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0365 - Im Tempel des Todes

0365 - Im Tempel des Todes

Titel: 0365 - Im Tempel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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einem Arm halten konnte. Außerdem konnte auch dieser Ast jederzeit endgültig brechen.
    Er mußte hier raus!
    Von oben stach ein Lichtfinger in die Fallgrube. Nicole stand da mit einer starken Stablampe. In ihrem Schein sah Zamorra, daß die schenkelstarken, fast mannshoch aus dem Boden der Fallgrube ragenden Pfähle im Fünfzehn-Zentimeter-Abstand standen und mit Eisenspitzen versehen waren.
    Da hatte sich jemand verdammt viel Mühe gegeben…
    »Warte«, rief Nicole. »Ich hole das Seil…«
    Der Ast neigte sich weiter. Jede Sekunde konnte er endgültig brechen. Es blieb nicht mehr viel Zeit.
    Zamorra konzentrierte sich. Peitschende Gedankenbefehle jagten in das Amulett. Dem Parapsychologen brach der Schweiß aus. Dann spürte er, wie er an Gewicht verlor. Das Amulett hob es auf. Er konnte sich mit seiner Kraft in die Höhe schweben lassen - hoffte er.
    Er hatte es einmal, vor Jahren, fertiggebracht. Damals war er in einer bizarren fremden Dimension über eine Burgmauer geschleudert worden und abgestürzt. Damals hatte er es geschafft, den Sturz aufzufangen und nach oben zu schweben. Aber in der Zwischenzeit hatte das Amulett einige Veränderungen seines Charakters erfahren. Vielleicht reichte seine Kraft heute nicht mehr aus…
    Aber immerhin reichte es schon, einen Teil von Zamorras Gewicht aufzuheben.
    Da tauchte Nicole wieder auf. »Fang auf!« rief sie. Sie warf das Ende des Seils so, daß es über Zamorras Schulter fiel. Mit der freien Hand packte er zu, drehte den Arm so, daß er sich das Seil um den Unterarm wickelte, hielt es dann fest - und löste seinen Griff um den Ast im selben Moment, als er Nicole und wohl auch Tendyke am Seil ziehen spürte.
    Er stürzte sofort.
    Instinktiv zog er die Beine an, winkelte die Unterschenkel nach hinten ab.
    Er fiel vielleicht einen Meter tief. Es reichte knapp. Er hatte sich ziemlich am Rand der Fallgrube befunden, und vom Seil gehalten, prallte er vor die Wand, den Aufschlag mit den Füßen abdämpfend. Nur eine Hand breit unter ihm begann die erste Reihe der eisenspitzenbesetzten Pfähle.
    Sie zogen ihn nach oben.
    Ein paar Minuten später kauerte er keuchend zwischen ihnen am Rand der Fallgrube. Mehrere Lampen leuchteten nach unten.
    »Perfide«, knurrte Bart Fuller, der langsam herangetappt war. »Die Fallgrube ist neu.«
    »Natürlich ist sie neu«, brummte Zamorra. »Erstens wärt ihr sonst ebenfalls hineingestolpert, zweitens wären die Metallspitzen angerostet. Die Grube kann höchstens zwei Tage existieren.«
    »Das heißt, daß seit mindestens zwei Tagen jemand weiß, daß wir hierher kommen werden«, schloß Nicole. »Man erwartet uns.«
    »Sicher. Nachdem in Hongkong für die andere Seite einiges schiefgelaufen ist, müssen sie ja einfach damit rechnen, daß jemand kommt, um der Sache auf den Grund zu gehen. Stellt euch vor, der Wagen wäre hineingekracht.«
    »Wir hätten ihn mit dem zweiten Landrover wieder herausgezogen«, sagte Fuller. »Allenfalls ein zerstochener Reifen oder zwei…«
    »Die Pfähle sind ziemlich stark, und die Eisenspitzen durchschlagen so ziemlich alles. Unsere Mietwagen sind nicht die jüngsten. Schon mal was von Bodenrost gehört, und von Benzintank und Funkenbildung?« fragte Zamorra trocken. »Es hätte unter Umständen eine hübsche Fackel gegeben.«
    Er musterte die drei noch verbliebenen langen Äste, die man über die Grube gelegt hatte. Darüber kleine Zweige, Blattwerk und schließlich ein wenig Erde. Trotz seiner Aufmerksamkeit war Zamorra diese Falle entgangen. Er hatte allerdings auch mit einem Überfall aus dem Unterholz oder von oben - oder mit einem magischen Angriff gerechnet.
    Überfall von oben! durchzuckte es ihn. Er legte den Kopf in den Nacken und sah in die Höhe. Er glaubte etwas verschwinden zu sehen, das auf einem überhängenden Ast in größerer Höhe gelauert hatte. Eine Schlange…? Aber wenn, dann mußte sie verdammt riesig gewesen sein.
    Wieder hatte das Amulett nicht gewarnt.
    »Was machen wir jetzt?« fragte Lucy Dolyn. »Hier kommen wir nicht weiter. Und ich glaube nicht, daß wir die Grube so abdecken können, daß wir mit den Wagen…«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Der Härtetest beginnt schon jetzt«, sagte er. »Entweder gehen wir zu Fuß weiter, oder wir schlagen eine Bresche neben der Grube her.«
    »An die Arbeit«, sagte Tendyke. »Zu Fuß gehen können wir immer noch…«
    ***
    Der Beobachter zog sich zurück. Wiederum war ein Mißerfolg zu vermelden. Schon der zweite. Aber es war

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