0367 - Der Hexenbaum
damit sie davonkamen [3]
Tatsächlich besaß er aber mittlerweile drei dieser Amulette…
Aber das, fand er, ging nun wirklich niemanden etwas an. Nur zu gern hätte er gewußt, wo sich die drei anderen befanden. Damals, beim Kampf in Ash’Naduur, waren sie in die Ewigkeit von Raum und Zeit geschleudert worden bis auf jenes, das Asmodis an sich gebracht hatte. Die beiden anderen hatte er später gefunden und erobert. Aber von den drei restlichen gab es keine Spur.
Von dem, welches Eysenbeiß besaß, wußte niemand etwas. Daß der verschwundene Lucifuge Rofocale ein weiteres in seinen Besitz gebracht hatte, war wohl Merlin bekannt, aber der hatte darüber geschwiegen.
Amos schuf die Dimensionsbrücke von Caermardhin nach San Francisco. Vor Nicole entstand eine Art endloser Tunnel, der mit jedem Schritt um ein paar Milliarden Kilometer kürzer würde. An seinem Ende war ein Lichtpunkt, der größer wurde und näher kam. Dort war ihr Ziel, und dort verließ sie den Tunnel. An genau dieser Stelle würde sie zurückkehren müssen, es sei denn, sie benutzte ein »normales« Transportmittel. Aber warum sollte sie, wenn Amos ihr diese Möglichkeit bot, nicht zum Nulltarif zu reisen?
Schon nach wenigen Augenblicken befand sich Nicole auf der anderen Seite der Weltkugel, mitten im brodelnden Leben San Franciscos…
***
Magnus Friedensreich Eysenbeiß, der Kahlköpfige im grauen Anzug, der sich nicht zum erstenmal in englischer Ableitung seines Namens Ironbite nannte, verhielt sich ruhig. Er saß in einem Sessel in Sybil Ranix’ Wohnlandschaft, als sie eintrat und das Licht einschaltete.
Sie reagierte sofort. Er fühlte, wie sie sich verspannte und bereit machte, ihn mit einem Zauber anzugreifen. Aber äußerlich gab sie sich betont lässig.
»Hallo«, sagte sie. »Besuch. Wie nett. Hast du dich schon bedient, Fremder, oder soll ich dir noch einen Drink mixen?«
»Oh, ich bediene mich schon selbst«, sagte Eysenbeiß. Er konzentrierte sich auf gedankliche Befehle an sein Amulett, das unter dem Hemd vor seiner Brust hing - so wie auch Professor Zamorra es zu tragen pflegte. Unsichtbare Hände griffen nach einem Glas und der Campari-Flasche, füllten das Glas und trugen es durch die Luft zu Eysenbeiß, Er streckte die Hand aus, und es glitt hinein.
»Danke«, sagte er.
Da wußte die Hexe, daß er über magische Kräfte gebot. Sie konnte nicht erkennen, daß diese Kräfte ihm nur durch das Amulett geliehen wurden. Sein eigentliches parapsychisches Können erstreckte sich auf andere Dinge.
Sie ließ sich auf der Tischkante nieder. »Was willst du hier? Wer bist du?«
»Man sagt, du seist eine Hexe«, erklärte er.
Sie verengte die Augen. »Wer sagt das?«
»Oh, ich habe meine Informanten«, erklärte er. »Da, woher ich komme, sieht man das Hexentreiben mit größtem Wohlwollen, meine Süße. Solltest du einmal nicht wissen, was du zu tun hast, hätte ich einen Auftrag für dich und deinesgleichen.«
»Ich nehme keine Aufträge entgegen. Niemand von uns tut das«, erwiderte sie. Ihre Augen waren schmal, und er spürte, wie sie versuchte, ihn zu sondieren. Sie setzte Magie gegen ihn ein. Es war dem Amulett ein Leichtes, seine Gedanken abzuschirmen. Er grinste.
»Ich habe schon weitaus stärkere Telepathen erlebt«, sagte er.
Sie fauchte wie eine Wildkatze. »Was willst du, Kerl?«
»Schau dir diese Frau an«, sagte er. Er nahm ein weißes Blatt Papier und warf es ihr zu. Es flog so gerade, als sei es eine steife Kunststoffplatte, und landete in ihrer Hand, wo es wieder weich wurde. Eysenbeiß schnipste mit den Fingern. Auf dem weißen Papier erschien ein Bild, zunächst schattenhaft, dann deutlicher. Es zeigte das Porträt einer Chinesin.
»Sie soll sterben«, sagte Eysenbeiß. »Sie heißt Su Ling.« Er fügte ihre Adresse hinzu.
»Dà könnte jeder kommen und verlangen, daß ich jemanden umbringe«, sagte Sybil Ranix.
»Ich denke, daß du meinen Befehl befolgen solltst«, sagte Eysenbeiß. Er erhob sich aus dem Sessel, sagte eine Zauberformel, drehte sich einmal um sich selbst und stampfte mit dem linken Fuß auf.
Die Hölle verschlang ihn.
Zurück blieb nur penetranter Schwefelgestank.
»Verdammt«, murmelte die Hexe erschrocken. »Warum hat er nicht gleich gesagt, daß er der Teufel ist?«
***
Nicole orientierte sich. Sie war in einem unbelebten und dunklen Park angekommen. Im ersten Moment glaubte sie fast, San Francisco total verfehlt zu haben. Aber aus der Ferne kam das typische
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