0365 - Im Tempel des Todes
erfassen und herauszufinden, mit wem sie es wirklich zu tun hatten. Vorerst aber konnten sie froh sein, daß es endlich weiterging.
Bart Fuller schien keine Schwierigkeiten mehr mit dem Schlangenbiß zu haben. Das Serum wirkte. Die Hilfe war schnell genug gekommen. Trotzdem durfte er sich nicht überanstrengen. Erst nach 24 Stunden konnten sie sicher sein, daß er es tatsächlich überstanden hatte.
Es war zehn Uhr abends, als sie den dritten freigeräumten Lagerplatz erreichten. Den vierten, den lezten vor der mörderischen Falle, die Dowley das Leben gekostet hatte, wollten sie bei Anbruch der Dunkelheit nicht mehr ansteuern.
»Wir lassen uns hier nieder. Dann sind wir morgen ausgeruht«, bestimmte Zamorra. Zusammen mit Tendyke baute er die beiden Zelte dicht nebeneinander auf. »Einer von uns wird immer Wache halten«, sagte er. »Wir wechseln uns im Eineinhalb-Stunden-Rhythmus ab. Bart übernimmt die letzte Wache.«
»Laß ihn lieber die erste übernehmen«, protestierte Tendyke. »Er ist geschwächt…«
»Eben«, sagte Zamorra. »Wenn er sich ausgeschlafen hat, ist er entschieden fitter und wachsamer als jetzt.«
»Meint ihr, daß sie einen nächtlichen Überfall riskieren?« fragte Lucy Dolyn. »Das war bisher nicht. Sie haben uns nur immer in die Fallen laufen lassen.«
Zamorra zuckte mit den Schultern.
»Wir können davon ausgehen, daß unsere Gegner erfindungsreich sind«, sagte er. »Sie werden immer wieder versuchen, uns zu überraschen. Warum also nicht eine nächtliche Attacke? Wir müssen mit allem rechnen. Und deshalb werden wir Wachen aufstellen, von denen ich erwarte, daß sie uns lieber einmal zuviel aufschrecken als einmal zu wenig.«
Am Lagerfeuer zwischen den beiden Wagen bereiteten sie das Abendessen aus den Konserven zu. Irgendwann später verkrochen sie sich in den Zelten. Nicole, die die erste Wache übernahm, hockte sich auf die Motorhaube eines der beiden Landrover. Dort sah sie besser, als wenn sie direkt am langsam niederbrennenden Feuer geblieben wäre. Aber während ihrer Wache geschah nichts.
***
»Jetzt«, zischte jemand den Befehl.
Und der Angriff aus dem Dunkeln begann auf eine Weise, die niemand erwartet hatte…
***
Lucy Dolyn hatte die zweite Wache übernommen. Immer wieder sah sie auf ihre Armbanduhr. Die Zeit wollte einfach nicht verstreichen. In den ersten eineinhalb Stunden hatte sie nicht schlafen können, obgleich sie es versucht hatte, und sie ärgerte sich ein wenig. Nicole und Bart hatten die besseren Zeiten erwischt. Erste und letzte Wache. Da konnten sie die gesamte andere Zeit über ausschlafen, ohne zwischendurch aufgeschreckt zu werden - vorausgesetzt, es kam zu keinem Zwischenfall.
Aber das Los hatte bestimmt, daß sie, Lucy, die zweite Wachen bekam. Pech. Nun, vielleicht schlief sie danach um so besser.
Neulich, bei dem ersten Vorstoß, hatten sie keine Wachen aufzustellen brauchen. Sie ahnten ja nicht, daß die Fallen gesteuert waren, daß sie unter ständiger Beobachtung standen. Und selbst wenn - sie waren ja nicht nachts angegriffen worden. Die Bedrohung war passiv gewesen.
So wie die Fallgrube.
Aber der Angriff der Schlangen gab auch Lucy zu denken. Das war ein tödlicher Vorstoß der Gegenseite gewesen, so wie die Verfolgung, nachdem sie die Flucht ergriffen hatten.
Die Flammen des Feuers waren verloschen. Nur noch die Restglut glomm dort. Hin und wieder knackten Reste verkohlender Zweige in der heißen Asche.
Es war immer noch heiß. Es würde sich auch nur wenig abkühlen. Lucy wünschte sich, es wäre schon alles vorbei und sie hätten den Schatz in den Fahrzeugen. Immerhin würden sie mit drei Wagen zum Tempel vorstoßen können. In drei Fahrzeuge paßte mehr als in zwei… sie würden reich sein.
Wenn alles gelang.
Aber ob Zamorra in der Lage war, die bösartige Magie der Tempelbewachung abzuwehren, mußte sich erst noch zeigen. Bis jetzt hatte sie alle nur eine Menge Glück vor größerem Schaden bewahrt, sowohl bei den Schlangen als auch bei der Fallgrube. Gut, er hatte sich selbst mit diesem grünen Licht helfen können. Aber den anderen…? Lucy war skeptisch geworden.
Sie lauschte in den nächtlichen Wald. Er lebte. Nachtvögel schrien, Insekten summten, trauten sich aber nicht heran. Die insektenvertreibende Creme mit ihrem penetranten Geruch wirkte recht nachhaltig.
Schlangen und Skorpione und Spinnen konnten nicht in die Zelte. Die waren sicher verschlossen, und wer hinein- oder herauskroch, paßte sehr gut auf, daß
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