0364 - Die grüne Bestie
bleiben zu können, um die Psyche der Pelewon-Bestien gründlich erforschen zu können. Tschu Piao-Teh wußte besser als die meisten Menschen und auch als die meisten Psychologen, daß es keine absolute Bösartigkeit gab. Jedes intelligente Wesen trug zu gleichen Teilen das Gute und das Böse in sich bis ans Ende seiner Tage. Das hatte sich an den Halutern bewiesen, sie waren beim ersten Kontakt mit der Menschheit vor rund 50000 Jahren ausgesprochen bösartig und brutal gewesen. Heute dominierte das Gute in ihnen; daß das Böse dennoch vorhanden war und nur verdrängt wurde, zeigte sich an der Notwendigkeit, regelmäßig sogenannte „Drangwäschen" durchzuführen: Unternehmen, bei denen das Individuum alle angestauten psychischen Spannungen entladen konnte.
Warum sollten die Bestien - nicht die heute lebenden, sondern spätere Generationen - nicht das gleiche Resultat erzielen können?
Er fuhr auf, als Rhodans Ellenbogen ihn in die Rippen stieß.
„Schlafen Sie etwa?" fragte der Großadministrator ironisch. „Wir sind da, Professor!"
Verwirrt blickte Tschu sich um. Der Gleiter befand sich nicht mehr auf der Straße, sondern stand in der von grünem Licht erfüllten Halle eines Gebäudes. Die Halle besaß die Form einer abgeflachten Halbkugel; dort, wo die Decke in den Boden überging, wurde sie von zahlreichen Torbogen unterbrochen.
Paladin stand bereits draußen. Der kuppelförmige Kopf des Roboters drehte sich hin und her.
Steifbeinig kletterte Tschu hinter dem Großadministrator aus dem Fahrzeug. John Marshall und Dr.
Beriot standen dicht neben Paladin, als suchten sie dort Schutz. Ihre Gesichter waren blaß.
Die pelewonische Begleitmannschaft hatte sich im Halbkreis um die Terraner aufgestellt.
„Bitte, folgen Sie mir!" sagte ihr Führer soeben.
Er stapfte voraus zu einem der Torbögen. Dahinter befand sich ein voluminöser Antigravschacht. Die Bestie trat einfach hinein, was die Terraner vom Funktionieren des Lifts überzeugte.
Tschu Piao-Teh beeilte sich, an die Spitze zu kommen. Paladin schloß die „Prozession" ab. Dahinter folgte nur noch ein Pelewon. Die anderen blieben in der Halle zurück.
„Wir befinden uns in einem der großen Türme", flüsterte Marshall dem Psychologen zu, während sie aufwärts schwebten. „Sie haben anscheinend geschlafen, als wir die Straße verließen."
Professor Tschu lächelte.
„Nur nachgedacht, Sir. Es gibt mehr Probleme als alle intelligenten Wesen des Universums zusammen lösen könnten. Da muß man jede ruhige Minute ausnutzen."
Der Chef des Mutantenkorps grinste verzerrt.
„Von 'ruhigen Minuten' kann wohl kaum die Rede sein, Professor. Mein Herz leistet heute das Arbeitspensum einer ganzen Woche. So aufgeregt war ich selten."
Tschu Piao-Teh kam nicht mehr zu einer Antwort, denn der Anführer der Pelewon streckte einen Handlungsarm aus, und im gleichen Augenblick wurde er von einem unsichtbaren Kraftfeld nach rechts gezogen. Den Terranern erging es ebenso. Sie kamen auf einer Plattform heraus, durchschritten einen neuen Torbogen und standen in einer weiteren Halle.
Auch hier gab es keinen Komfort. Aber an den Wänden befanden sich die Schirme einer Art Panoramagalerie. Darunter gab es konsolenartige Vorsprünge mit Schalttasten.
In der Mitte des Raumes aber stand eine Bestie mit grüner, gefurchter Panzerhaut. Der Beschreibung nach mußte es Chappuy-Kitos sein; nur trug er diesmal einen zusätzlichen Panzer aus bläulich schimmerndem Stahl. Deutlich war die Mehrzweckprothese zu sehen, die er anstelle des fehlenden rechten Handlungsarms trug. Sie lief in den Mündungen mehrerer Waffen aus.
Chappuy-Kitos wirkte gefährlicher als seine Artgenossen. Vielleicht wegen des Waffenarms.
Perry Rhodan erteilte einen knappen Befehl Paladin setzte sich in Bewegung und baute sich in einem Meter Entfernung neben dem Pelewon auf. Damit deckte er den Großadministrator gegen den Prothesenarm. Es war eine Geste, nicht mehr. Aber sie drückte aus, daß die Terraner zu allem entschlossen waren.
Rhodan salutierte exakt.
„Wir kennen uns, denke ich. Es tut mir leid, daß ich Ihnen Ihren Abgesandten nicht zurückbringen kann aber wir konnten ihm nicht helfen."
Chappuy-Kitos starrte den Großadministrator an. Wahrscheinlich versuchte er in dessen Gesichtszügen zu lesen, was aber wohl ebenso schwer sein mußte, als wollte ein Terraner aus den Bewegungen der Kopfhaut einer Bestie auf deren Gedanken schließen.
„Würden Sie so freundlich sein und noch einmal
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