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0362 - Der Rachegeist von Houston

0362 - Der Rachegeist von Houston

Titel: 0362 - Der Rachegeist von Houston Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verlassen.
    Er nutzte die Gelegenheit, sich ein wenig in der Welt der Sterblichen umzusehen und auch schon einmal den Hintergrund zu sondieren. Der Ort, von dem aus der Geist des Toten aus der Welt der Lebenden gerufen hatte, interessierte ihn, und er sah ihn sich an und auch ein erstes Wirken des Toten.
    Dann zog er sich in die Nähe des Treffpunktes zurück, in jenes Hotel nahe der Bay. Und dort war er überraschend auf Zamorra gestoßen.
    Zamorra war im Blitz vergangen. Es war fast zu leicht gewesen. So leicht, daß Astaroth es kaum glauben konnte. Ganz andere Dämonen waren an Zamorra gescheitert und selbst vernichtet worden.
    Vielleicht hatte Zamorra ihn auch irgendwie hereingelegt.
    Astaroth hatte Zeit zum Überlegen, während er auf den Geist wartete, der ihn gerufen hatte. Er schloß es nicht aus, daß der Parapsychologe einen Trick angewandt hatte und irgendwie davongekommen war. Aus der Distanz zum direkten Geschehen betrachtet, bestand durchaus eine Wahrscheinlichkeit von etwa fünfzig Prozent.
    Deshalb hütete Astaroth sich, in jubelnden Triumph auszubrechen. Er wollte zunächst einige Zeit verstreichen lassen und abwarten, ob Zamorra sich wieder zeigte. Wenn das nicht geschah, konnte er seinen Sieg immer noch publik machen. Astaroth brauchte nicht mit marktschreierischen Aktionen von sich reden zu machen. Er war mächtig und in einer stabilen Position. Und er hatte schon zu viele Dämonen erlebt, die erst großmäulig von ihrem vermeintlichen Sieg berichteten – und dann ausgetrickst und vernichtet wurden.
    Astaroth wartete.
    Einmal war es ihm, als befände sich jemand in der Nähe, der ihn beobachtete.
    Aber er konnte keinen anderen Anwesenden erfassen. Vielleicht hatte die unerwartete Begegnung mit Zamorra ihn nur überreizt, überlegte er.
    Schließlich sah er den Lichtschimmer.
    Jemand kam.
    Der Schimmer durchdrang die Holzwand der Hütte und verdichtete sich. Astaroth ließ es im Raum heller werden. Er sah eine altertümlich gekleidete, halb durchscheinende Gestalt. Ihre Erscheinung flimmerte, als koste es sie Mühe, sich stabil zu halten. Das verblüffte Astaroth denn doch ein wenig, weil er eben diese Erscheinung bei Tage viel stärker erlebt hatte.
    »Du bist Parcival Llanfayr«, stellte Astaroth fest. »Du bist ein Geist, der ruhelos geworden ist, weil jemand dir Unrecht tat.«
    »Ja«, kam der heulende Windhauch von Sir Parcival.
    »Warum wendest du dich ausgerechnet an mich?« fragte Astaroth.
    Der Geist verneigte sich.
    »An die hohen Mächte vermag ich mich nicht zu wenden. Rache ist ein eigensüchtiges Motiv, das man dort nicht anerkennen will. So bleibt mir nur, mich an die Mächte der Hölle zu wenden.«
    Astaroth grinste.
    »Rache«, sagte er. »Rache ist ein sehr gutes Wort. Ich hoffe, du hast dir überlegt, welchen Preis es dich kosten wird, sollte ich mich bereit finden, dir zu helfen.«
    »Ich höre deine Forderung, großer Astaroth«, sagte Sir Parcival.
    Astaroth machte eine schnelle, abwehrende Handbewegung.
    »Noch nicht, mein Freund. Erst begehre ich zu wissen, was du von mir erheischest.«
    Sir Parcival verneigte sich wieder.
    »Sie haben meine Heimstatt aus meiner Heimat entfernt. Sie verstießen gegen meinen verfügten Willen. Sie verpflanzten Llanfayr Castle hierher, nach Texas. Ich bin entwurzelt, großer Astaroth. Ich kann keine Ruhe finden, ehe Llanfayr Castle nicht wieder in Wales steht und ehe dieser Frevel gerächt ist.«
    »Ah«, sagte Astaroth. »Und was geht das mich an?«
    »Von dir, großer Herr, erbitte ich Kraft. Denn allein vermag ich nur zu verwirren, nicht aber zu vernichten. Und erst recht fehlt mir dir Kraft, Llanfayr Castle wieder in meine Heimat zu tragen. Deshalb, großer Astaroth, erbitte ich Stärkung für mich. Kraft und Macht und Ausdauer, daß ich vollbringen kann, was ich will: Rückführung des Castle und Tod dem Frevler!«
    »Du verlangst viel, Parcival Llanfayr«, sagte Astaroth. »Sehr viel. Wie kannst du sicher sein, daß ich dir dieses überhaupt zu gewähren vermag?«
    »Ich bitte darum. Mehr kann ich nicht sagen.«
    Astaroth grinste.
    »So höre meinen Preis und sage mir, ob du damit einverstanden bist. – Ich verlange, daß deine Rache tödlich ist. Und ich verlange darüber hinaus, daß du mir die Seele eines sterblichen Menschen zuführst. Ein noch reiner, unbefleckter Mensch muß der Hölle verfallen und Böses tun. Das Schlimmste, Böseste, was für ihn vorstellbar ist.«
    »Oh, großer Astaroth, das ist nicht viel, was du verlangst.

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