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0367 - Der Hexenbaum

0367 - Der Hexenbaum

Titel: 0367 - Der Hexenbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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irgendwo.
    Sonia ballte die Fäuste. Plötzlich hoffte sie, die Hexen seien noch sehr weit fort und ließen sich noch sehr viel Zeit. Sie mußte Su Ling jetzt umständlich suchen! Aber wo? Sie konnte überall und nirgends sein… Sonia konnte nur darauf hoffen, daß die Chinesin sich irgendwann doch verriet, indem sie die Geduld verlor und aufsprang, um weiter zu fliehen.
    Die Kidnapperin bewegte sich langsam, pausierte nach jedem Schritt, um zu lauschen. Aber Su Ling war wie vom Erdboden verschluckt.
    Plötzlich zuckte ein Schmerz in Sonia auf. Er durchraste blitzschnell ihren ganzen Körper und schaltete ihr Bewußtsein aus.
    ***
    Sybil Ranix wußte, daß sie die erste sein würde, die den Versammlungsplatz erreichte - von Sonia Parker wohl einmal abgesehen. Aber sie erreichte den Platz immer als erste, und das würde auch Sonia sich merken müssen, wenn sie vom Teufel akzeptiert wurde und ihre »Ausbildung« erhielt.
    Es hatte sich so eingebürgert, daß Sybil den kleinen Kreis führte. Nur wenn eine Hexe höheren Ranges zu einer Versammlung erschien, trat Sybil in die zweite Reihe zurück. Aber das geschah selten. Sie waren wenige hier in Kalifornien, und im engen Kreis trafen sie sich häufig und oftmals auch sehr überraschend, aber überregional gab es kaum enge Bindungen.
    So war hier im Raum Frisco in stillschweigender Übereinkunft Sybil die Anführerin geworden, wobei das nicht so eng zu deuten war, wie es sich anhörte. Sie war keine uneingeschränkte Diktatorin, im Gegenteil. Die Regeln ließen es nicht zu. Der einzige, dem sie alle widerspruchslos gehorchten, war Satan selbst. Vor ihm erniedrigten sie sich, für ihn mordeten sie. Und seinen Schutz genossen sie.
    Sybil verließ die Straße und bog in Richtung auf den Versammlungsplatz ab. Sie benutzten niemals dieselbe Stelle. Die Räder der Wagen mochten die Grasnarbe so nachhaltig zerstören, daß eine unverwischbare Spur gebildet wurde. Das wollten sie alle vermeiden.
    Sybil fuhr nur langsam weiter. Sie hatte Zeit. Die anderen waren noch hinter ihr.
    Plötzlich zuckte sie zusammen. Sie spürte, daß in ihrer Wohnung etwas nicht in Ordnung war. Jemand mußte eingedrungen und in die simple Falle geraten sein.
    Ein Schwarzblütiger konnte es nicht sein, denn der hätte die Falle erkannt und umgangen, abgesehen davon, daß sie auf ihn erst gar nicht angesprochen hatte. Ein Einbrecher? Sie entsann sich, die Balkontür der frischen Nachtluft wegen offen gelassen zu haben.
    Sie überlegte, ob sie noch einmal umkehren sollte, ehe sie das Ritual begann. Die anderen würden auf sie warten. Und es machte auch nichts aus, wenn es zum Ritual nicht mehr dunkel war. Die Tageszeit war nahezu unwichtig.
    Aber dann entschied sie sich dagegen. Wer immer in die Falle gegangen war, er konnte nicht mehr entrinnen. Sybil konnte sich nach ihrer Rückkehr immer noch um den Eindringling kümmern und ihn zu ihrem willenlosen Werkzeug machen oder ihn töten und die Leiche unauffällig beseitigen; es verschwanden fast täglich Menschen spurlos.
    Sie setzte ihren Weg fort.
    ***
    Su Ling hatte die erste sich ihr bietende Chance zur Flucht genutzt. Sie ahnte, weshalb sie hierher gebracht worden war, hinaus aus der Stadt in das einsame Gelände. Wahrscheinlich sollte sie hier in einem magischen Ritual ermordet werden! Denn ansonsten wäre das diesem fremden Mädchen im Hotel viel leichtergefallen. Ling fragte sich, wie die Unbekannte es geschafft hatte, sie nach draußen zu bringen. Mit Magie? Dann hatte sie bei ihrem Fluchtversuch nicht die geringste Chance!
    Dennoch rannte sie. Sie ahnte, daß sie sich in den Santa-Cruz-Bergen befand. Aber wo in diesen Bergen, würde sie wohl erst bei Tageslicht erkennen können. Sie war mit diesem Gelände nicht vertraut. In der Stadt kannte sie sich weit besser aus, da war ihr jede Gasse bekannt. Aber hier…?
    Ob Nicole Duval ahnte, daß sie entführt worden war? Ob sie feststellen konnte, wohin? Sie durfte nicht damit rechnen. Sie mußte zusehen, daß sie aus eigener Kraft entkam. Denn sonst würde man sie hier draußen in der Einsamkeit töten.
    Aber warum?
    Und vor allem - es schien nicht nur eine Person zu sein, die hinter ihr her war. Denn das Mädchen, das sie entführt hatte, war nicht schwarzhaarig. Sie waren also wenigstens zu zweit!
    Ling schalt sich eine Närrin, daß sie das Hotelzimmer geöffnet hatte. Sie hätte die vermeintliche Service-Dame draußen ruhig zetern lassen sollen. Aber nun war es zu spät…
    Ihre Gedanken

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