0363 - Der Werwolf von Alaska
Schultern, und der andere informiert gerade mal in ein paar Worten Houston. Was soll das, MacNell? Warum haben Sie keinen Sicherheitsdienst mit der Überwachung des Lagers beauftragt? Und daß die Polizei ratlos ist, glaube ich Ihnen nicht. Immerhin sind die Raubtierverletzungen deutlich zu erkennen. Yonkin ist sichtlich von einer wolfs- oder hundeähnlichen Bestie getötet worden. Zumindest ähnliche Formulierungen hätten sich in den Polizeiakten niederschlagen müssen und wären dann entsprechend nach Houston weiter übermittelt worden.«
»Was soll das, Zamorra?« stieß MacNell irritiert hervor.
»Moment. Ich bin noch längst nicht fertig«, sagte der Parapsychologe. »Ich bin sicher, daß die für Camp Eisbär zuständige Polizeistation überhaupt nichts von den Todesfällen weiß. Niemand hat sie informiert. Sie haben sich in Ihrem Houston-Bericht nur etwas aus den Fingern gesogen. Mir rätselhaft, warum ich nicht schon gestern oder auf dem Flug von Texas nach hier darauf gestoßen bin. Aber manchmal dauert’s auch bei mir eben etwas länger.«
»Sie sind verrückt«, flüsterte MacNell.
»Weiter. Wahrscheinlich sind die Angehörigen der Toten noch ahnungslos, sonst hätte es zumindest von deren Seite her Rückfragen gegeben. Wohin sind die Toten verschwunden, MacNell? Sind sie ebenso heimlich fortgebracht worden wie der Mann, der gestern ermordet wurde? Hier werden Spezialisten ermordet. Und Sie sehen zu! Sie lassen die Arbeiten nicht stoppen, sondern unter unqualifizierter Leitung weitergehen! Sie fordern keinen Ersatz für die Ermordeten an. Das stinkt doch zum Himmel! Jemand hat gezielt die Fachkräfte ausgeschaltet. Jemand ist daran interessiert, daß die Arbeit zum Erliegen kommt - oder gar fehlerhaft weitergemacht wird und später zur Katastrophe führt. Jemand möchte die Erdölförderung hier oben nachhaltig verhindern. Und Sie. MacNell, unterstützen ihn durch Ihre Untätigkeit!«
»Das ist ja - völlig absurd!« keuchte MacNell. »Ich werde mich bei Van Clane über Sie beschweren! Ich verweise Sie hiermit des Lagers…«
»So etwas Ähnliches hat Angaunok vor kurzem auch schon zu mir gesagt«, erwiderte Zamorra. »Aber Sie vergessen, daß jemand dafür gesorgt hat, daß niemand Camp Eisbär verlassen oder Kontakt aufnehmen kann. MacNell - Sie sind immer noch im Kreis der Verdächtigen, stärker als je zuvor. Und wenn Sie nicht selbst der Werwolf sind, dann arbeiten Sie immerhin irgendwie mit ihm zusammen. Sie decken ihn und seine Absichten, Sie unterstützen ihn.«
»Raus«, zischte MacNell. »Verlassen Sie sofort mein Büro, oder ich prügele Sie hinaus. Ich werde veranlassen, daß Sie in Ihrem Bungalow unter Arrest stehen und ihn nicht verlassen können. Ich…«
»Einen kleinen Augenblick noch«, sagte Zamorra. »Ich darf doch mal eben, ja?« Von seinem Platz auf der Schreibtischkante aus hatte er etwas erspäht, was ihn maßlos erstaunte. Die oberste Schublade des Schreibtisches war eine Handbreit weit geöffnet; offenbar hatte MacNell, als Zamorra und Nicole eintraten, etwas hineinlegen oder herausnehmen wollen, war dann aber nicht mehr dazu gekommen. Und in dieser Schubladenöffnung sah Zamorra plötzlich etwas funkeln.
Er griff einfach zu.
»Das gehört wohl mir«, sagte er drohend und hielt den Dhyarra-Kristall hoch.
***
»Was ist das?« fragte MacNell, während Nicole aufsprang.
»Sehr interessant«, stellte Zamorra fest. »Der Dhyarra-Kristall, der uns gestohlen wurde, findet sich bei Ihnen im Schreibtisch.«
»Sie wurden bestohlen?«
»Tun Sie nicht so unschuldig. Sie wissen verdammt genau, was passiert ist«, sagte Nicole scharf. »Gestern wurde unser Gepäck durchsucht und ein Einsatzköfferchen gestohlen. Ich fand es heute bei Taurak unter dem Bett. Dieser Kristall hier - fehlte! Und ich habe Spuren im Schnee gesehen. Taurak traf sich mit jemanden, dessen Spur vor Ihrem Bungalow her kam, MacNell. Sie haben Taurak das Köfferchen ausgehändigt und den Kristall für sich behalten.«
»Aber das ist doch absoluter Schwachsinn!« polterte MacNell los. »Sie haben ja den Verstand verloren. Ich habe dieses blaue Ding noch nie in meinem Leben gesehen.«
»Und Sie wissen natürlich erst recht nicht, wie es in Ihren Schreibtisch gelangt ist, nicht wahr, MacNell? Sie erlauben sicher, daß wir uns unsere eigenen Gedanken dazu machen.«
MacNell ließ sich in seinen Sessel fallen.
»Verschwinden Sie«, keuchte er. »Sofort, ehe ich mich vergesse.«
Zamorra steckte den Dhyarra
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