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0367 - Der Hexenbaum

0367 - Der Hexenbaum

Titel: 0367 - Der Hexenbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Amulett und seiner Magie hatte sie aus der Dunkelzone heraus erkunden können, wo sie sich befand… wenn sie diese magischen Fühler jetzt verankerte…?
    Sie erteilte dem Amulett den Befehl. Und plötzlich spürte sie, wie es griff. Das Gefühl der Schwerelosigkeit existierte plötzlich nicht mehr. Die Anziehungskraft war aber nicht abwärts gerichtet, sondern nach vorn! Sie glaubte, der Korridortür entgegenzustürzen und mit dem Bauch aufzuprallen, wollte sich schon instinktiv zusammenrollen und drehen, aber im letzten Moment schaffte sie es, das zu unterlassen. Der Verstand siegte über das Gefühl.
    Da war sie auch schon aus der Falle heraus!
    Sie befand sich wieder im normalen Teil des Korridors! Wenn sie sich tatsächlich gedreht hätte, wäre sie jetzt unangenehm gestürzt. Der abrupte Wechsel der Schwerkraftrichtung verursachte ihr Übelkeit. Sie lehnte sich an die Wand und kämpfte dagegen an. Langsam beruhigte sich ihr Magen wieder.
    Sie sah zurück. Von der Falle war nichts zu erkennen, aber Nicole war sicher, daß sie nach wie vor existierte.
    War sie für sie, Nicole, installiert worden?
    Daran wollte sie nicht glauben. Woher sollte die Schwarzhaarige wissen, daß Nicole sie hier aufsuchen wollte? Es war wahrscheinlicher, daß diese Falle auf Einbrecher lauerte.
    Nicole preßte die Lippen zusammen und tastete nach dem Amulett. Es hatte ihr geholfen sich zu befreien -aber es warnte nicht! Konnte es im Gegensatz zu Zamorras Amulett Fallen nicht spüren? War das der Unterschied?
    Eines der Unterschiede, erkannte sie. Aber wenn sie dem Amulett konkrete Befehle erteilte, mochte es aufmerksam wachen. Sie »programmierte« die Silberscheibe entsprechend, bevor sie weiterging.
    Sie wollte nicht noch einmal in eine ähnliche Falle geraten…
    Sie untersuchte Küche, Bad und Schlafraum. Alles war leer und unauffällig. Es gab anscheinend auch keine Geheimfächer. Aber im Schlafzimmer war die Tür des Kleiderschranks offen, und es sah so aus, als seien ein paar Sachen hastig herausgeholt und aufs Bett geworfen, dort zusammengerollt und in irgend etwas eingepackt worden… Nicole kannte die Spuren, die dabei auf einer Federbettdecke zurückblieben. Hier hatte jemand gepackt…
    Aber nur wenig…
    Die Hexe war also mit ein paar Sachen irgendwohin unterwegs. Aber wohin? Nicole versuchte, mit dem Amulett die Spur der Hexe aufzunehmen. Sie sah einen Schatten, mehr nicht. Merlins Stern wäre erheblich stärker gewesen und hätte ein ausgeprägteres Bild geliefert, aber dieses Amulett vermochte nur schemenhafte Umrisse zu zeigen. Vielleicht war Nicole auch nicht in der Lage, es exakt zu steuern, vielleicht war sie nach der Falle zu unkonzentriert…
    Sie konnte jedenfalls nicht einmal erkennen, ob es wirklich jene schwarzhaarige Frau war, die Sid Amos ihr gezeigt hatte. Sie sah nur die Umrisse und das wehende schwarze Haar… .
    Die Frau hatte die Wohnung verlassen.
    Auf das Amulett konzentriert, folgte Nicole ihr.
    Das Amulett, auf die Verfolgung justiert, hatte den ursprünglichen Befehl, auf Fallen zu achten, zurückgestellt. Es war nicht in der Lage, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun.
    Vor der Wohnungstür, durch die Nicole jetzt Sybil Ranix’ Wohnung verließ, gab es immer nch das Hypnosefeld der Hexe…
    ***
    Die Hexe sah derweil verdutzt, daß ihr Su Ling entgegenkam.
    Im ersten Moment glaubte sie an eine Täuschung, als die Lichtkegel der Scheinwerfer die laufende Gestalt erfaßten. Dann aber erkannte sie, daß ihr da tatsächlich eine junge Frau entgegenkam. Die duckte sich jetzt und verschwand aus dem Lichtkegel.
    Es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder war es Sonia Parker, oder es war Su Ling. Aber nur die Entführte hatte einen Grund, in Deckung zu gehen. Sie war Sonia also entwischt!
    »Närrin«, murmelte die Hexe und meinte Sonia Parker. »Sie stellt sich wirklich zu dumm an. Aber - kein Meister fällt vom Himmel, und ich will ihr eine Chance geben.«
    Sie konzentrierte sich auf Su Ling und wob einen schnellen Zauber. Während die Hexe für eine kurze Zeit in Trance versank und ihre magische Kraft einsetzte, griff Hypnose nach Su Ling und schaltete deren Willen aus.
    »Komm hierher«, raunte Sybil Ranix. »Du bist in Sicherheit! Ich bin deine Freundin! Komm zu mir…«
    Und Su Ling kam.
    Sie näherte sich mit entrücktem Blick dem Wagen, den Sybil gleich zu Beginn angehalten hatte. Sie öffnete die Beifahrertür und ließ sich auf den Sitz sinken. Sie sah Sybil nicht einmal an.
    Die Hexe war zufrieden.

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