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0367 - Der Hexenbaum

0367 - Der Hexenbaum

Titel: 0367 - Der Hexenbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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habe.«
    »Eine Hexe also«, murmelte Nicole. Amos hatte ihr den Wind aus den Segeln genommen. Sie hatte ihm tatsächlich vorwerfen wollen, daß er nicht genug Informationen lieferte.
    »Ja, wenn ich nicht an Caermardhin gebunden wäre«, sagte er. »Dann hätte ich längst in einer meiner Tarnexistenzen Frisco aufgesucht und mich selbst um die Sache gekümmert. Aber es geht nun mal nicht. Merlin konnte zuweilen Caermardhin kurzzeitig verlassen. Ich kann es nicht. Ich bin nicht so mit den hiesigen Gegebenheiten vertraut wie der Lichtbruder.«
    Nicole seufzte.
    »Ich werde also besser sofort aufbrechen«, sagte sie. »Ich kann es nicht zulassen, daß Su Ling etwas zustößt, nur weil ich auf Zamorras Rückkehr warte. Ich werde mich selbst darum kümmern müssen.«
    »Warum liegt dir so viel an dieser Su Ling?« fragte Amos.
    Nicole zögerte einen Moment. Dann sagte sie: »Sid, sie ist unsere Chance, Wang Lee auf unsere Seite zu holen! In einem früheren Leben war sie seine Frau aus der Zeit des Dschingis Khan! Sie haben sich wiedererkannt! Wang Lee möchte der Hölle den Rücken kehren. Wenn Su stirbt, hat er keinen Grund mehr, sich von Leonardo abzuwenden.«
    »Aahhh«, machte Amos gedehnt. »Daher also weht der Wind… Vielleicht hat die beobachtende Caermardhin-Magie mich deshalb auf diese Sache aufmerksam gemacht… ja, natürlich. Su Ling ist wichtig. Dann rate ich dir sogar, besser vor zwei Sekunden nach Frisco zu gehen als in einer Minute! Sicher ist sicher…«
    Nicole seufzte. Sie dachte an das Amulett und den Dhyarra-Kristall. Beides hatte Zamorra mit nach Ash’Cant genommen. Sie selbst besaß hier nur den »Einsatzkoffer« mit magischen Hilfsmitteln, die kaum mehr als ein Notbehelf waren. Nun, Gwaiyur war in Frankreich, außerdem konnte sie schlecht mit einem Schwert in der Hand oder der Lederscheide durch eine Großstadt wie San Francisco laufen - sie war schließlich nicht Michael Ullich mit seinem Hang zum Übertreiben. Und den Ju-Ju-Stab besaßen sie nicht mehr; abgesehen davon wirkte der nur gegen echte Dämonen. Eine Hexe würde sich recht unbeeindruckt zeigen.
    Sie war also so gut wie waffenlos.
    Aber es mußte eben auch so gehen.
    »Du wolltst mir einen Weg schaffen«, sagte sie.
    Sid Amos nickte. »Komm mit mir in den Saal des Wissens. Du gehörst ja zu jenen, die ihn betreten können, ohne den Tod zu erleiden. Dort kann ich eine Dimensionsbrücke schaffen, die dich direkt nach Frisco führt. Ich kann dir nur nicht auf den Meter genau sagen, wo du ankommen wirst. Vielleicht mitten auf einer belebten Kreuzung, vielleicht im Swimming-pool eines Millionärs oder auf der Kühlerhaube eines Streifenwagens. Das ist dein Risiko.«
    »Ich bin darauf vorbereitet«, sagte sie. »Gehen wir.«
    Sid Amos zögerte. »Warte«, sagte er. »Ich will dir noch etwas mitgeben.«
    Er verschwand und kehrte nach einer Weile mit einem handtellergroßen, silbrigen Gegenstand zurück. Nicole pfiff durch die Zähne. »Das Amulett… aber Zamorra…« Dann begriff sie. Dies war nicht Zamorras Amulett, sondern es gehörte Sid Amos. Es war eines der sechs anderen, die Merlin vorher geschaffen hatte und von denen man raunte, alle sechs zusammen vermöchten das siebte, das in Zamorras Besitz war, zu zwingen. Ob es stimmte, hatte noch niemand beweisen können, weil noch nie alle sieben Amulette an einem Ort zusammen gegeneinander gestanden hatten.
    »Nimm es mit. Es ist besser als gar nichts«, sagte Amos. »Ich leihe es dir. Aber ich reiße dir den Kopf ab, wenn es verlorengeht.«
    Nicole nahm die Silberscheibe an sich, die sich äußerlich nicht von den anderen unterschied. Nur die innewohnende Kraft war anders. Teilweise schwächer, teilweise in einer anderen Struktur…
    »Was kann es bewirken?« wollte sie wissen.
    »Es reicht, um dich zu schützen. Ich kann dir nicht alles erklären. Es würde zu lange dauern. Aber du kannst es benutzen wie das von Zamorra.«
    Nicole nickte.
    »Ich danke dir, Sid. Ich weiß, was es dich kostet, dich vorübergehend davon zu trennen. Ein Sechstel auf dem Weg zur Macht über Merlins Stern, nicht?«
    Der Ex-Teufel grinste.
    »Viel Erfolg«, wünschte er.
    ***
    Ganz so viel Überwindung hatte es Sid Amos nun doch nicht gekostet, wie Nicole annahm. Denn er besaß nicht nur dieses eine Amulett, von dem Zamorra und Nicole wußten. Ursprünglich hatte er es geheim halten wollen, aber bei einem Abenteuer, das er zusammen mit Zamorra in der stygischen Unterwelt erlebte, hatte er es einsetzen müssen,

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