0366 - Das Todeslied der Testpiloten
Entwicklung um Meilen voraus.«
»Ich wollte von dem Unglück berichten«, lenkte Todd sanft ab. »Wie gesagt, eine Maschine stürzte ab und ging in Flammen auf. Es war keine Sabotage, sondern ein richtiger Unfall. Der Pilot der Maschine hieß Bill Fort.«
»Kam er ums Leben?«
»Der Feuerwehr gelang es, den Brand zu ersticken. Bill Fort wurde lebend aus den Trümmern geborgen. Allerdings war er stark verstümmelt, er schwebte wochenlang in Lebensgefahr. Von unserem Hospital aus wurde er in eine Klinik nach Los Angeles geschafft, wo er in spezielle Behandlung kam. Monate später tauchte Bill Fort hier bei uns wieder auf.«
Phil hielt mir eine Packung Zigaretten hin. Ich bediente mich.
»Er meldete sich bei mir. Ich erkannte ihn nicht mehr wieder. Auch dann nicht, als er den Hut und die Sonnenbrille abnahm, unter und hinter der er sein Gesicht verbarg.«
»Lawford!« stieß ich aus. »Das ist Lawford!«
»Sein Kopf bestand nur noch aus Verbrennungsnarben. Er hatte nicht mehr die geringste Ähnlichkeit mit dem Bill Fort von früher.«
»Und was wollte Bill Fort von Ihnen?« fragte Phil, da Todd schwieg.
»Einen Job. Ich sollte ihn wieder als Piloten einstellen. Er fühlte sich durchaus wieder imstande zu fliegen, erklärte er mir.«
»Haben Sie ihn wieder eingestellt, Mr. Todd?« Jetzt sprach Glenn Kittler.
»Ich habe gezögert und ihm gesagt, er solle sich noch etwas Ruhe gönnen. Ich brachte es einfach nicht über das Herz, diesem schwer geschlagenen Mann eine glatte Absage zu erteilen. Ich gab ihm auch die Erlaubnis, auf dem Platz zu wohnen. Doch dann traten die ersten Komplikationen ein…«
»Welche Komplikationen?« fragte ich. »Die Piloten, die Ingenieure, die Monteure und Techniker bestürmten mich. Ich sollte den Mann, den sie alle den ›Häßlichen‹ nannten, vom Platz verweisen. Wir hier in Muroc leben täglich mit dem Tod. Keiner von meinen Männern wollte dazu noch einen Mann in seiner Nähe haben, der ständig an das Unglück erinnerte, das vor Jahresfrist geschehen war.«
Er holte tief Luft.
»Ich ließ auf Grund dieser Einwände Bill Fort eines Tages zu mir kommen. So schonend wie eben möglich machte ich ihm klar, daß er nicht mehr länger auf dem Platz bleiben könne. Außerdem könnte er als Testpilot nicht mehr verwandt werden.«
»Und seine Reaktion?«
»Er bat, bettelte und beschwor mich. Ich verstand ihn. Bill Fort war Flieger und wollte es bleiben. Doch ich mußte ihm eine Absage erteilen. Wir gaben ihm eine außergewöhnlich hohe Abfindung, von der er viele Jahre hätte leben können. Außerdem bezog er eine hohe Unfallrente. Zum Schluß wurde er wütend. Er sprühte vor Haß gegen mich und alle hier in Muroc, die ihn mieden. Dann ging er aus meinem Büro und verließ Muroc. Alle atmeten auf.«
»Haben Sie jemals wieder etwas von ihm gehört, Mr. Todd?« fragte Phil.
»Ich hörte nur einmal, daß er in Las Vegas lebte, mehr nicht. Was er dort trieb, war mir nicht bekannt. Gewiß, Bill Fort erlitt ein hartes Schicksal, aber ich konnte nicht anders handeln.«
»Vermuten Sie, daß er hinter den Anschlägen auf die Testmaschinen steckt, Mr. Todd?« wollte ich wissen.
»Ich bin kein Kriminalist, Jerry. Ich vermute nichts, das ist Ihre Aufgabe. Ich habe Ihnen nur das gesagt, was mir eben einfiel, als ich von einem Mann hörte, den man den Häßlichen nennt.« Er verschanzte sich hinter seiner Pfeife und saugte so heftig daran wie ein Baby an seinem Schnuller.
»Wenn Fort und Lawford ein und dieselbe Person ist, haben wir ein Motiv für die Attentate.«
»Welches?«
»Haß!«
»Sei nicht so vorschnell«, verwies mich Phil in die Ecke.
»Mr. Todd«, wollte ich wissen, »waren zu Forts Zeiten auch Greg Duff, Brett Hart, Tom la Marr, Nina und Jim Corbett hier am Platz?«
Todd überlegte. »Einen Moment.« Er telefonierte. Zwei Minuten später brachte ein blondes Mädchen mit schwarzer Hornbrille einen Briefordner. Robin Todd schlug ihn auf. Es waren die Personalakten der am Platz tätigen Männer, auch von ihren Frauen waren Fotos vorhanden. Wir sahen uns die Bilder an. Bill Fort war ein hübscher junger Mann gewesen. »Heute erkennen Sie ihn nicht mehr wieder« erklärte Todd. »Sie waren alle damals schon hier, wie ich sehe.«
»Wußten Sie, daß Brett Hart ein Verhältnis mit Nina Corbett hatte?«
»Nein. Davon ist mir nichts bekannt. Weder damals noch heute. Ich kümmere mich so gut wie gar nicht um das Privatleben meiner Männer. Hauptsache ist, sie tun ihre
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