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0362 - Der Irre und der Tote

Titel: 0362 - Der Irre und der Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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leuchtende Sechskantsäule, in der weder Augen noch Mund angedeutet waren. Diese Säule stak in einem gewaltigen Brustkorb, der aus Millionen von winzigen Kristallen zusammengefügt war. Die Kristallbrust verjüngt sich bis zur Mitte des Körpers und ging dort in die Hüfte über. Zu beiden Seiten ragten Säulenkristalle aus den Hüften, auf denen sich die Gestalt bewegte.
    Weder Arme noch Beine des Kristallwesens waren biegsam, so daß sich seine Bewegungen am ehesten mit denen einer aufziehbaren Puppe vergleichen ließen.
    Beriot ließ den Kristallriesen nicht aus den Augen. In instinktiver Furcht humpelte er davon, als das Ungeheuer auf ihn zukam. Er besaß keine Chance, dem Abgesandten des Kristallgebirges zu entkommen.
    Hilflos kauerte Beriot zwischen zwei Sockeln auf dem Boden.
    Der Kristallroboter beugte sich über Beriot. Zwei eiskalte Arme schoben sich unter den Rücken und die Beine des Terraners, dann wurde er hochgehoben.
    Beriot schrie und wehrte sich verzweifelt, aber er konnte seinen Gegner weder durch Lärm noch durch seine Körperkraft beeindrucken. Der Kristallriese achtete darauf, daß der kleine Mann sich nicht verletzte. Behutsam stieg er über die umgestürzten Särge und näherte sich der Wand, durch die er gekommen war.
    Jetzt wurde offenbar, daß sich an der Stelle, wo der Roboter hereingekommen war, eine Öffnung befand. Mit Beriot auf den Armen trat die kristalline Gestalt hindurch. Unwillkürlich schloß Beriot die Augen. Er befand sich in einem Gang, der sich vor ihm scheinbar bis ins Unendliche erstreckte. Vor ihm floß ein Strom dunkelblauer Kristalle.
    Ohne zu zögern, trat der Kristallriese auf die dahinfließenden Kristalle. Er versank nicht darin, sondern wurde von ihnen davongetragen. Die Kristalle bildeten eine Transportstraße. Unbekannte Energien verliehen ihnen Stabilität. Der Roboter, der es offenbar gewohnt war, sich auf diese Weise transportieren zu lassen, stand sicher auf den Kristallen.
    Die Fahrt wurde schneller. Um Beriot schien sich alles zu drehen. Längst hatte er den Widerstand gegen seinen Entführer aufgegeben.
    Die Energiestraße führte quer durch das Kristallgebirge.
    Sie endete in einer kuppelförmigen Halle von riesigen Ausmaßen. Die Kristalle kamen zur Ruhe, und der Roboter trat von dem leuchtenden Transportband herunter.
    Inmitten der Halle lag ein gewaltiger Kristall am Boden. Durch eine Deckenöffnung fiel Licht herein und ließ ihn aufleuchten.
    Der Kristallroboter löste sich vor Beriots Augen in mehrere Teile auf. Es entstanden sechs kleinere Gestalten, die sich in ihrer Form nur wenig von ihrem riesenhaften Vorgänger unterschieden. Beriot beobachtete diese Entwicklung mit gleichgültigen Blicken. Er blieb auch apathisch, als ihm einer der sechs Roboter den Krankenumhang abriß.
    Danach wurde Beriot von kalten Kristallarmstümpfen betastet. Er zuckte unter den Berührungen zusammen, wehrte sich jedoch nicht.
    Die Roboter hoben Beriot gemeinsam hoch und trugen ihn zu dem großen Kristall inmitten der Halle.
    Auf der Oberfläche des angestrahlten Monoliths gab es eine muldenförmige Vertiefung. Dort wurde Beriot abgelegt. Energetische Kräfte verhinderten, daß Beriot sich bewegen konnte. Fünfdimensionale Schwingungen stürmten auf ihn ein.
    Einen Augenblick erlangte er die Fähigkeit klaren Denkens zurück. Er wurde sich seiner selbst bewußt und nahm Einzelheiten seiner Umgebung in sich auf. Er erschrak zutiefst, als er sah, wo er sich befand. Langsam kroch die Erinnerung in sein Gehirn zurück. Bevor er jedoch dazu kam, Überlegungen anzustellen, setzte sein Gehirn wieder aus, und er bekam jenen abwesenden Blick, der Tür Irre charakteristisch ist.
    Sekunden später begann Jean Beriots biophysikalische Hyperregenerierung.
     
    7.
     
    „He!" schrie Gucky vom Rücken seines Trägerrobots dem an der Spitze marschierenden Paladin zu. „Verlangsame das Tempo, Harl. Die anderen Roboter kommen nicht mit."
    „Von einem Neugeborenen lasse ich mir überhaupt nichts sagen", antwortete Dephin mit weithin hallender Stimme, ohne den Roboter zu einer langsameren Gangart zu veranlassen.
    Von diesem Standpunkt aus hatte Gucky seine unverhoffte Verjüngung noch nicht betrachtet, und er legte auch wenig Wert darauf, daß Dephins Respektlosigkeit Schule machte.
    „Ich bin wesentlich älter als du, Harl", sagte er giftig. „Im Vergleich zu mir bist du noch ein Wickelkind."
    Der Paladin stapfte weiter über den mit Kristallen übersäten Boden.
    „Soll ich

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