Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0362 - Der Rachegeist von Houston

0362 - Der Rachegeist von Houston

Titel: 0362 - Der Rachegeist von Houston Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
auf. Sicher, man konnte es neu binden lassen. Trotzdem war diese Beschädigung ärgerlich. Sie betrachtete die Reste und die verschnörkelte Goldschrift auf dem Einband.
    Ausgerechnet einen Band, vermutlich den letzten, der Burgchronik hatte sie in den Händen!
    War das noch Zufall?
    Es mußte einer sein. Sie hatte nicht gewußt, daß jemand so schlau gewesen war, die Chronik ausgerechnet dort oben unterzubringen. Jetzt sah sie, daß auch die anderen Bände dort aufgereiht waren.
    Sie trug das zweigeteilte Buch zum Tisch und breitete es darauf aus.
    Es begann gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts und war von verschiedenen Personen geschrieben worden. Handschriftlich, mit Tinte. Es bereitete ihr Mühe, die Buchstaben zu entziffern. Und eigentlich interessierte sie diese Chronik in den Details auch nicht sonderlich. Sie wollte sich nur einen kleinen Überblick verschaffen, wie so etwas aussah.
    Sie blätterte weiter, hatte ein paar weitere Seiten lose in der Hand und kam schließlich zu den jüngeren Eintragungen.
    Der letzte Nachkomme derer von Llanfayr, der spielsüchtige Jüngling, der das Castle hatte verkaufen müssen, hatte auch die letzte Eintragung getätigt. Darin machte er sich Vorwürfe, den Vertrag unterzeichnet zu haben, und führte seinen Unfall auf den Einfluß des Geistes eines gewissen Sir Parcival Llanfayr zurück, der vor hundert Jahren gelebt haben sollte. Von einer testamentarischen Verfügung dieses Sir Parcival war die Rede, und gegen diese hatte der junge Earl mit seinem Verkauf des Castle verstoßen. Nun äußerte er die Ansicht, Sir Parcivals Geist habe an ihm Rache genommen und ihn zum Krüppel gemacht.
    Er beendete die Chronik mit der Eintragung, daß er Llanfayr Castle nun räumen müsse, weil die ersten Arbeiter einträfen, um seine wenige verbliebene persönliche Habe abzutransportieren, und äußerte die Hoffnung, daß der neue Besitzer die Chronik weiterführen möge.
    Überrascht erkannte Janet, daß sie sich festgelesen hatte.
    Sie fragte sich, ob der Junge das geglaubt hatte, was er schrieb. Ein rächender Geist, ein Verstoß gegen ein hundert Jahre altes Testament?
    Galt das denn überhaupt über Generationen hinweg noch?
    Der Geist schien’s zu glauben.
    Wenn es ihn gab, diesen Rächer, dann erklärte das natürlich auch die Geschehnisse. Sir Parcival versuchte dann, die neuen Besitzer des Castle zu vertreiben oder gar zu töten!
    »Also doch ein Spuk?« Sie beschloß, ein Auslandsgespräch nach England zu führen. Sie wußte ja, wo sich der junge Llanfayr aufhielt. Sie wollte ihn fragen, was denn nun an diesem alten Testament dran war, und wie es zu dem Unfall gekommen war. Wenn er ähnlich unerklärlich war… dann mochte das hier ein Beweis sein.
    Und dann war Sir Parcival natürlich im Recht. Dann war es ein Verbrechen gewesen, Llanfayr Castle nach Amerika zu versetzen. Dann befand sich Adam Van Clane unrechtmäßig in diesen Mauern.
    Sie zuckte zusammen. »Was denke ich denn da für einen Blödsinn?«
    Den Schatten an der Wand sah sie nicht. Aber der Schatten beobachtete sie aufmerksam.
    ***
    »Nanu«, staunte Dachs. »Da hat aber einer ziemlich schnell gearbeitet… und vor allem lautlos.«
    »Der Spuk«, murmelte Nicole.
    »Wo ist der Mann, der vorhin noch hier stand?« wollte Zamorra wissen.
    »Vielleicht hat er etwas beobachtet.«
    »Vielleicht hat ihn Sir Parcival erwischt«, gab Nicole zu bedenken.
    »Die Anschläge steigerten sich von Mal zu Mal – diese Erscheinung könnte vielleicht bereits mit einem Mord zusammenhängen.«
    Zamorra versuchte mit dem Amulett die Rüstungen und den Korridor zu sondieren. Wieder leuchtete Merlins Stern schwach auf. Aber wieder führte keine Spur von hier fort. Der Rachegeist ließ sich nicht verfolgen.
    »Sie können mir nicht erzählen, daß Sie Polizisten sind«, sagte Dachs.
    »Sie reden von Spuk und erwähnen einen Sir Parcival. Wer sind Sie wirklich, und was bedeutet das?«
    »Daß wir Polizisten sind, hat niemand behauptet«, erwiderte Zamorra.
    »Wir sind Mitarbeiter von Sheriff Winter, Spezialisten, wie er sagte. Wir haben des öfteren mit Erscheinungen dieser Art zu tun.«
    »Mit Spuk. Nun, glauben Sie wirklich, daß hier ein Poltergeist durch die Hallen wirbelt und Unheil stiftet?«
    »Nein«, sagte Zamorra. »Kein Poltergeist. Zumindest nicht im landläufigen Sinne. Ihr Dienstherr scheint nicht sehr viel von okkulten Dingen zu halten, nicht wahr?«
    Dachs hob die Schultern. »Es steht mir nicht zu, mich zu diesem Thema zu

Weitere Kostenlose Bücher