0362 - Der Zombie-Apache
Beretta.
Er sollte nicht mehr dazu kommen, die Waffe zu ziehen. Chuck Everett war in diesen Augenblicken stärker. Ihm gelang es nicht nur, den Chinesen ein Stück in die Höhe zu wuchten, er stieß ihn gleichzeitig so weit nach vorn, daß Suko das Übergewicht bekam und aus dem stehenden Wagen nach draußen kippte.
Für die Länge einer Sekunde sah er die Welt nur von oben. In diesen Ausschnitt schob sich auch das widerliche Knochengesicht des Fahrers, dann bekam der Inspektor Kontakt mit dem Untergrund.
Da auch das Wintergras eine gewisse Wuchshöhe besaß, dämpfte es seinen Aufprall, so daß ihm nichts geschah.
Trotzdem dauerte es zu lange, bis Suko sich wieder zurechtfand.
Da hatte der Trucker die Tür bereits zugeknallt und den Motor gestartet. Er war ein Profi, kannte sich mit seinem fahrbaren Untersatz aus.
Starten, kuppeln, Gang einlegen, das waren Bewegungen, die er im Schlaf konnte.
Und der Truck rollte an.
Suko richtete sich auf.
Er schaute nach vorn, weil er dem enteilenden Truck nachblicken wollte. Dabei sah er auch die beiden Hubschrauber wieder. Einer von ihnen hatte soeben zur Landung angesetzt, aber die Cockpittüren flogen nicht auf, weil die beiden Insassen der Maschine erkannt hatten, welch eine Gefahr ihnen drohte.
Der Truck fuhr direkt auf sie zu.
Und sie dachten wohl daran, daß er bisher jede Sperre durchbrochen hatte. Aus diesem Grunde starteten sie wieder.
Das alles nahm Suko wahr, als er sich bemühte, auf die Beine zu kommen. Es war gar nicht so einfach, der Treffer gegen seinen Kopf machte ihm zu schaffen, doch ein harter Bursche wie Suko ließ sich nicht so leicht aus dem Konzept bringen.
Vor allen Dingen sollte ihm der Truck nicht entkommen.
Noch befand er sich in wortwörtlich greifbarer Nähe, denn Suko sah auch die Rückseite des Wagens.
Und damit die Trittleiter und den Haltegriff. Plötzlich war er nicht mehr zu halten. Wie ein Schatten stürmte er auf den Truck zu, erreichte ihn auch, und als der Wagen schneller wurde, gelang es Suko, den Haltegriff an der Ladeklappe zu packen und sich dort festzuklammern. Einen Fuß konnte er auf die Trittleiter setzen.
Ob der andere etwas bemerkt hatte, wußte er nicht. Auf jeden Fall war er am Ball geblieben. So leicht wurde man einen Mann wie Suko nicht los…
***
Die Überraschung gelang mir!
Bevor die menschlichen Helfer des Spuks eingreifen konnten, hatte ich mich abgestoßen und benötigte tatsächlich nur zwei Sprünge, um den OP-Tisch zu erreichen.
Die beiden Gestalten, die um den Würfel kämpften, wuchsen vor meinen Augen auf, sie wurden so groß, daß sie mein gesamtes Blickfeld einnahmen, und meine Hände umklammerten den Würfel des Unheils wie ein Schiffsbrüchiger den Rettungsring.
Jetzt umklammerten sechs Hände den Würfel, da konnte eigentlich nichts mehr schiefgehen.
»Loslassen, Jane!« Hart fuhr ich die Detektivin an, und das hatte seinen Grund.
Jetzt genau ging ich das Risiko voll ein. Jane hatte ein Kunstherz erhalten, und es arbeitete völlig einwandfrei in ihrer Brust, aber sie hielt noch den Würfel fest, so daß er ihr auch weiterhin die Kraft gab, um am Leben zu bleiben.
Rechts befand sich der Zombie-Apache, links von mir Jane Collins. Ich stand zu beiden im rechten Winkel, und die Lage schien für einen Moment eingefroren zu sein, deshalb sah ich auch alles so überdeutlich. Ich erkannte auf Janes Gesicht den Schweiß, las ebenfalls die Furcht in ihren Zügen, und von der anderen her schaute mich das böse Gesicht des Zombie-Apachen an.
Wer war stärker?
Ich hielt den Würfel so fest es ging. Mein Gesicht hatte sich verzogen, es wurde von der Anstrengung gezeichnet, wobei ich hoffte, daß Jane mir den Gefallen tat.
Zuckten ihre Finger?
Ja, im nächsten Augenblick ließ sie den Würfel los.
Freiwillig!
Nie werde ich ihren Blick vergessen. In den Staaten, fern von London, entschied sich praktisch ihr Schicksal, und die ehemalige Hexe hatte wieder ein so großes Vertrauen in mich gesetzt, daß sie ihren Lebensborn aus den Händen geben wollte.
Die Arme fielen nach unten!
Jetzt mußte sie sterben oder leben!
Ich wartete auf das Stöhnen, auf den Seufzer der Angst, den letzten Laut in ihrem Leben und auf das Brechen des Blicks.
Es geschah nichts von dem.
Jane Collins blieb so, wie sie war. Sie hatte sogar den Mund geöffnet, und ich hörte sie atmen.
Ein gewaltiger Steinbrocken, der sich in den letzten Jahren bei mir im Innern gebildet hatte, fiel mir vom Herzen. Ich hätte am liebsten
Weitere Kostenlose Bücher