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0363 - Der Werwolf von Alaska

0363 - Der Werwolf von Alaska

Titel: 0363 - Der Werwolf von Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sie in New York zu Besuch waren.
    »Also kein Werwolf«, überlegte sie halblaut.
    »So ein Unsinn«, sagte Alana. »Deshalb haben Sie ihn verdächtigt?«
    »Nicht unbedingt. Da spielen noch ein paar andere Dinge mit«, sagte Nicole. »Warum verteidigen Sie ihn so? In welchem Verhältnis stehen Sie zu Taurak?«
    »Taurak und Angaunok sind meine Halbbrüder«, sagte die Tänzerin. »Ich weiß nicht, wen Sie sonst noch im Verdacht haben, ich kann Ihnen nur sagen, wer der Werwolf nicht ist: meine Halbbrüder. Sie können sie aus Ihrer Liste streichen.«
    »Sind Sie da so sicher?« fragte Nicole.
    Alana lachte spöttisch. »Ich müßte es doch wissen, wenn ein Monster in unserer Familie wäre.«
    »Wäre das so ungewöhnlich?«
    »Wieso?«
    »Taurak ist ein Schamane. Das ist also kein gewöhnlicher Mensch.«
    »Er ist Schamane, er ist es immer noch, auch wenn er sich der sogenannten Zivilisation angepaßt hat wie wir alle«, sagte Alana. »Aber er ist kein Ungeheuer. Vergessen Sie diesen Verdacht.«
    Nicole nippte am abkühlenden Kaffee. Sie betrachtete Alana. Mit Indianerblut, wie Zamorra vermutet hatte, war es also nichts. Aber sie wirkte recht jung, kaum älter als zwanzig, während Taurak und Angaunok etwa vierzig Jahre alt sein mochten. Nicole fragte Alana danach.
    »Mein alter Vater nahm sich nach dem Tod von Angaunoks und Auraks Mutter eine junge Frau - meine Mutter. Dazwischen gingen viele Jahre ins Land«, erklärte Alana.
    »Zamorra sagte mir«, formulierte Nicole bedächtig, »daß Angaunok dafür sorgte, daß Taurak hier eine Anstellung bekam, obgleich MacNell ihn für einen Faulpelz hält. Hätte Angaunok Ihnen nicht auch eine bessere Stellung verschaffen können als die einer Tänzerin?«
    Alanas Augen verdunkelte sich etwas. »Verstehen Sie mich nicht falsch«, bat Nicole schnell. »Das sollte keine diskriminierende Bemerkung sein.«
    »Angaunok hätte viel tun können, auch für mich«, sagte Alana. »Aber Tanzen ist etwas, das ich kann und wofür ich Geld bekomme. Ich habe einen Körper, den die Männer schön finden, also zeige ich ihn auch vor. Aber ich verkaufe ihn nicht hinter der Bühne, falls Sie das annehmen sollten. Dafür gibt es andere Frauen im Camp.«
    Nicole schüttelte den Kopf. Sie war selbst alles andere als prüde, und sie zeigte sich im vertrauten Freundeskreis oft genug textilfrei. Aber es wäre ihr nie eingefallen, sich nackt auf einer Bühne vor Publikum zu bewegen. »Was empfindet eine Frau eigentlich dabei, wenn sie nackt da drüben auf der Bühne steht?« fragte sie fast ungewollt.
    »Ich weiß nur, was ich selbst empfinde«, sagte Alana. »Macht. Macht über die tierischen Instinkte der Männer, die mir zuschauen. Vielleicht, weil ich selbst ein Raubtier bin.« Sie erhob sich und schritt mit leichten, geschmeidigen Bewegungen davon.
    Nicole sah ihr nachdenklich hinterdrein. Das Gespräch hatte einen seltsamen Eindruck in ihr hinterlassen.
    ***
    Zamorra erreichte Cay Yonkins Bungalow und betätigte den Türsummer. Aber drinnen rührte sich niemand. Kurz kam Zamorra der Verdacht, man habe ihn zum Narren halten wollen. Aber diesen Verdacht verwarf er sehr schnell wieder. Hier ging es um geheimnisvolle Morde, und da hörte jeder Spaß auf.
    Warum also öffnete der Indianer nicht?
    Zamorra versuchte die Haustür zu öffnen. Zu seiner Überraschung gelang es ihm. Sie war nicht verschlossen. Er schob die Tür auf und trat vorsichtig in den kurzen Korridor. Seine Sinne waren angespannt. Wartete hier eine Falle auf ihn?
    »Mister Yonkin?« rief er halblaut.
    Aber niemand rührte sich.
    Zamorras Mißtrauen wuchs. Das Unheil, das er schon im Saloon gespürt hatte, verdichtete sich zu einer klebrigen Masse, die sein Herz umschloß. Er ging weiter. Die Bungalows schienen alle nach demselben Baukastenprinzip errichtet worden zu sein. Zamorra fand sich mühelos zurecht. Die Tür zum Wohnzimmer war nur angelehnt. Zamorra stieß sie mit der Fußspitze auf.
    Im Sessel, mit dem Rücken zur Tür, saß jemand.
    »Yonkin?«
    Der Mann rührte sich nicht. Zamorra trat ins Zimmer und umrundete den Sessel. Da sah er, daß der Mann keine Gefahr mehr für ihn war. Cay Yonkin war tot.
    Der Werwolf hatte ihn umgebracht.
    ***
    Die Spuren waren eindeutig. Zamorra hatte genug Tote gesehen, die Werwölfen zum Opfer gefallen waren. Allerdings war Yonkin nicht hier in seinem Bungalow getötet worden. Der Teppich war frei von Blutspuren. Der Werwolf hatte Yonkin erst hierher gebracht und in den Sessel verfrachtet,

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