junger Mann auf dem Kristall.
    Er war fast 1,80 Meter groß, schlank und normal gewachsen. Man konnte ihn auf 35 Jahre schätzen.
    Der Mann hatte das Gesicht von Dr. Jean Beriot.
     
    *
     
    Beriot erinnerte sich an alles. Er wußte, wie er hierher kam. Alles, was er in den letzten Stunden getan hatte, waren die Handlungen eines Wahnsinnigen gewesen.
    Beriot ahnte, daß er auf Kliban durch die hyperenergetische Strahlung des Riesenkristalls in die Trauerhalle gelockt worden war. In seiner geistigen Verwirrung hatte er den Dreidenker Scanlon Ocachee aus dem Sarg genommen und sich selbst hineingelegt.
    Beriot war sicher, daß der Sarg mit Ocachee den gleichen Kurs eingeschlagen hätte. Der Zwerg wäre also nach seinem Tod ebenfalls wiedererweckt worden. Die Okefenokees lebten also zwei verschiedene Leben. Beriot fragte sich, ob die Zwerge auf Kliban und Pompeo Posar wußten, was mit ihnen nach dem Tode geschah. Das Zeremoniell der Trauerfeierlichkeiten auf Kliban und Pompeo Posar ließ vermuten, daß die Okefenokees nur ahnten, was sie hier erwartete.
    Beriot richtete sich auf. Der Kristall leuchtete nur noch schwach, aber in der Mulde war es angenehm warm.
    In der Halle, in der sich der Wissenschaftler befand, war es dagegen unangenehm kühl.
    Beriot zweifelte nicht daran, daß er mit dem Sarg auf einem anderen Planeten gelandet war. Da er nach seiner Ankunft leere Särge gesehen hatte, mußte es auf dieser Welt zum Leben erweckte Okefenokees geben.
    Beriot blickte an sich hinab. Er besaß einen durchtrainiert wirkenden Körper. Der Buckel, der ihn früher verunstaltet hatte, war verschwunden.
    Unwillkürlich dachte Beriot an die häßlichen Okefenokees. Wahrscheinlich veränderten auch sie sich während ihrer Wiedererweckung. Vielleicht so sehr, daß er sie nicht mehr erkannte, wenn er ihnen begegnete.
    Der neue Körper verlieh Beriot ein nie gekanntes Hochgefühl. Er schwang sich elastisch von dem Kristall und prüfte die Kraft seiner Arme und

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